Liebe Frau Höfel,
ich bin am Verzweifeln. Mein Sohn ist nun 4,5Monate alt und er schafft es einfach noch immer nicht einzuschlafen - und ich meine dabei nicht alleine. In den ersten 2-3Monaten hat er vor lauter Koliken tagsüber fast nichts geschlafen, weil er nur geschrien hat und Abends hat er sich dann in den Schlaf geweint und ist dann ca. alle 2-4h zum Stillen wach geworden.
Die Koliken wurden besser, dennoch kann er einfach nicht abschalten und Einschlafen. Wir machen seit Monaten das gleiche Ritual vorm Bett gehen: Rollo gemeinsam herunterladen, einmal LaLeLu singen, Kuss auf die Stirn, Gute Nacht sagen und ihn ins Bett legen. Ab dann beginnt das Theater. Ich streichle ihn noch sanft, aber spreche nicht mehr. Er fuchtelt mit Armen und Beinen wild um sich, schreit und quengelt... Bis er einschläft kann dann schon mal ein bis drei Stunde dauern. Ich nehme ihn nicht aus dem Bett, sondern lege mich einfach daneben hin und gebe ihm meine Hand, wenn er sehr schreit. Wenn er endlich eingeschlafen ist, dann wacht er momentan in der Nacht alle Stunden auf, obwohl er nur noch alle ca. 4-5h Hunger hat. Teilweise nimmt er einen Schnuller (seit Kurzem)
Am Tag ist das Einschlafen fast noch mühsamer. Bei den ersten Müdigkeitszeichen gehen wir ins Schlafzimmer. Kein Spielen mehr, nichts. Dennoch braucht er immer ewig bis er einschläft. Er gähnt in seinem Bettchen noch ewig dahin, macht aber seine Augen nicht zu. Stattdessen gibt es immer Beingymnastik vom Feinsten.
Im Kinderwagen geht es uns ähnlich. Wenn er zu Gähnen beginnt kann ich mit Sicherheit noch 1h den zugehängten kiwa vor mir herschieben bis er einschläft. Das Schlimmste aber ist, dass er am Tag max. 40min (auf die Minute) schläft und danach einfach nicht weiterschlafen kann. Wir haben schon alles mögliche probiert, sind dabei aber immer ganz leise. Herumtragen hilft übrigens auch nicht und beim Autofahren wird auch nu gebrüllt. TT mag er nicht mehr seit er das Wagerl akzeptiert.Ich bin echt am Ende. Laut Schlafprotokoll schläft er keine 12h in 24h (und dann auf unzählige Kurzschläfchen) und er ist den ganzen Tag schlecht gelaunt und schreit, weil er ständig müde ist. Wir unternehmen schon gar nichts mehr außer spazieren gehen und ich bin Tag und Nacht nur damit beschäftigt ihn beim Einschlafen zu unterstützen.
Laut Kinderärztin ist er gesund und ich hab auch jede Menge homöopathische Globuli bekommen, die alle keine Änderung gebracht haben.
Können Sie mir noch einen Tipp geben? Ich bin mittlerweile zu allem bereit, wenn er endlich Einschlafen würde und nicht mehr ständig schreit.
Vielen Dank!
Jasmin
von
patriciajasmin
am 22.06.2016, 14:09
Antwort auf:
Baby mit 4,5Monaten kann noch immer nicht einschlafen
Liebe Jasmin,
Ihr Sohn signalisiert ganz deutlich: ich will hier nicht liegen.
Und deshalb ist Tragen angesagt.
Ja, ich weiß. Es ist stressig, ständig mit einem Anhängsel herum zu laufen, zu liegen, zu gehen.
Anstatt ständig zu versuchen ihn irgendwo abzulegen, ihn zum Schlafen zu bringen, zu horchen, wann er denn wieder aufwacht (alles Frust beladen, weil es eh nicht funktioniert), würde ich ihn einfach tragen und auf mir oder im Wohnzimmer schlafen lassen.
Allerdings sollten Sie trotzdem Ihrem Alltag nachgehen! Wenn Ihr Kind weint, dann ab in die Trage. Da ist es sicher und Sie haben die Hände frei! Denn wenn das Kind eh weint, kann es das auch vor Ihrem Bauch!
