Brauche einen Rat...

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: Brauche einen Rat...

Folgende Situation: Besuch bei einer Freundin (alleinerziehend). Mein Sohn Florian und sein Kumpel sind ungefähr gleich alt, P. wird im September 3. Beide spielen miteinander. Zunehmend scheint es P. langweiliger zu werden und er ärgert vermehrt Flo, indem er ihm Spielsachen wegnimmt oder ihm ständig das Spielzeug - Gummi - Krokodil "zum Spaß" auf den Rücken oder auf den Kopf setzt. Florian wird es langsam zu viel - er läuft vor P. weg ins Wohnzimmer und sagt immer wieder laut "nein!" zu P. oder "Nein, ich will das nicht!". P. findet es immer lustiger und wird immer wilder. Er hört nicht auf das "nein" und macht weiter. Ich habe das Gefühl, dass jetzt die Mutter eingreifen müsste und ihren Sohn darauf hinweisen, dass Flo das nicht will. Sie reagiert aber nicht, unterhält sich mit mir weiter, beachtet das Geschehen nicht. Daraufhin reagiere ich, halte P. an der Hand fest und sage "Florian sagt 'Nein', er will das nicht! P., nein - Flo will nicht mit dem Kroko gehauen werden!". Kurz ist Ruhe, doch dann hat P. eine neue Idee...er nimmt einfach Bilderbücher und rennt eben Flo damit hinterher... Dann nimmt er ein Bibu und haut es Florian (mit der Kante) auf den Kopf. Flo weint, P. guckt, mir entfährt ein "Mensch, P.!!!" Daraufhin reagiert endlich die Mutter: Sie nimmt ihren Sohn und sagt: "Sag Entschuldigung zu Florian!" P. ignoriert sie. Mutter: "Sag Entschuldigung! Du darfst dem Florian nicht wehtun, er ist doch dein Freund!" P. bekommt einen starren Blick als ob ihn alles nichts angehn würde. Daraufhin die Mutter:" P., wenn du Flo Entschuldigung sagst, bekommst du von mir Gummibärchen " P. sagt: "Nein, ein Kaubonbon!" Mutter:" Ja, ein Bonbon!" Dann streichelt er Flo kurz über den Bauch und die Sache ist erledigt...er bekommt sein Bonbon... Da die Mutter in solchen Situationen immer so hilflos ist und ihrem Sohn nicht das erste Mal Süßigkeiten anbietet, um gewünschtes Verhalten bei ihm zu erreichen, hätte ich gern gewusst, was Sie der Mutter vorschlagen würden. Sie möchte von mir immer Erziehungstipps bzw. wissen, was ich gemacht hätte. Ist es überhaupt wichtig, dass sich P. Florian gegenüber entschuldigt? Hätte die Mutter nicht schon früher irgendwie ragieren müssen, damit es gar nicht zur obigen Situation kommt??? Eigentlich wollte ich übrigens überhaupt nicht in die Erziehung andrer einmischen...ist mir ehrlich gesagt unangenehm. Ich seh es eigentlich als Aufgabe der Mutter an zu reagieren, da die Kinder meiner Meinung nach auch noch zu jung sind solche Situationen selbst zu klären, oder ? Würde mich sehr über eine Antwort freuen! Vielen Dank! MfG Tanja

Mitglied inaktiv - 08.04.2005, 16:31



Antwort auf: Brauche einen Rat...

Hallo Tanja Mit Ihrer Meinung, dass Dreijährige erst einmal lernen müssen, Konflikte selbständig zu lösen, liegen Sie vollkommen richtig. Da P. UND Flo. miteinander spielten, ihnen dann offensichtlich zu langweilig wurde, ist es eigentlich unerheblich, welche Mutter (oder Beide?) zu den Kindern geht, um ein weiteres, konkretes Spielangebot zu unterbreiten und um ggf. auch anfangs mitzuspielen, bis sich die spannungsgeladene Stimmung wieder beruhigt hat. Wird P. jetzt noch mit Süßigkeiten gelockt, um sein negatives Verhalten zu ändern, wird er mit zunehmendem Alter seine Mutter mit anderen Forderungen "erpressen".- Friedliches Wochenende, liebe Grüße und: bis bald?

von Christiane Schuster am 08.04.2005



Antwort auf: Brauche einen Rat...

Liebe Fr. Schuster! Danke für die schnelle Antwort! Ich denke das Problem bei der Situation war u.a. auch, dass es P. eben langweilig war... Er kann sich (nach meinen Beobachtungen) nicht bzw. nicht lange beschäftigen und fährt hauptsächlich mit seinem Fahrrad in der Wohnung umher. Florian spielte im Kinderzimmer mit Kinderwerkzeug, "las" Bilderbücher "vor", spielte mit dem Legokrokodil (...) und guckte zwischendrin nach mir, um wieder spielen zu gehn. Reflektiere ich das Verhalten von P., so denke ich, dass sein "Spiel" einfach darin bestand, Florian zu ärgern. Außerdem habe ich den Eindruck, dass es P. nur schwer möglich ist, mit andren Kindern ZUSAMMEN zu spielen. Wie könnte die Mutter (allenerziehend) dies fördern??? Oder muss er das mit 2 1/2 noch gar nicht können? Wasfür Handlungsalternativen würden sie der Mutter (statt Süßigkeiten) raten? Danke für eine nochmalige Antwort ;-) LG Tanja

Mitglied inaktiv - 08.04.2005, 17:07



Antwort auf: Brauche einen Rat...

Hallo Tanja Das gemeinsame Spiel lernt der Junge besonders gut, wenn er an einer Interessengruppe, wie z.B. einer Spiel- oder Turn-/Schwimmgruppe teilnehmen darf, zu Denen meist auch die aktive Teilnahme der Bezugsperson/Mutter erwünscht ist. Statt ein angemessenes Verhalten mit Süßigkeiten geradezu zu "erpressen", kann die Mutter einen altersgerechten und entsprechend leicht umsetzbaren Vorschlag zur Lösung des Konfliktes anbieten, indem sie -wie schon gesagt- sich an einem Spiel der Kinder beteiligt oder zu einer anderen, ansprechenden Aktivität anregt, die das negative Handeln aus Langeweile vergessen lässt. Liebe Grüße und: bis bald?

von Christiane Schuster am 10.04.2005