Wie werde ich beiden Kindern gerecht?

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: Wie werde ich beiden Kindern gerecht?

Wir haben zwei süße Töchter im Alter von 26 und 10 Monaten. Leider kämpfen beide ganz fürchterlich, ehe ein neues Zähnchen durchbricht. Neben Mittelohrentzündungen und spastischer Bronchitis verändert sich - vor allem bei unserer Großen - das Verhalten sehr zum Negativen. Sie wird der Kleinen gegenüber handgreiflich und legt mir gegenüber ein sehr provozierendes Verhalten an den Tag. Haut sie, schicke ich sie aus dem Raum. Sie sitzt dann ihre Strafe vor der Türe ab und alles fängt wieder von vorne an. Ich bemühe mich, konsequent zu sein. Manchmal habe ich das Gefühl, ich bin den ganzen Tag nur mit irgendwelchen Konsequenzen durchziehen beschäftigt. Ich lobe sie auch immer für wünschendwertes Verhalten und bemühe mich, ausreichend Zeit mit ihr und ihren Lieblingsbeschäftigungen zu verbringen. Das alles ändert aber nichts an ihrer Aggressivität. Ich bin mir sicher, daß sich das alles mit dem letzten Zahn erledigt. Dies haben mir oft genug die (leider viel zu kurzen) Zahnungspausen gezeigt. Aber wie komme ich nur einigermaßen gut durch diese sehr schwierige und anstrengende Zeit, ohne einer das Gefühl zu geben, ich mag die andere mehr? Mir fehlt einfach die Zeit, jeder die von ihr benötigte Aufmerksamkeit zu geben, obwohl wir uns sehr bemühen. Nur leider hat der Tag zu wenig Stunden.... Ich wäre für Tipps wirklich dankbar Claudia

Mitglied inaktiv - 16.11.2002, 11:57



Antwort auf: Wie werde ich beiden Kindern gerecht?

Hallo Claudia Haut Ihre "Große", erklären Sie ihr, dass Sie dieses Hauen gar nicht mögen, nehmen evtl. die Kleine und verlassen mit ihr selbst das Zimmer um sich angenehmeren Dingen als dem Hauen zuzuwenden. Wenn die Große möchte, kann sie ja mitkommen um gemeinsam etwas Schönes zu spielen!- Schicken Sie die "Große" aus dem Zimmer, wird sie sich in dem Moment noch unverstandener fühlen und mit ihrer Provokation fortfahren.- Wird sie zunehmend wütend, zeigen Sie Verständnis dafür, dass sie sich scheinbar nicht wohl fühlt und schlagen Sie ihr z.B. ein gezieltes Abreagieren der Wut durch eine lustige Kissenschlacht oder eine andere bewegungsreiche Aktivität vor. HaltenSie durch! Sonntägliche Grüße und: bis bald?

von Christiane Schuster am 17.11.2002



Antwort auf: Wie werde ich beiden Kindern gerecht?

Liebe Claudia, so wie Du das schreibst, schaffst Du es ganz sicher!!! Du musst nur durchhalten und Dir immer wieder sagen, dass alles irgendwann besser wird. Und den Tag mit möglichst viel Ruhe und Gelassenheit überstehen... Bestimmt spielt auch Eifersucht eine ganz große Rolle, die ist meist in dem Alter des Jüngeren am ausgeprägtesten. Geht alles vorbei.... (hab übrigens drei Kid´s) Frau Schuster hat Dir bestimmt noch ein paar konkrete Tipps.

Mitglied inaktiv - 16.11.2002, 15:21



Antwort auf: Wie werde ich beiden Kindern gerecht?

