Frage: Zwei Fragen!

Lieber Dr. Posth Ich mache mir in letzter Zeit etwas Gedanken wegen dem Verhalten von meinem Sohn Niklas, er ist jetzt 2Jahre und 9 Monate alt. Ich finde es sehr auffällig das er überhaupt keine Hemmungen hat irgendetwas kaputt zu machen, sei es etwas selbst gebasteltes, etwas von uns oder Spielzeug von ihm. Auch ganz neue Dinge macht er meistens sehr schnell kaputt, entweder er hämmert daruf herrum, schmeißt es durchs Zimmer oder tritt einfach darauf usw. Mir ist selbstverständlich klar das er in diesem Alter nicht den Wert der Dinge abschätzen kann, aber ihm scheint es echt völlig egal zu sein wenn wieder irgendetwas zu Bruch geht, er ist dann auch nicht traurig wenn es ihm dann fehlt. Und wenn man ihm dann z.B. sagt, Bitte Niklas, das geht kaputt, möchtest du das? Dann antwortet er Ja! Ist das ein normales Verhalten in seinem Alter? Und zweitens würde ich gerne wissen warum er mir niemals sagt wenn er die Windel voll gemacht hat. Ich dränge ihn wirklich nicht sauber zu werden, ich möchte nur das er sich meldet wenn die Windel voll ist weil sein Po superschnell Rot und entzündet ist. Ich habe es wirklich schon mit ALLEM versucht, mit gut zureden und erklären und bitten, mit schimpfen oder Versprechungen und sogar damit das ich ihm seine Lieblingsspielzeuge weggenommen habe (das tat mir mehr weh als ihm) bis er es sagt. Aber das hat alles nicht geholfen, er verschweigt es beharrlich, auf Nachfrage sagt er immer Nein. Ich gebe ihm auch NIE ein schlechtes Gefühl deswegen, das ich z.B. ekel oder sowas empfinde, oder schimpfe oder ähnliches. Woran kann denn das liegen? Entschuldigen sie den langen Text, aber ich bin echt sehr gespannt auf ihre Antwort! Viele Grüße Isabell

Mitglied inaktiv - 24.03.2004, 21:35



Antwort auf: Zwei Fragen!

Liebe Isabell, vermutlich hängen beide Verhaltensweisen miteinander zusammen. Ihr Sohn befindet sich noch im Trotzalter, was bedeutet, daß er sich und sein Selbst durchsetzen und behaupten muß. Dies muß er offenbar mit aggressiver Unterstützung tun, da er das Gefühl hat, anders nicht ans Ziel zu kommen. Dazu bitte den Teil 3 meines Langtextes lesen, link oben rechts. