Nochmal zum Thema: Reaktionen des 2jähr. nach der Geburt des Brüderchens

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: Nochmal zum Thema: Reaktionen des 2jähr. nach der Geburt des Brüderchens

Guten Tag Frau Dr. Schuster, jetzt muss ich Sie nochmals anschreiben, weil die Situation sich täglich verschlechtert und schon anfängt zu eskalieren. Hilfe tut not!! Für meinen Zweijährigen und für mich. Um nochmals kurz zusammenzufassen: mein Großer hat soweit keine Eifersuchtsprobleme mit seinem kleinen Bruder. Er hat aber seit der Entbindung und meiner Abwesenheit im Krankenhaus ein wirklich großes Problem mit mir. Wie schon zuvor einmal gepostet, lässt er mich in keinster Weise an sich ran und reagiert mit Trotz und Aggression auf jegliche Aktion von mir. Das heißt, er kreischt jetzt prinzipiell, um etwas zu erhalten. Er haut prinzipiell um sich (und auch auf mich), wenn er nicht das erhält, was er möchte. Er legt es bewusst darauf an, die Dinge zu tun, die er nicht tun darf (das weiß er in der Zwischenzeit schon sehr genau) und zwar eines nach dem andern, mit System. Und mein größtes Problem ist, ich kann nicht mehr die Ruhe bewahren, sondern reagiere auch mit Aggressivität. Da entwickelt sich ein echter Teufelskreis, den ich sofort unterbrechen muss, zum Wohle meines Kindes und meiner selbst. Was kann ich tun? Vielleicht sollte ich Ihnen kurz darlegen, was wir bisher so getan haben, um ihn auf die neue Situation einzustellen: während der Krankenhauswoche war mein Großer zusammen mit Papa bei Oma (er liebt Papa über alles und Oma ist sein tollster Spielkamerad. Was mich anbelangt, so bin ich seit jeher seine "Versorgungsstation", das heißt, ich erfülle ihm seine Wünsche und Bedürfnisse). In den letzten Monaten der Schwangerschaft habe ich versucht, ihm zu erklären, was in Mamas Bauch vor sich geht (ich bezweifle aber, dass er sich wirklich ein Bild machen konnte). Im Krankenhaus musste ein Notkaiserschnitt gemacht werden (Sohni war noch kurz davor dabei, hat also Mama gesehen, wie sie "Aua" hatte und dann war Mama auf einmal weg und er hat mich dann erst nach 24 Std. wieder gesehen, noch ohne Neugeborenes). Schon da hatte er sich komplett von mir abgewendet (ich nehme mal an, dass er mir nicht verziehen hat, dass seine "Versorgungsstation" auf einmal weg war). Bei den folgenden Besuchen wurde es noch deutlicher. Auf der anderen Seite war er ja eine Woche bei Spiele-Oma, zusammen mit dem heißgeliebten Papa. Also, so richtig verstehen kann ich seine Abneigung mir gegenüber nicht. Nun versuche ich, ihm wirklich viel Zeit zu widmen (immer, wenn der Kleine schläft) und arbeite deshalb auch zur Zeit nicht mehr. Des Weiteren besuche ich eine Krabbelgruppe mit ihm. Sein Bruder hat ihm auch schon ein Geschenk gemacht ;-) Sein Vater kann sich allerdings nicht intensiver um ihn kümmern, weil wir zur Zeit unser Haus bauen und Papa erst sehr spät nach Hause kommt. Auch lobe ich ihn so oft es geht vor seinem Bruder. Aber dieses extrem trotzige und aggressive Verhalten bleibt und meine Reaktionen gehen von ignorieren bis selbst mitkreischen. Boah, furchtbar. Natürlich isst er zur Zeit auch relativ wenig (und das, obwohl er sowieso schon eher schlank ist. Gut, das hat er von mir, ich bekomme auch keinen Bissen runter, wenn ich leide) und hat zudem in der besagten Woche einen Wachstumsschub gehabt, was ihm sicherlich auch irgendwo Probleme bereitet. Liebe Frau Dr. Schuster, was kann ich besser machen, damit er sich wieder wohl fühlt, in seiner Haut und im Verhältnis zu mir?? Schon einmal vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und die Geduld, dieses Wasserfallposting zu lesen. Beste Grüße Jacky