Hallo Claudia, du bist dir sicher, dass das verhalten deiner Tochter durch das Zahnen kommt?? Klar, kann gut sein, wie soll so ein kleines Kind dieses unangenehme Gefühl auch anders ausdrücken ... Aber gerade dann finde ich persönlich es nicht so ideal, sie so konsequent für ihr verhalten mit rausschicken zu bestrafen. Kennst du das Gefühl nicht? Wenn einem etwas dauerhaft weh tut, würde man doch auch am liebsten um sich hauen, oder?? Tja, die kleinen Mäuse tun es noch (c; Bei uns hilft in solchen Situationen: In den Arm nehmen und Verständniss zeigen! "Ich weiss, du hast es gerade nicht leicht, aber nichts wird besser, wenn du andere Kinder haust! Streichel sie lieber / schau mit ihr ein Buch an / bau ihr einen Turm ..." Also etwas vorschlagen, was sie stattdessen machen sollte. Ich glaube, so eine "Auszeit" macht den Frust für das Kind noch schlimmer und es stauen sich noch mehr Aggressionen. LG Jenny

Mitglied inaktiv - 16.11.2002, 19:06



Antwort auf: Wie werde ich beiden Kindern gerecht?

Danke, daß ihr mir schonmal ein wenig Mut zusprecht. Angie, du weißt ja sicher mit 3 Kindern nur zu gut wovon ich rede. Zu Jenny möchte ich sagen, daß ich das natürlich schon alles versucht habe. 1. nehme ich sie in den Arm und tröste sie, kommt sie beim nächsten Mal, wenn sie gehauen hat sofort zu mir gerannt, um in den Arm genommen zu werden. Ich darf ja nun auch nicht meine Kleine Tochter aus der Sicht verlieren. Was soll sie denn denken? Daß unsere Große belohnt wird, wenn Mama sie nach dem Hauen in den Arm nimmt. Mal ganz davon abgesehen, daß sie im Ernstfall gar nicht getröstet werden will, sie möchte ihren ganzen Frust einfach nur loswerden und ist nicht in der Lage ihre Aggressionen vernünftig zu kompensieren, sondern sucht sich eben eine Zielscheibe. Natürlich habe ich ihr auch schon gezeigt, gesagt, wie auch immer, was sie spielen oder machen kann. Sie gehört aber nicht zu den Kindern, die sich "ablenken" lassen, sie lebt ihre Gefühle voll aus. Bücher gucken - klar das könnte sie den ganzen Tag mit mir und ich mache das auch, so oft ich irgendwie Luft habe. Aber sie duldet ihre kleine Schwester dann nicht neben sich (die Eifersucht läßt grüßen), ich kann die Kleine ja auch nicht dauerhaft ausschließen. Du kannst mir glauben, ich habe schon so ziemlich alles versucht und hoffe jetzt auf ein "Wundermittel" von Frau Schuster, was es natürlich nicht gibt. Aber wer weiß, manchmal bekommt man doch einen Denkanstoß und diese Chance möchte ich nutzen. Im Übrigen bin ich mir sicher, das die Ursache im Zahnen liegt. Natürlich trotzt sie auch, was das Alter ja mit sich bringt, aber um längen weniger als ohne Zahnschmerzen. Ich möchte euch danke sagen, daß ihr eure Meinung dazu geschrieben habt. Ich wünsch euch noch ein schönes Wochenende Claudia

Mitglied inaktiv - 16.11.2002, 20:33



Antwort auf: Wie werde ich beiden Kindern gerecht?

