erziehungstipps

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: erziehungstipps

hallo irgendwie bin ich zur zeit bei ben (gerade 4 jahre, down syndrom) in sachen erziehung echt ratlos. er versteht alles, was man ihm sagt. kann auch sagen, was ihm nicht passt. aber er bekommt ziemlich schnell einen wutanfall. es braucht nur eine kleinigkeit nicht nach seinem kopf gehen, schon fängt er an zu weinen (also eigentlich schreien ohne eine träne). oder wenn er etwas machen soll und er hat absolut keinen bock dazu, schmeist er etwas einfach durch die gegend. wenn ich ihm ruhig und lieb sage, dass man das nicht macht, interessiert es ihn überhaupt nicht. wenn aber papa, der ihm auch schon mal eine auf den po oder auf die hand (wenn er etwas weggeschmissen hat) gibt, hört er. ein problem ist auch die oma ( meine mutter). wir wohnen ja alle (oma, opa und wir) in einem haus mit drei wohnungen. ben und bea sind auch oft bei oma und opa. nun ist die oma aber ein herzensguter und harmonieliebender mensch. bei ihr darf ben alles. wenn er seine spielküche umschmeist, wird nicht geschimpft. wenn er bockig wird, nimmt sie ihn hoch und trägt ihn, bis sich das "baby" wieder beruhigt hat. sie bringt es nicht übers herz, mit ihm einmal zu schimpfen, wenn er etwas böses getan hat. bei uns muß ben auf toilette, bei oma darf er noch auf töpfchen. ist er dann wieder bei uns wird er natürlich bockig, wenn er auf die toilette muß. und oma versteht es nicht, wenn ich ihr sage, dass ben auch bei ihr auf die toilette soll. bei oma kann er seine prinzenrolle richtig ausleben. ben weiß ganz genau, was ein verbot ist. er ignoriert es aber sehr oft und grinst einen dann einfach an, so nach dem motto: ich bin sieger und keiner hat mir etwas zu sagen. manchmal denke ich, wir haben da frühzeitig etwas erziehungstechnisch verpasst, da er alles durfte, denn wir waren ja froh, dass er überhaupt eigeninitiative zeigte. grenzen haben wir ihm nicht aufgezeigt. wie soll ich vorgehen? vieleicht hat ja jemand einen guten tipp.

Mitglied inaktiv - 02.04.2004, 13:28



Antwort auf: erziehungstipps

Hallo Ratsuchende Sie haben -glaube ich- schon selbst erkannt, dass es höchste Zeit für Ben wird zu erkennen, dass begründete Grenzen und Regeln auch eingehalten werden müssen. Nehmen Sie zunächst direkten Blick- und möglichst auch Körperkontakt zu ihm auf, bevor Sie ihn um Etwas bitten, das Sie gleichzeitig auch begründen. Informieren Sie ihn ebenso über die (konsequent!) eintretenden -möglichst logischen- Folgen, wenn er absichtlich Ihrem Wunsch nicht nachkommt. Reichen Sie ihm bei einem Wutanfall möglichst gelassen, aber mitfühlend, ein Taschentuch, um die (kaum) vorhandenen Tränen abzuwischen, damit er merkt, dass seine Gefühle erkannt und ernst genommen werden. Wirft er wütend mit seinem Spielzeug, reichen Sie ihm mitfühlend ein zum Werfen geeignetes Tuch oder einen SOFT-Ball oder bieten Sie ihm ein Wutkissen an, an Dem er seine Wut rauslassen, bzw. sich abreagieren kann, ohne dass das Spielzeug kaputt geht. Informieren Sie ihn ggf. darüber, dass alles umhergeworfene Spielzeug erst einmal ganz weggeräumt wird, da er scheinbar Damit ja nicht spielen, sondern es nur zerstören möchte. Da Ben nahezu Alles, was Sie ihm sagen, auch versteht, weisen Sie ihn darauf hin, dass jede Familie in ihrer eigenen Wohnung der "Bestimmer" ist und dass Jeder andere Vorstellungen davon hat, was gut oder eben nicht so gut ist, sodass die Oma in ihrer Wohnung und Sie ebenfalls in Ihrer Wohnung "bestimmen" dürfen und auch werden (und ggf. Ihre Handlungsweise begründen). Mit dieser Aussage wird er sich erst einmal (hoffentlich) zufrieden geben, bis er in der Lage ist, das jeweilige Für und Wider mit abzuwägen. Erholsames Wochenende, liebe Grüße und: bis bald?

von Christiane Schuster am 03.04.2004