Und ja, Ihr Kind schläft wenig. Und doch lebt das Kind gnadenlos nach seinen Bedürfnissen. Das muss es auch (um sein Überleben zu sichern). Es hat keine Ahnung, dass alle Lehrbücher es anders sagen oder andere Eltern die Nase rümpfen und scheel gucken. Für Ihr Kind gilt: Mama weg- Sicherheit weg! Alarm!
Sie haben ihn bestimmt schon gelesen, deshalb nur noch einmal der Vollständigkeit halber:
Ihr Kind muss NICHT alleine einschlafen! Es ist 16 Wochen alt!
"alleine einschlafen können" hat nämlich nichts mit Lernen zu tun, sondern mit der Reifung des Gehirns.
Was Ihr Sohn "gelernt (erfahren)" hat: bei Mama und Papa ist Wärme, da ist vertraute Stimme, da ist vertrauter Geruch, da ist Nahrung, da ist Sicherheit - da kann ich in den Schlaf gleiten.
Mal ehrlich: was würden Sie sagen, wenn Ihr Mann sagen würde. Deine Kuschelei mit mir ist nach wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht nötig. Du musst lernen alleine (ein)zuschlafen. Sie würden Ihrem Mann einen Vogel zeigen!!!!! Ihr Kind ist aber erst acht Wochen alt!
Der Tipp kann nur heißen: tragen, tragen, tragen und da sein und gelassen bleiben! Notfalls abends das Kind mit auf die Couch nehmen.
Wenn Sie nach New York ziehen, dann würden Sie sich zu Anfang völlig unsicher fühlen (Angst haben, heulen, sich ungerecht behandelt fühlen), wenn Sie sich nach 3 Wochen auf einmal irgendwo in der Stadt wiederfinden würden! Klar, Sie würden sich dann umschauen und gucken, ob Sie irgendetwas wiedererkennen - Ihr Kind kann das nicht, denn es kann nur einen kurzen Radius scharf sehen! Da gilt: aus dem Auge - aus dem Sinn - Verlassensein!
Und Sie würden in New York nach dem Weg fragen - Ihr Kind kann das nicht - es weiß gar nicht, was ein Weg ist!
Ihr Kind schläft auf dem Arm (in Sicherheit) oder vom Schaukeln des Kinderwagens (bekannte Bewegung) ein und wacht im Bett auf - da würde ich auch schreien! Ihr Kind ist irritiert.
Irritiert, weil es auf dem Arm einschläft, aber an einer anderen Stelle wieder aufwacht! Das Kind weiß nämlich nicht, dass Sie es dort abgelegt haben!
Wenn Sie vor dem Fernseher einschlafen und im Bett aufwachen, dann wissen Sie, dass Ihr Mann so nett war........Ihr Kind kann das nicht einordnen.
Deshalb fühlt es sich im Moment auf Ihrem Arm am wohlsten und das ist gut (und völlig normal) so!
Sicher können Sie sich noch erinnern wie es war als Sie Ihren Freund/ Ihren Mann kennengelernt haben! Da war schmusen, anschauen, knuddeln, knutschen, "zusammenkleben" angesagt - am liebsten hätte man sich doch überhaupt nicht losgelassen, oder?
Und so geht es im Moment Ihrem Kind! Ihr Kind war 9 Monate im Bauch - und da herrscht eine wahnsinnige Geräuschkulisse, da ist richtig Krach! Diesen "Krach" inform von Herzschlag und Darmgeräuschen sucht Ihr KInd, um sich in Sicherheit zu wiegen, deshalb ist Tragen angesagt.
Fiel vielleicht das Wort verwöhnen? Fragen Sie doch mal die anderen Leute, ob sie gerne verwöhnt werden!
Ein paar Beispiele (ohne Ansehen der Person):
Mag Ihr Freund es, wenn man ihn verwöhnt? Ein paar Schnittchen für die Kumpels und ihn beim Fernseh-Fußball-Abend? Abends eine warme Mahlzeit? Rücken eincremen nach dem Baden? Das Bier holen, obwohl er selber gehen kann? Kuscheln vorm Fernseher? DAS ist Verwöhnen!
