Frage: Zweitsprache nach 16 Monaten?

Sehr geehrter Herr Dr. Posth, wir überlegen unsere Tochter zweisprachig zu erziehen. Ich bin in Polen geboren (mein Mann ist Deutscher) und habe es meiner Mutter übel genommen, dass sie mich nicht zweisprachig erzogen hat, hatte selbst nach der Geburt aber zuviel zu tun. Zwei Dinge lassen mich jetzt zögern: 1.Meine Tochter ist schon knapp 16 Monate alt und sprachlich recht weit (über 50 Wörter, teilweise 4-silbig, zwei, drei und ein Vierwortsatz usw.) und ich habe Angst, dass eine so späte Einführung einer zweiten Sprache (die ich ja dann durchgängig mit ihr sprechen müsste) sie zurückwerfen würde bzw. durcheinander brächte. 2.Ich selbst spreche zwar fliessend polnisch, aber die Grammatik habe ich nie gelernt und schriftlich als auch fachsprachlich habe ich nur gute Kenntnisse. Wäre es schlechter, die Sprache nicht perfekt zu lernen, als sie gar nicht zu lernen? Ich würde ihr gerne die Chance geben (->Verwandtschaft) - aber wäre das noch sinnvoll? Danke für Ihren Rat!

Mitglied inaktiv - 24.11.2008, 11:47



Antwort auf: Zweitsprache nach 16 Monaten?

Hallo, eines kleines Risiko wäre es schon, wenn Sie jetzt plötzlich anfingen, mit Ihrer Tochter nur noch polnisch zu reden. Das Erlernen des slawischen Sprachklangs ist ohnenhin schon etwas erschwert, da die Prosodie, also die Sprachmelodie, bereits im 1. Lebensjahr abgelauscht wird. Trotzdem wird Ihre Tochter sehr viel davon profitieren, wenn sie jetzt noch anfingen, ihr auch polnische Wörter beizubringen, und sie zumindest mit der polnischen Sprache vertraut machten. Der Vater sollte aber weiter deutsch reden. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 28.11.2008