Guten Tag Frau Höfel,
ich bin zur Zeit etwas verzweifelt! Meine Tochter wird in wenigen Tagen 9 Monate alt. Sie schläft seit der Geburt immer an meiner Brust ein. So machen wir es morgens um neun, zum Mittagschlaf und natürlich auch zum Abend! Sie schläft morgens und mittags jeweils eine Stunde und nachts von 19-7 Uhr - allerdings mit vielen Unterbrechungen.
Damit komme ich nun auch auf mein "Problem" - sie kann nur mit Brust schlafen, weil wir das von Anfang an so gehandhabt haben. Wenn sie aufwacht, dann braucht sie meine Brust um wieder einzuschlafen. Sie schläft mit uns im Familienbett, somit ist das relativ einfach für mich und sie.
Aber da sie mich immer braucht, wenn sie aufwacht habe ich natürlich nie die Möglichkeit mal abends endlichen wieder was mit meinem Mann zu machen. Das tut unserer jungen Ehe natürlich nicht besonders gut, denn wir möchten nach den langen Monaten des "Verzichts" auch mal wieder abends einen Film zusammen gucken oder ausgehen!
Auch, ist er der Meinung, dass es langsam Zeit wird, dass sie im eigenen Bett schläft...
Nun zu meiner Frage, wie gewöhne ich meinem Baby nun eine andere Weise des Einschlafens an, die für uns beide schonend ist?
Ich ertrage die ganzen schlauen Ratschläge von meinen Verwandten und Bekannten nicht mehr bei denen mir nur vom hinhören das Herz blutet!
Habe ich ihr etwas angewöhnt, dass ich nun nicht mehr so einfach abgewöhnen kann? Bis jetzt war das alles so unproblematisch und einfach für mich..
Ich hoffe, Sie können mir ein paar Tipps geben.
Liebe Grüße
HannaMama
von
HannaMama89
am 13.01.2016, 13:20
Antwort auf:
Baby alleine einschlafen lernen
Liebe HannaMama,
die Frage vorweg: wollen Sie das Einschlafstillen abschaffen? Ja, dann muss etwas anderes her! Nein, dann müssen Sie (fast) nichts ändern, außer sich ein dickes Fell anschaffen.
Wollen Sie das Einschlafstillen abschaffen oder würden Sie es nur um des lieben Friedens willen tun?
Wenn das Kind nicht mehr Einschlafstillen soll, dann muss es wach ins Bett. Mit Schnuller und Schmusetier. Der Schnuller muss langsam angewöhnt werden. Immer mal wieder für zwei Minuten - und zwar wenn das Kind satt und gut drauf ist. Dann kann das Kind in Stresszeiten dem Sauger etwas abgewinnen.
Dazu ein Schmusetier, welches nur zum Einschlafen (und Durchschlafen) genutzt wird. Ansonsten bleibt es im Bett.
Was nicht geht: mal so und mal so. Das würde das KInd wahnsinnig machen, da es nicht erfassen kann, was nun dran ist. Es wird also immer versuchen den Originalzustand (Einschlafstillen) wieder herzustellen.
Fiel vielleicht das Wort verwöhnen? Fragen Sie doch mal die anderen Leute, ob sie gerne verwöhnt werden!
Ein paar Beispiele (ohne Ansehen der Person):
Mag Ihr Freund es, wenn man ihn verwöhnt? Ein paar Schnittchen für die Kumpels und ihn beim Fernseh-Fußball-Abend? Abends eine warme Mahlzeit? Rücken eincremen nach dem Baden? Das Bier holen, obwohl er selber gehen kann? Kuscheln vorm Fernseher? DAS ist Verwöhnen!
Mag Ihre (Schwieger)mutter es, wenn Sie Ihr aufmerksam zuhören? Wenn Sie Ihr zum Kaffee den Tisch nett richten? Mal eine kleine Aufmerksamkeit und sei es nur das Bemerken der neuen Frisur? DAS ist verwöhnen!
Mag Ihre Nachbarin es, wenn Sie die Tageszeitung von unten mit hochbringen etc....... usw.!
Fragen Sie mal Ihren Freund, wie es ihm gehen würde, wenn er von der Arbeit käme (nachdem er sich über die Kollegen geärgert hat und der Tag sowieso mies war) und Sie würden ihm einen großen Stopfen in den Mund schieben und ihn hin und her wiegen und ihm sagen: Schscht, ist alles gut! Schlaf ein bisschen......... oder geh nach nebenan und brüll da vor Dich hin! *grins*
Oder wenn Ihre (Schwieger)mutter das Neueste erzählen will und Sie hören gar nicht hin, sondern telefonieren mit der Freundin!
Kollegin Andrea hat es einmal ganz treffend ausgedrückt:
"Verwöhnen" hat in Deutschland leider, speziell wenn es um Kinder geht, einen unguten Beigeschmack. Dabei wünscht sich doch eigentlich jeder, "verwöhnt" zu werden, denn in Wirklichkeit ist das ja nichts anderes als besonders umsorgt werden, jeden Wunsch von den Augen abgelesen zu bekommen, einfach das Gefühl, etwas Besonderes zu sein. In diesem Sinne "verwöhnst" Du Dein Kind, und das braucht es auch und es ist richtig, was Du tust.
Was die "anderen Seiten" betrifft, die davor warnen (woher wissen die eigentlich um Deinen Tagesablauf?): sie meinen "verziehen", d.h. maßlosen Wünschen nachgeben, unsinnige Dinge erlauben etc. und ist etwas ganz anderes.
Genieße die kostbare Zeit mit Deinem Neugeborenen, "verwöhne" es nach Strich und Faden und laß Dich aber auch selber verwöhnen (Du bist ja auch noch im Wochenbett!). Es wird sich ganz sicher im Laufe der Zeit ein Familienrhythmus ergeben, der allen Beteiligten gerecht wird. Alles Gute!"
Liebe Grüße
Martina Höfel
von
Martina Höfel
am 13.01.2016