Frage: Verarbeitung Geburtserlebnis

Liebe Frau Höfel, nachdem wir nach unseren Erfahrungen bei unserer ersten Geburt im Krankenhaus unsere zweite Tochter zu Hause bekommen haben, müssen wir unsere erste Geburt noch aufarbeiten. Mittlerweile haben wir auch eine Kopie der Geburtsakte erhalten. Folgende Fragen habe ich: Nach Blasensprung um 01:00h, Ausbleiben besonderer Wehentätigkeit und Muttermundkontrolle durch „unsere“ Beleghebamme (11:00h: „Portio verstrichen, Muttermund 2cm, sakral“) sind wir am anderen Mittag gemeinsam mit unserer Beleghebamme (die im Folgenden immer zugegen war) ins Krankenhaus gefahren. Da ich Privatpatientin bin, wurde der Chefarzt hinzugezogen für einen Eingangsbefund (ab 13:30h). Mir wurde mir dann eine Geburtseinleitung per Cytotec empfohlen. Vorher sei noch ein eigener Befund des Chefarztes in Form einer Muttermundkontrolle notwendig. Hierbei führte der Arzt aber einen sehr schmerzhaften manuellen Eingriff durch, bei dem ich laut aufgeschrieen habe, gefragt habe, was das soll, und dem ich versucht habe, mich zu entziehen (war aufgrund der Position kaum möglich war und der Arzt hat einfach nachgefasst). Auch die sehr laute Rückfrage meines Mannes zuerst an den Arzt und dann an die Hebamme blieb unbeantwortet. Nachträglich haben wir auch keine Informationen erhalten. Der Arzt hatte Blut an seiner Hand, auf dem Weg zur Umkleide lief mir Blut die Beine herunter und tropfte in der Umkleide auf den Boden. Hierzu gab es keine Erläuterung mehr und wir konnten einfach auch nicht mehr nachfragen. In den Aufzeichnungen steht als Fazit der Untersuchung nur: „13:30h: Muttermund sakral, verstrichen, 2cm“, der Eingriff ist nicht ausgewiesen. Danach habe ich dann 50mg Cytotec bekommen. Können Sie wohl bitte vermuten, was hier gemacht wurde (unsere nochmaligen schriftlichen Rückfragen an den Arzt und die Hebamme vor wenigen Wochen blieben unbeantwortet)? Ist ein solcher Eingriff ohne jegliche Aufklärung erlaubt? In der mindestens letzten Viertelstunde der Geburt waren meine Beine auf Fußstützen hochgelegt, so dass meine gesamte Pressenergie in die Hand meines Mannes und an den Füßen in die Luft ging. Der Arzt wollte mir dann „etwas von außen mithelfen“. In den Aufzeichnungen haben wir nun gesehen, dass es sich um die umstrittene Kristeller-Hilfe gehandelt hat. Ist Kristeller-Hilfe ohne jegliche Aufklärung erlaubt? In Folge der Kristeller-Hilfe sind die Herztöne heruntergegangen und es wurde ich Dammschnitt gemacht, der zu einem Dammriss 3. Grades führte. Ist ein Dammschnitt ohne jegliche Aufklärung erlaubt? Wir waren in jeder Situationen im Vollbesitz unserer geistigen Kräfte und hatten im Vorfeld zu Beginn der Eingangsuntersuchung um vollständige Transparenz gebeten. Körperliche Folgen sind zum Glück nicht zurückgeblieben und die zweite Geburt habe ich in Ruhe, ohne Interventionen und in aufrechter Geburtsposition ohne nennenswerte Geburtsverletzungen trotz der Vorschädigung überstanden. Vielen Dank für Ihre Antworten schon jetzt!

von MSCM1613 am 03.07.2016, 10:52



Antwort auf: Verarbeitung Geburtserlebnis

o.T.

von Martina Höfel am 04.07.2016



Antwort auf: Verarbeitung Geburtserlebnis

Bis zum Beginn der Untersuchung durch den CA klingt es nach "normaler" primärer Wehenschwäche nach vorzeitigem Blasensprung. Dieser aber hat offenbar versucht, durch eine gewaltsame Muttermundsdehnung Wehen zu provozieren, was einer Vergewaltigung gleichkommt. Ein beherzter Tritt Deinerseits ins Gesicht des Arztes wäre verständlich und legitim gewesen.... Die "Sprachlosigkeit" der Hebamme in dieser Situation ist ev. auf ihr Abhängigenverhältnis zum CA zurückzuführen, kann aber ebenfalls nicht toleriert werden. Zumindest hätte sie den Versuch einer Erklärung machen müssen. Der weitere Verlauf ist (leider) häufig Klinikroutine gewesen, gleichwohl aus geburtshilflicher Sicht erheblich optimierbar: weder ein Lagern in Fußstützen noch Kristellerhilfe sollten bei unauffälliger Spontangeburt routinemäßig angewandt werden. Ihr seid möglicherweise in die Falle "die werden schon wissen was sie tun" getappt, und die Hebamme war offenbar ebenfalls keine entsprechende Unterstützung. Leider ist es häufig so, daß die Frauen erst nach der ersten Entbindung das Selbstbewußtsein entwickeln, um genau zu wissen (und auch mitzuteilen!) was sie wollen - oder eben auch nicht. Außerdem muß man, gerade in Bezug auf die Beleghebamme, das unbedingte Vertrauen haben, daß sie im Sinne der Gebärenden handelt, weil man unter der Geburt so eine Art "Unzurechnungsfähigkeit" entwickelt. Im vorliegenden Fall war dies leider nicht gegeben. Die Aufarbeitung einer wenig zufriedenstellenden Erstgeburt (und nein: dieses "ist doch egal, wie das Kind rauskommt, Hauptsache gesund" ist unerträglich) geschieht zum einen durch genaue Aufklärung der Notwendigkeit der stattgefundenen Interventionen (was bei Euch ja leider nur unzureichend geschehen konnte) und besser noch durch eine harmonische Nachfolgegeburt. Alle Vorstellungen, wie "es" zu laufen hat, wird man selten erfüllen können, dazu ist die Geburtshilfe zu vielfältig, aber die "Basics" (keine Eingriffe ohne Aufklärung, keine unnützen Maßnahmen etc.) sollten immer erfüllt werden können - egal ob in der Klinik oder zu Hause. Nun aber sollte die Freude über die gesunden Kinder im Vordergrund stehen, Bedauern über die Umstände der ersten Geburt sind erlaubt, sollten aber nicht im Vordergrund stehen sondern nach und nach in den Hintergrund rücken. Alles Gute!

von Andrea6 am 03.07.2016, 13:18



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