Hallo Fr. Höfel,
ich hatte heute (16+5 SSW) einen hellbräunlichen Fleck auf meiner Slipeinlage, da ich Rh-Faktor neg. bin und meine FÄ z. Zt. im Urlaub, bin ich sicherheitshalber in das nahegelegene KKH gefahren. Dort habe ich eine Anti-D-Spritze erhalten. Aber die Ärztin hat folgenden Befund genannt und protokolliert:
Spec.: Fluor albus, z.Zt. keine Blutung
Palp.: Zervix erhalten, derb, MM geschlossen, Uterus aufgelockert und indolent
Sono: CK-Länge 42mm, tiefsitzende HW-Plazenta bis an den inneren MM heranreichend!, kein Anhalt für retroplazentares Haematom, intakte Gravidität, Biometrie entspricht einer 17.18.SSW, FW-Menge normal
Die Ärztin schien ein wenig besorgt, sie hat die tiefsitzende HW-Plazenta auch in den Mutterpass geschrieben. Ich war bei 16+0 noch bei meiner FÄ, die hatte (wie eigentlich immer in letzter Zeit) nur über den Bauch geschallt. Die KKH-Ärztin meinte, diese HW-Plazenta sähe man ausschließlich über den vaginalen US.
Die Ärztin hat mich wegen der tiefsitzenden Plazenta belehrt, daß ich bei frischem Blut sofort zum Arzt muß. Ansonsten reicht der nächste Termin bei meiner FÄ.
Ich hatte bisher noch keine Blutung (auch keine Schmierblutung), war heute nur so vorsichtig, weil ich Rh-Faktor negativ bin. Mache mir jetzt extreme Sorgen, auf dem Befund steht nichts von Placenta praevia marginalis, totalis usw.
1) Welche Form dieser Placenta praevia habe ich denn nun (marginalis, totalis etc.)?
2) Kann denn die Placenta nicht noch hochwandern - ich bin doch erst 16+5?
3) Muß ich irgendetwas beachten?
Leider gibt es im Internet zu viele Horrorgeschichten, die mir große Angst machen, deshalb wende ich mich gleich an Sie. Bin TOTAL verunsichert!
Besten Dank und viele Grüße
Cherrykind
von
Cherrykind
am 12.03.2014, 18:35
Antwort auf:
tiefsitzende HW-Plazenta
Liebe Cherrykind,
es gibt zwei Formen: tiefsitzende Placenta (erreicht den Muttermund nicht oder gerade so) oder Placenta praevia (erreicht den Muttermund oder überdeckt ihn).
Zur Vollständigkeit erst einmal den gesamten Text:
"Normalerweise nistet sich das befruchtete Ei im oberen Teil der Gebärmutter an. Finden sich dort nicht so gut Ernährungsbedingungen, dann findet die Ansiedlung auch schon mal in der Nähe des Muttermundes oder gar über dem Muttermund statt.
Tiefsitzende Placenta
Bei einer tief sitzenden Placenta (Placenta sitzt in der Nähe des Muttermundes) "wandert" die Placenta nämlich noch.
Die Placenta heftet sich ans Gewebe der Gebärmutterwand und verankert sich dort. Mit Zunahme der Größe der Gebärmutter "wandert" sie also scheinbar, sitzt aber in Wirklichkeit am gleichen Fleck.
Jetzt zur "Wanderrichtung". Nehmen Sie einen Luftballon und malen Sie einen Punkt von 2 cm Durchmesser drauf (ungefähr dort, wo jetzt Ihre Placenta im Uterus sitzt) - dann pusten Sie den Luftballon auf. Ihre Placenta verhält sich genauso wie der Punkt auf dem Luftballon.
Er wird auf keinen Fall über den Luftschlitz wandern, sondern Richtung Mitte und oben!
Also erst einmal ruhig bleiben (nicht schwer heben, schwere körperliche Arbeit meiden) und schauen, was bei der nächsten Untersuchung raus kommt.
Die Placenta muß nicht ganz nach oben wandern - es reicht, wenn sie vom Muttermund weg ist.
Placenta praevia totalis, marginalis
bei einer den Muttermund bedeckenden Placenta heißt es Ruhe bewahren - und zwar im wahrsten Sinne des Wortes! Noch ein paar fachliche Informationen, da Sie in nächster Zeit diverse Schauergeschichten hören werden!
Diese Schwangerschaft kann durchaus bis zur 36./37. SSW halten und dann ist eh alles gut.
Vermeiden Sie vor allen Dingen schwere körperliche Arbeit und am Ende der Schwangerschaft allzu heftigen Sex. Die Empfehlung bitte ernst nehmen.
Leider hört man immer nur von schlimmen Ausgängen. Wenn alles super gelaufen ist (d.h., Frau hat sich geschont und kommt in der 36. SSW in die Klinik, bekommt nochmal eine Lungenreife fürs Kind, wird bis zur 37. SSW überwacht und dann sectioniert) redet kein Mensch darüber.
Aber so geht der Großteil der Fälle aus! Auch Sie haben es in der Hand einen guten (Notfall)Plan zu stricken und alles wird gut laufen.
Wichtig ist, dass Sie Familie und Freunde mit einbinden, damit man Ihnen schwere Arbeiten im Haushalt soweit wie möglich abnimmt.
Wenn es sich wirklich um eine Placenta praevia totalis (Placenta liegt genau über dem Muttermund) handelt, gehören Sie engmaschiger untersucht.
Als Geburtsmoduss muss dann ein Kaiserschnitt durchgeführt werden, da es logischerweise nicht möglich ist, erst die Plac. und dann das Kind zu entwickeln.
Den Kaiserschnitt macht man nach der 38. SSW, weil das Kind dann "fertig" ist und nur noch wachsen muß.
Mit dem Kind wächst aber auch die Gebärmutter und die Wehentätigkeit nimmt zu. Dadurch kommt es zu Flächenverschiebungen im Uterus und die Placenta kann sich partiziell ablösen. Dadurch wäre natürlich die Sauerstoffversorgung gefährdet und eine totale Ablösung im Bereich des möglichen."
So, wenn Sie jetzt noch einmal die Unterlagen der Ärztin zur Hand nehmen, dann können auch Sie erkennen, dass es sich sehr wahrscheinlich lediglich um eine tiefsitzende Placenta handelt.
Bleiben Sie entspannt und beim nächsten Gyn-Termin ist die Placenta wahrscheinlich schon nicht mal mehr in der Nähe des Muttermundes.
Liebe Grüße
Martina Höfel
von
Martina Höfel
am 12.03.2014