Erziehungsprobleme bei 3jähriger

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: Erziehungsprobleme bei 3jähriger

Liebe Frau Schuster, vorab, tut mir leid, daß es so lang geworden ist, aber ohne Infos können Sie ja auch schlecht beraten, oder :) Und danke für Ihre Hilfe in diesem Forum! Unsere Tochter (rd. 3J, hat eine Schwester, 8 M.) wurde liebevoll, respektiert und mit Einfühlungsvermögen aufgezogen, ohne solche Dinge wie ferbern, absichtlich Schreien lassen etc. Keine Fremdbetreuung. Bisher entwickelte sie sich ganz prima, ist insgesamt wie man so sagt „auf Zack“. Auffällig ist allerdings ihr starkes Fremdeln gegenüber Fremden (zuhause aber sehr selbstbewusstes Auftreten) Leider mehren sich in den letzten Monaten aber Probleme in der Erziehung bzw. unserem Familienleben, wir sind mittlerweile absolut gestresst von ihr und sehr genervt, fragen uns aber, ob dies an UNS liegt (niedrige Stresstoleranz?, Mangel an Schlaf, Ruhe u. nie Zeit für sich selbst u. viel Arbeit) und sie sich dem Alter entsprechend normal verhält, oder ob in unserer Erziehung doch etwas falsch läuft/gelaufen ist. - Problem „nicht Hören“: Verbote oder Gebote werden oft ignoriert. Hier geben Sie ja immer den Rat, sich kurz und knapp konsequent durchzusetzen. Genau hier liegt unser Problem, wie sieht dann die Konsequenz aus, wenn auch nach Durchführung von Androhungen das Kind nur dazu grinst, bzw. das konsequente Verhalten (und glauben Sie mir, wir sind konsequent, ich glaube sogar manchmal zu streng) nicht zu einer Verhaltensänderung führt (auch nach Wochen nicht). Wir haben das Gefühl, die „konsequenten Taten“ immer weiter steigern zu müssen (und damit immer strenger zu werden, aber so streng wollten wir eigentlich nie sein!), um unsere Tochter überhaupt damit beeindrucken zu können, ich hoffe sie verstehen wie ich das meine. Und letztlich hilft es doch nicht. - Widerworte geben: im Zusammenhang mit dem nicht hören wollen, gibt es in letzter Zeit immer häufiger Widerworte „nein“, „doch“, „will ich aber“ usw. Egal wie streng man dann ist (ich werde teilweise richtig wütend und laut und setze Androhungen natürlich durch), ihr Verhalten wird eher schlimmer als besser. Sie wirft sich übrigens selten trotzend auf den Boden, sondern trotzt eher mit einem Grinsen, so richtig frech halt. - Dazu kommt, daß , sobald mein Mann da ist, ich selbst abgeschrieben bin. Ich weiß, Loslösung etc, im gewissen Rahmen sicherlich ganz normal (aber auch noch mit 3?), aber ich finde es nimmt übertriebene Auswüchse an. Z. B. wenn sie morgens aufwacht und nach Papa ruft (sie weiß, ob er da ist, bei Mittagschicht oder am WE), ich aber zu ihr gehe, heult und tobt sie ausgiebig, sagt „Mama geh weg!“ usw. - Was auch sehr, sehr anstrengend ist: sie heult für jeden kleinen Mist sofort rum, immer wenn ihr etwas nicht passt, nicht funktioniert wie sie will usw. Würde man es zählen, käme man sicherlich auf zig Dutzend Male täglich. Sie droht sogar schon damit: „Dann heul ich wieder!“ weil sie wohl merkt, wie sehr sie uns damit nervt. Liebe Frau Schuster, wir sind von der Summe der vielen „Kleinigkeiten“ (es ist quasi Dauerstress ohne Atempause, das Baby will ja "nebenbei" auch noch versorgt werden) jeden Tag wie gesagt mittlerweile total entnervt und kommen so langsam an unsere Belastungsgrenzen. Können Sie uns sagen, ob ihr Verhalten ganz normal für ihr Alter ist (und vielleicht auch so sein muss? Von wegen Persönlichkeitsentwicklung und so?)? Müssen wir diese Phase einfach nur durchstehen? Oder haben wir Erziehungsfehler gemacht? Den einen Moment denken wir, wir sind bestimmt viel zu lasch (da steckt ja, trotz der Aufklärung heutzutage, von früher noch so drin, da wurde ja ganz anders erzogen), im nächsten fragen wir uns, ob wir zu viel von ihr erwarten, sie zu sehr unter Druck setzen. Wir dachten bisher, mit unserem auf die Bindungstheorie basierendem Erziehungsstil richtig zu liegen (natürlich machen wir auch nicht alles richtig!), aber mittlerweile kommen uns doch Zweifel, so wie sich die Situation hier zeigt. Ist sie vielleicht unterfordert, gelangweilt (selten außerfamiliärer Kontakt)? Wie beurteilen Sie die Situation, haben Sie einen Rat für uns? Herzlichen Dank!