Mag Ihre (Schwieger)mutter es, wenn Sie Ihr aufmerksam zuhören? Wenn Sie Ihr zum Kaffee den Tisch nett richten? Mal eine kleine Aufmerksamkeit und sei es nur das Bemerken der neuen Frisur? DAS ist verwöhnen!
Mag Ihre Nachbarin es, wenn Sie die Tageszeitung von unten mit hochbringen etc....... usw.!
Fragen Sie Ihren Mann, wie es ihm gehen würde, wenn er von der Arbeit käme (nachdem er sich über die Kollegen geärgert hat und der Tag sowieso mies war) und Sie würden ihm einen großen Stopfen in den Mund schieben und ihn hin und her wiegen und ihm sagen: Schscht, ist alles gut! Schlaf ein bisschen......... oder geh nach nebenan und brüll da vor Dich hin! *grins*
Oder wenn Ihre (Schwieger)mutter das Neueste erzählen will und Sie hören gar nicht hin, sondern telefonieren mit der Freundin!
Kollegin Andrea hat es einmal ganz treffend ausgedrückt:
"Verwöhnen" hat in Deutschland leider, speziell wenn es um Kinder geht, einen unguten Beigeschmack. Dabei wünscht sich doch eigentlich jeder, "verwöhnt" zu werden, denn in Wirklichkeit ist das ja nichts anderes als besonders umsorgt werden, jeden Wunsch von den Augen abgelesen zu bekommen, einfach das Gefühl, etwas Besonderes zu sein. In diesem Sinne "verwöhnst" Du Dein Kind, und das braucht es auch und es ist richtig, was Du tust.
Was die "anderen Seiten" betrifft, die davor warnen (woher wissen die eigentlich um Deinen Tagesablauf?): sie meinen "verziehen", d.h. maßlosen Wünschen nachgeben, unsinnige Dinge erlauben etc. und ist etwas ganz anderes.
Genieße die kostbare Zeit mit Deinem Neugeborenen, "verwöhne" es nach Strich und Faden und laß Dich aber auch selber verwöhnen (Du bist ja auch noch im Wochenbett!). Es wird sich ganz sicher im Laufe der Zeit ein Familienrhythmus ergeben, der allen Beteiligten gerecht wird. Alles Gute!"
Hier noch ein Brief einer anderen Forums-Nutzerin
"es gibt solche Babys, meiner war auch so einer. Ich habe mir das Buch „Das 24-Stunden-Baby" von Dr. William Sears zugelegt - hier stehen so manche hilfreiche Erklärungen und auch Tipps.
Zusammenfassend kann man sagen: das Einzige was hilft sind TRAGEN und/oder STILLEN und das rund um die Uhr und es ist das Beste was Du für Dein Baby tun kannst. Keine Bange, Du verwöhnst Dein Baby damit nicht, Du erfüllst nur seine existentiellen Bedürfnisse.
(Ich habe mal den schlauen Satz gelesen ..."und glauben Sie nicht, dass Sie ihrem Baby damit irgendeine besondere Gunst erweisen. Getragen und Gestillt zu werden ist für ihn lediglich der Normalzustand."
Nachdem ich das begriffen hatte wurde mein Leben einfacher. (Auch wenn das Tragen selbst natürlich anstrengend war)
Unser Sohn wurde die ersten 3 Monate seines Leben quasi nicht mehr abgelegt, sondern er schlief und wachte nur in meinen Armen - und wenn ich zu müde wurde, übernahmen ihn andere hilfreiche Hände. Eine Freundin hat das mal folgendermaßen genannt - "Euer Sohn schläft nur auf Körpern, grins).
Nachdem er jedenfalls begriffen hatte, dass er sich felsenfest darauf verlassen kann wurde er fast schlagartig zufrieden.
Heute mit 11 Monaten ist er ein heiteres, gelassenes Baby, das sich sicher sein kann, dass wir alles versuchen, seine Bedürfnisse zu erfüllen und damit in sich selbst ruht.
