Frage: Schlafverhalten

Schönen guten Morgen, ich habe zu dem Schlafverhalten unseres Sohnes(9,5 Monate) Fragen. Grundsätzlich klappt es ganz gut bei uns. Abends gehts um19.40Uhr in sein Zimmer zum Bettfertigmachen. Da haben wir auch eine feste Routine. Schlafsack an, nochmal trinken. Dann auf dem Arm liegend singe ich ein Lied dann ins Bett mit Schnuffeltuch. Zur Zeit wirds schwieriger: dreht sich auf Bauch, zappelt u lacht, dreht sich hin u her, spielt mit den Holzstreben etc.Vorlesen geht nicht mehr, da ist dann das Licht zu hell u er macht den Kasper. Ich nehme ihn dann wieder raus, trage Ihn bisschen bis die Atmung wieder ruhiger ist,dann wieder ins Bett. Das Ganze geht dann 3-6mal. Dann dreht er sich auf die Seite u schläft. Das Ganze dauert ca 15(wenns super läuft)-40min. Schläft dann meist so 20.20Uhr rum ein und schläft bis 6 manchmal halb 7. Zwischen 5u 6Uhr ist er zur Zeit auch oft unruhig u ich weiß nicht ob er kurz vorm aufwachen ist u gehe dann ständig rüber zum schauen. Hab mir jetzt angewöhnt, ihn dann gleich zu uns ins Bett zu nehmen. Da schläft er dann auch länger, oft bis 7Uhr. Kann das zur schlechten Angewohnheit werden? Ganz bei uns im Bett möchte ich ihn nicht schlafen lassen. Ich finde da keinen guten Schlaf u ich bin auch froh, dass er schon gut in seinem Zimmer schlafen kann. Dann folgt ein Zwischenschlaft gegen 9Uhr für 30min. Mittagsschlaf ist meinst von 12.30 für 1.25Std(klappt gut, da reicht die Spieluhr. Max 15min dann schläft er). Dann hat er nochmal einen Zwischenschlaf(da gehen wir immer spazieren) um 16.45 Uhr für 30min. Manchmal schläft er erst kurz nach 17Uhr ein. Würden wir nicht spazieren gehen, würde er nicht schlafen. Morgens um 9Uhr schläft er auch zu Hause ohne spazieren gehen. Sollen wir den Zwischenschlaf am Nachmittag vllt versuchen weg zu lassen, damit er müder abends ins Bett geht?Dann schafft ers aber bestimmt nicht bis 20Uhr. Mag ehrlich gesagt auch ungern um 5Uhr aufstehen wenn er dann vllt schon ab 19Uhr schläft. Kann ich etwas optimieren? Zwischenschlaft nachmittags weg? Familienbett morgens ok? Bettbring-Methode ok?Wann ca regeln sich die Kinder in nur noch einen Tagschlaf mittags? Wird dieser dann länger? Dann noch eine kleine andere Frage. Er zieht sich nun überall hoch u kann auch langsam schon am Geländer entlang gehen. Aber er kommt von alleine nicht mehr runter. Sucht dann unsere Hand zum runter kommen. Kann man das irgendwie mit ihm üben? Besten Dank vorab für Ihre Rückmeldung!