Hi Claudia, meine Zwerge sind 3,5 J. und 1,5 J. (in etwa) und diese Geschichten laufen hier auch immer wieder mal ab. Ich denke, es ist ganz egal, woran´s am Ende liegt, ob nun an den Zähnen oder sonstwas, das Ergebnis ist das gleiche und ganz klar reagieren sie eher, schneller und extremer gereizt, wenn es ihnen nicht gut geht, ist bei meinem Großen nicht anders. Ich weiß nicht, ob es grade ein Geheimtip ist, aber was bei uns am besten hilft ist: Tief durchatmen und RAUS. Das heißt, wenn meine Jungs sich mal wieder in den Haaren haben (inzwischen läuft das ganz prima auf Gegenseitigkeit, also der Kleine steckt inzwischen nicht mehr nur ein sondern teilt auch prächtig selber aus), packe ich sie umgehend in Klamotten, Wetter egal, und flüchte nach draußen. Tut uns allen gut, der Ortswechsel, schont die Nerven und bietet ein neues Feld, wo wieder neues zu entdecken ist, das beschäftigt beide. Ist auch ganz egal, ob ich dann kurzerhand den Wocheneinkauf vorlege oder mit ihnen nur zum nächsten Spielplatz fahre (hier im Ort ist keiner) oder mit Gummistiefeln und Regenschirmen einfach den nächsten Feldweg langschleiche - Hauptsache raus ;-) Heißt ja nicht umsonst: Uns fällt die Decke auf den Kopf. Bis wir wieder reinkommen, haben sich beide abreagiert und gewissermaßen "neutralisiert", klappt eigentlich immer. Oder aber im Zweifelsfall auch drinnen was ganz anderes anfangen mit beiden: Toben, Kissenschlacht irgendwas, wo sie sich bewegen müssen und Dampf ablassen können. Denn für mich sind beide Reaktionen nicht ganz richtig, weil Du eben einem von beiden nicht gerecht wirst. Schickst du die ältere raus, schiebst Du sie noch mehr ins Abseits, was zwar angesichts ihres Verhaltens vielleicht richtig wäre, ABER für sie, da es ihr nicht ganz gut geht und sie das ja eigentlich "nur" zeigt, um mehr Zuwendung zu erhalten, recht hart kommt und irgendwie auch unverständlich - jedenfalls tut sich mein Großer heute noch schwer, "einfach" zu kommen und zu sagen: Mami, mir ist nicht gut / ich bin müde / ich will kuscheln ..... Und wie Du richtig sagst: Wenn Du in dem Fall dann die Große "belohnst" indem Du Dich intensiv mit ihr beschäftigst, ist das für die Kleine auch merkwürdig und unverständlich. UND: Bei uns kam mal ein ganz interessantes Schlüsselerlebnis: Eine ganze Weile war es so, daß mein Großer den Kleinen viel getrietzt hat und ich ihn dann auch jedesmal mehr oder auch weniger geduldig und freundlich zurechtgewiesen habe. Nunja, immer bist du nicht direkt daneben und eines Tages schrie der Kleine wieder mal aus heiterem Himmel wie am Spieß (war so etwa 10 Monate alt) und ich dachte: Hilfe, was hat er denn jetzt wieder angestellt (der Große) und flitzte los. Weißt Du, was ich vorfand ? Mein Großer saß absolut entspannt auf dem Sofa, ganz in ein Bilderbuch vertieft und dem Kleinen war offenbar nur langweilig, er lag auf der Krabbeldecke und feixte von einem Ohr zum anderen ! Das war mir eine Lehre, daß ich heute wirklich nur noch in Siituationen eingreife, die absolut unmißverständlich (und gefährlich) sind, ansonsten wähle ich wie gesagt den oberen Weg, das funktioniert tadellos :-) LG, Silke

Mitglied inaktiv - 16.11.2002, 21:47



Antwort auf: Wie werde ich beiden Kindern gerecht?

Hallo Silke, vielen Dank für deine ausführliche Antwort. Es macht mir zumindest schonmal Mut zu hören, daß es unter anderen Geschwistern auch schonmal kracht. Ich stimme mit deiner Meinung überein. Aber du darfst auch nicht vergessen, daß deine beiden etwas älter sind. Wenn unsere Kleine mal läuft, werde ich die beiden wohl auch einpacken und an die frische Luft gehen. Mal davon abgesehen, daß wir das natürlich sowieso jeden Tag machen. Bloß hat unsere Kleine nicht die Ruhe, im Kinderwagen zu sitzen, knatscht viel, so daß das leider ins Wasser fällt. Ich denke, daß sich vieles geben wird, wenn sie ersteinmal selber laufen kann. Daß sie einfach losschreit, wenn sie die Große nur sieht, konnte ich an ganz schlechten Tagen auch schon beobachten. Für viele Dinge ist leider unsere Kleine einfach noch ein wenig zu klein. Sie ist eben doch noch ein halbes Baby, was einen immer dazu zwingt einen Spagat zu machen. Ehrlich gesagt würde ich mir wünschen, sie finge mal an sich zu wehren, aber das wird wohl noch einige Zeit dauern. Aber danke nochmal für deine Tipps und noch ein schönes Wochenende Claudia

Mitglied inaktiv - 17.11.2002, 09:31