Ich kann Euch nur wünschen, dass Ihr Euren Weg findet,
LG Joshi"
Bleiben Sie gelassen und tragen Sie Ihr Kind - das gibt ihm soviel Sicherheit.
Ein gut gebundenes Kind wird im Leben immer sicher sein. Aber um dieses "gut-gebunden-sein" zu erreichen bedarf es Jahre! Jahre, in denen dem Kind immer wieder signalisiert wird: ja, ich bin da! Ja, hier bist Du sicher! Ja, komm her, egal, was Du hast!
Dann kann ein Kind sich der Welt zuwenden.
Was wir immer vergessen: unsere Kinder sind noch nicht fertig, wenn sie geboren werden. Unsere Schwangerschaft ist zu kurz! Wir müssten ca. 2 Jahre schwanger sein, damit unsere Kinder sich alleine ernähren könnten (also Essen greifen und essen), kurz nach der Geburt aufstehen und loslaufen könnten (Gefahr entrinnen) und in kürzester Zeit kommunizieren könnten."
Liebe Grüße
Martina Höfel
von
Martina Höfel
am 23.06.2016
Antwort auf:
Baby mit 4,5Monaten kann noch immer nicht einschlafen
Das Problem hatte ich auch, ab der 8./9. Woche war tagsüber kaum an schlafen zu denken, heute ist er 17 Wochen. Wenn ich merke er wird müde, gehe ich mir ihm ins Schlafzimmer, wiege ihn und seine ihm was vor sobald er die Augen zu hart und sein typisches seufzen folgt, lege ich mich für 10-15 Minuten neben ihn in unser Bett ( manchmal schlafe ich auch mit ein). Eigentlich schläft er dann super, klar gibt es auch mal Tage da klappt es nicht so schnell und dann kann die Prozedur schon mal eine halbe Stunde dauern.
In diesem Alter brauchen die Zwerge noch extrem viel Nähe und Geborgenheit, dann klappt es eigentlich mit dem schlafen auch wenn du ihm das in ausreichender Menge gibst.
von
Surematu
am 22.06.2016, 16:37
Antwort auf:
Baby mit 4,5Monaten kann noch immer nicht einschlafen
Wie ist es denn im tragetuch oder in einer trage? das klappt bei uns ganz gut. mit Ritual ins bett legen, klappt bei uns so gut wie nie - und das mit inzwischen 16 Monaten.
von
Judith85
am 23.06.2016, 11:34
Antwort auf:
Baby mit 4,5Monaten kann noch immer nicht einschlafen
Vielen Dank für eure Antworten.
Ich habe ihn 2,5Monate nur im Tragetuch getragen, weil er den Kinderwagen nicht mochte (Geschrei von der ersten bis zu letzten Minute in dem Ding).
Dann mochte er plötzlich das Kinderwagerl und seitdem funktioniert es in der Trage/Tragetuch nicht mehr. Er ist sehr aktiv und mag es nicht mehr, wenn man ihn zum Körper "schnallt". Da biegt er sich nach hinten, überstreckt sich und brüllt ganz schrill und laut. Ich habe es auf ihr Anraten nun einige Tage wieder probiert und leider gab es nur Gebrüll - er schlägt um sich mit Händen und Füßen, streckt den Kopf mach hinten und schreit lautstark. Egal ob wir nur in der Wohnung herumgehen oder im Freien spazieren. Er schreit ganz fürchterlich im Tuch. Besser ist es, wenn man ihn auf der Schulter ohne Tuch/Trage trägt, aber sobald er zu müde wird schlägt er auch dort um sich und schreit.
Wiegen - wie mir auch vorgeschlagen wurde - geht gar nicht. Da schreit er sofort und biegt sich weit nach hinten bevor man ihn noch richtig in die Liegeposition gebracht hat. So engen Körperkontakt mag er generell nicht, denn er würde auch nie am Bauch von mir oder meinem Mann einschlafen. Allein wo liegen mag er aber auch nicht. Ich hab keine Ahnung was er will/braucht und würde es so gern wissen, um ihm das stundenlange Schreien bei jedem müde werde zu ersparen.
PS: wir waren schon beim Osteopathen - hat nicht viel geändert.
von
patriciajasmin
am 28.06.2016, 20:40