von Bauklötzchen am 22.05.2012, 21:32



Antwort auf: Erziehungsprobleme bei 3jähriger

Hallo Bauklötzchen Gerne helfe ich Jedem mit meinen eigenen theoretischen und auch praktischen Erfahrungen, damit Erziehung zu einer erfüllenden Lebensaufgabe wird. :-) Bitte denken Sie zunächst einmal stets daran, dass Ihre Tochter noch ein Kleinkind und keine kleine Erwachsene ist. Viele Dinge versteht sie einfach dem Inhalt nach noch nicht, Rücksichtnahme hat sie mit 3 Jahren noch nicht gelernt und wie alle Kleinkinder ist sie ein kleiner Egoist. Versuchen Sie so wenige Gebote/Verbote wie möglich auszusprechen, nachdem Sie möglichst direkten Blick- und auch (liebevollen) Körperkontakt zu Ihrer Tochter aufgenommen haben. Lassen sich keine Kompromisse schließen zwischen den Wünschen Ihrer Tochter und Ihren eigenen Wünschen, begründen Sie es KURZ und regen Sie zu einer geeigneten Handlungsmöglichkeit an. Mag Ihre Tochter sich nicht waschen, anziehen, nicht aufräumen o.Ä. wecken Sie entweder ihren Ehrgeiz oder handeln Sie gemeinsam, wenn sie "wohl doch noch zu klein ist um es SELBER zu erledigen". Ist sie nicht angezogen, wird sie wohl im Bett bleiben müssen und nicht mit Ihnen frühstücken können!- Werden die Zähne nicht geputzt, wird es nur noch Wasser zu trinken geben damit "Karius und Baktus" die Zähne nicht kaputt machen können! Das freche Grinsen bedeutet, dass Ihre Tochter verstärkt ihre Grenzen und Ihre Reaktionen ausprobiert. Ihr ist gleichzeitig nicht bewußt, wie sehr Sie sich über ihr Verhalten ärgern. Reagieren Sie auf ein testendes NEIN mit einem ebenso nachdrücklichen DOCH, WEIL... und handeln Sie entsprechend konsequent notfalls gemeinsam - . Informieren Sie Ihre Tochter in konkreter Situation möglichst sachlich darüber, dass ihr das Weinen überhaupt nicht weiterhelfen kann. Dann schlagen Sie ihr anschaulich eine geeignete Möglichkeit vor ihre Wut oder Trauer mitzuteilen und rauszulassen. Alles richtig macht wohl NIEMAND von uns aber, wenn Sie sich immer wieder vor Augen halten, dass Sie Ihre Tochter in eine SICHERE Selbstständigkeit führen und ihr die Ihnen wichtigen Werte und Normen vermitteln möchten wird es Ihnen leichter fallen sich auch einmal konsequenter durchzusetzen. Im Moment ärgern die Kleinen sich zwar dann; aber Das müssen Sie in Kauf nehmen in der Gewißheit, dass Ihnen Ihr "strenges" Verhalten auch mal wieder gedankt wird. Lesen Sie gerne, empfehle ich Ihnen den Ratgeber: "Alles über Ihr Kind". 50 wertvolle Grundregeln zur Erziehung von Simone Lüpertz Liebe Grüße und: halten Sie durch! :-)