von Zwoggel am 14.01.2020, 08:49



Antwort auf: Schlafverhalten

Liebe Zwoggel, ich würde keinen Druck machen und erstmal alles so lassen, wie es ist, es sei denn DICH persönlich stört etwas daran. Auch die immer wieder geäußerten Argumente, das Baby würde auf diese Weise verwöhnt oder es würde so nie lernen alleine einzuschlafen bzw. nie wieder aus dem Elternbett ausziehen, sind nicht stichhaltig. Babys in diesem Alter können noch nicht verwöhnt werden und Kinder, die sich den Platz im Elternbett nicht erkämpfen oder ertrotzen mussten, ziehen von selbst aus dem Elternbett aus, sobald sie reif genug dafür sind. Im Gegensatz dazu wollen viele Kinder, die als Babys alleine schlafen mussten noch lange ins Elternbett, weil ihr Bedürfnis (noch) nicht gestillt wurde. Sobald ein Baby die nötige Reife hat, lernt es alleine (ein)zuschlafen und wird auch längere Schlafphasen haben. Genauso wie Du es beschreibst, machen es Mütter seit Urzeiten mit ihren Babys und es hat noch nie einem Baby geschadet. Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist es so, dass Mütter ihre Babys in den Schlaf stillen, tragen oder singen. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses „natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit „Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben. Es hat seinen Grund, warum stillende Mütter die besten Einschlafhilfen SIND. Beim Saugen an der Brust findet ein Baby das, was es braucht: Trost, Nahrung, Sicherheit. Es liegt vermutlich an einer gewissen neurologischen Unreife, wenn einige Babys das mehr brauchen als andere, und es "verwächst" sich wirklich von alleine!! Sehr empfehlenswert ist von Sibylle Lüpold das Buch: "Ich will bei euch schlafen - Ruhige Nächte für Eltern und Kinder." Dein Kind kann nicht "verwöhnt" werden, wenn es viel Nähe und Zuwendung bekommt. Eine Kollegin von mir hat dazu einen schönen Text geschrieben, aus dem ich jetzt einen Abschnitt zitiere: "Das Kind wird verwöhnt und verzogen. "Ja, das ist jetzt schon total verwöhnt" "Ihr verzieht das Kind, nachher will es nur noch auf den Arm" "So lernt das Kind ja nie alleine einzuschlafen, alleine zu spielen, sich mit sich selbst zu beschäftigen ..." "Wie soll das Kind denn seinen Rhythmus finden, wenn Du es ständig mit der herumziehst". So und ähnlich lauten viele Aussagen wohlmeinender Freunde, Verwandte und auch wildfremder Menschen, von denen man auf der Straße angesprochen wird. Was ist dran an dieser Theorie, dass das Baby durch die Zuwendung, die es erhält verwöhnt und verzogen wird? Bernadette Stäbler beschreibt in ihrem Buch "Mama" die Angst, sein Kind nicht richtig zu erziehen: "Und schon ist sie da, diese Angst, sein Kind zu verziehen. Welche Ursachen hat sie? Denn, wer dieses unschuldige Baby anschaut, fühlt sich sehr glücklich. Niemand kann sich vorstellen, dass es eines Tages unerwünschte Handlungen vollbringen wird. Wenn wir also von "verziehen" sprechen, haben wir ein älteres Kind vor Augen. Das Kind im Trotzalter, das immer "nein" ruft, läßt seine Mutter denken: "Was für einen Dickkopf habe ich mir großgezogen. Sicher habe ich es falsch gemacht!" Ist es wirklich so wichtig, dass unsere Kinder vor der Zeit lernen, alleine zu schlafen, alleine zu sein und sich mit sich selbst zu beschäftigen? Ist es notwendig, dass wir Erwachsenen unseren Lebensrhythmus ändern und an das Baby anpassen, damit sich das Kind gut entwickelt? Auch hierzu möchte ich wieder aus dem Buch von Bernadette Stäbler zitieren: "In vielen ursprünglich lebenden Kulturen, die wir "primitiv" nennen, wurden inzwischen Untersuchungen durchgeführt, deren Ergebnisse eine Umwälzung unserer Ansichten über die herkömmliche Kindererziehung mit sich brachten. Ich möchte eine afrikanische Studie herausgreifen und vereinfacht darstellen: Die erste Gruppe gebar ihre Babys zuhause und ließ diese keinen Moment allein. Geborgen bei der Mutter, wurden sie nach Bedarf gestillt und mussten niemals schreien. Bald ging die Mutter wieder auf das Feld, um die gewohnte Arbeit zu verrichten, das Neugeborene in ein Tragtuch geschlungen. Die Kontrollgruppe bekam ihre Babys im Krankenhaus mit aller medizinischen Hilfe, einschließlich schmerzlindernden Medikamenten. Gleich nach der Geburt wurden Mutter und Kind getrennt, um zu ruhen. Die Babys bekamen Fläschchen und Schnuller, weil dies "das Moderne" war. Daheim schliefen die Kinder in ihrem Bettchen, in ihrem eigens dafür hergerichtetem Zimmer. Allein, ohne Körperkontakt. Alles ging recht zivilisiert zu, nämlich nach einem genauen Zeitplan, denn die Kinder sollten sich früh an ein geordnetes Leben gewöhnen und weder kleine Tyrannen noch nervös werden. Ein Jahr später offenbarte sich das Unerwartete: Die Kinder der ersten Gruppe waren in allem den anderen voraus: Sie waren intelligenter in ihren Verhaltensweisen und auch viel sozialer eingestellt, selbst die körperliche Entwicklung war besser, obwohl sie die ganze Zeit "festgebunden" waren. Ähnliche Ergebnisse ergaben vielseitige Studien in den verschiedensten Kulturkreisen. Wenn wir versuchen, dies mit einer natürlichen, einfühlsamen Intelligenz nachzuvollziehen, wissen wir, warum das Ergebnis so ausfallen musste. Das Baby fühlt sich bei seiner Mutter geborgen. Es muss seine Kräfte nicht für das Weinen verbrauchen. Der mütterliche Körper gibt ihm Wärme. Wenn das Baby sich an seine Mutter schmiegt, fühlt es ein wenig von dem Glück, das es neun Monate lang im Mutterleib haben durfte. Es kennt von daher ja auch schon die Herztöne seiner Mutter, es kennt sogar schon ihre Stimme und nun sieht es endlich ihr Gesicht, ihre Augen und darf an der Brust trinken, wenn es möchte. Das ist das Glück, die mütterliche Liebe, die Impulse gibt für die Intelligenz und das soziale Verhalten. Wenn das Baby sich an die Körperbewegungen der Mutter anpassen muss, während sie ihre alltägliche Arbeit verrichtet, übt es in wundervoller Weise seine Muskeln und den Gleichgewichtssinn." (Aus: Denise Both: „Tragen") Also, ganz klar: Du machst nichts falsch. Und Du machst es auch richtig, wenn Du Deinem Baby die Hand reichst und ihm hilfst. Wenn es sicherer ist, wird es von ganz alleine versuchen, es ohne Hilfe zu schaffen :-) Ganz liebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 14.01.2020