Mitglied inaktiv - 08.04.2005, 17:08



Antwort auf: Nochmal zum Thema: Reaktionen des 2jähr. nach der Geburt des Brüderchens

Hallo Jacky Den Worten von "Schlafmaus" kann ich mich voll und ganz anschließen. Überlegen Sie eimal, was für einen Schreck Ihr Sohn erhalten hat, als seine "Versorgungsstation" plötzlich nicht mehr wie gewohnt finktionierte und sogar leiden mußte, obwohl er sie doch so sehr geliebt hat!- Dann kommt das ebenso plötzliche Lebewesen hinzu, was seine Mama liebevoll im Arm hält und um Welches sich so Vieles dreht, was ein 2 1/2 Jähriger noch überhaupt nicht begreifen kann, obwohl er darauf vorbereitet wurde so gut es eben ging. Vielleicht hilft es ihm, wenn Sie das Baby, das Sie ihm gegenüber so wenig wie möglich erwähnen sondern "nur" als Gegeben hinnehmen, stundenweise von einem Babysitter (möglichst nicht von seiner Spiele-Oma) betreuen lassen, während Sie mit Ihrem "Großen" ganz besonders ansprechende Ausflüge unternehmen (Zoo-, Flughafen-, Bauernhof-, Schwimmbad-Besuche...) und ihn neben der Krabbelgruppe an einer Turn-Gruppe teilnehmen lassen, damit Sie auch noch mal Zeit für sich haben, um in "brenzeligen" Situationen gelassener und angemessener reagieren zu können? Kopf hoch! In 1-3 Mon. wird es Ihnen Allen wieder besser gehen, sodass die Harmonie zwischen Allen zunehmend wieder hergestellt wird. Liebe Grüße und: bis bald?

von Christiane Schuster am 10.04.2005



Antwort auf: Nochmal zum Thema: Reaktionen des 2jähr. nach der Geburt des Brüderchens

Hi Jacky! Oje, das hört sich echt schlimm an und ich kann mir gut vorstellen, wie du unter der Zurückweisung leidest!!! Mein Tipp: Gib ihm einfach noch viiiel mehr Zeit (einige Wochen bis Monate!), um mit der Situation klar zu kommen. Er hat viel zu verarbeiten: Dich leiden zu sehen, dann warst du weg für einige Zeit (24h sind lange für nen 2jährigen), und dann noch der Bruder als "Konkurrent". Bemühe dich weiterhin darum, ruhig und liebevoll zu sein und Verständnis zu äußern. Ich bin ziemlich sicher, dass sich sein Verhalten dann bald wieder ändern wird. Bei einer Freundin war es nach der Geburt des Brüderchens ähnlich: Der Große ignorierte sich auch ziemlich und war total Papa-fixiert, das legte sich nach ein paar Wochen. Bei uns war es so, dass die kleine Schwester so gut wie ignoriert wurde. Ich hätte meinem Großen zu Beginn nicht kommen dürfen mit: Hol doch schon mal die Windel für die Kleine o.ä. - da hätte er total geblockt. Wir haben da auch einfach abgewartet und es akzeptiert, wenn er auch mal gesagt hat, dass er seine Schwester "nicht lieb hat" (Wie sollte er sie auch schon lieben, er muss sie doch erstmal kennen lernen und sich an sie gewöhnen?). Nach 2-3 Monaten drehte sich das Ganze ins Gegenteil und jetzt sind sie ein Herz und eine Seele. Alles Gute für euch!!! LG Janet

Mitglied inaktiv - 09.04.2005, 22:22