von Christiane Schuster am 23.05.2012



Antwort auf: Erziehungsprobleme bei 3jähriger

Klingt ganz nach meiner Tochter die ist genauso alt . Auf das Grimassen schneiden garnicht reagieren und wenn meine etwas will ,sag ich einmal nein dann lass ich sie bocken und wenn sie sich berughigt hat nehm ich sie in cdden Arm und lenk sie mirtt vorlesen ,etc ab . Wenn sie sich einfach selbst aus dem Kühlschrank bedient nehm ich ihr die Sache ab sag ihr das es das jetzt nicht gibt und räume es wieder auf ...... Aber alles ganz normal mit fast 4 und anstrengt find ich eher ihre 12 jährige Schwester ( Pupertät) null Bock phase,Eltern nervig,peinlich und Türe knallen ,,,,,,,,,, Eigentlich woll ich nur sagen die nächste Phase wird noch anstregender das jetzt ist nur der Anfang

von waschbaer am 23.05.2012, 10:15



Antwort auf: Erziehungsprobleme bei 3jähriger

Wir haben bei unserer Tochter (fast 3) dasselbe Phänomen beobachtet, dass ihr Verhalten schlimmer wird, je strenger wir sind. Wir versuchen einfach, sie so viel wie möglich machen und entscheiden zu lassen und nur bei WIRKLICH wichtigen Dingen einzugreifen. Wir haben gemerkt, dass sie viel mehr entscheiden kann, als wir dachten. Z. b. hat sie nicht öfter Erkältungen, seitdem wir ihr keine bestimmte wettergerechte Kleidung mehr aufdrängen und wenn ihr zu kalt wird, meldet sie sich tatsächlich von selbst. Wenn sie Chaos beim essen oder malen etc. macht, räumen wir es nachher einfach zusammen auf anstatt es ihr im vorhinein zu verbieten. Die Zeit die wir ohne zu meckern miteinander verbringen, wiegt (für uns) die paar Minuten aufräumen locker wieder auf. Seitdem wir das so handhaben, hört sie bei den wenigen Dingen, die sie gesagt bekommt VIEL besser. Wenn wir gestresst sind, womöglich wegen ganz anderen Dingen und wieder unbewusst anfangen strenger zu sein, sieht man innerhalb kürzester Zeit, wie sie wieder bockig wird. Es hat einfach keiner Lust, ständig gegängelt zu werden. Für uns ist es aber auch schwer, das so durchzuziehen, denn wie du schon geschrieben hast, ist es ja nicht nur eine rationale Entscheidung sondern wir übernehmen so viel aus unserer eigenen Erziehung dass wir immer wieder einzelne Situationen reflektieren und unsere guten Vorsätze erneuern müssen. Klar gibt es noch Diskussionen und auch mal ein paar Tränen, aber recht selten (nicht täglich). Aber ich denke, zu erwarten dass ein Kind einfach widerspruchlos hört, wäre auch nicht richtig. Kann man sich ja ausmalen, was für ein Erwachsener daraus wird...

von Tine1 am 23.05.2012, 12:29



Antwort auf: Erziehungsprobleme bei 3jähriger

Oh je, ja, das kenne ich. Seit kurzem gipfelt es im Hauen (siehe Frage oben). Aber dieses ständige NEIN, dieses Weinen für alles, dieses Gefühl man kommt mir der Strenge nicht weiter ist mir gut bekannt. Vielleicht ist das auch mit eine Reaktion auf ihr Geschwisterchen? Bei uns hat sich das Weinen nach einer Zeit von selbst gebessert, der Rest leider noch nicht. Aber ich bin total baff, seit dieser Zeit sagt sie auch "Ich" möchte. Lässt mich hoffen, dass es einfach zu diesem Entwicklungsschritt gehört. Lt. unserem Kinderarzt würde es bei den sehr Willensstarken Kinder so lange dauern bis bestimmte Regeln angenommen werden. Das lässt mich hoffen.

von Sonne212 am 23.05.2012, 12:37



Antwort auf: Erziehungsprobleme bei 3jähriger

Herzlichen Dank, Frau Schuster, für Ihre Tipps! Und auch Danke an waschbaer, sonne212 und tine1 (fand ich sehr hilfreich, was Du geschrieben hast) für Eure Meinungen dazu. Viele Grüße

von Bauklötzchen am 23.05.2012, 21:49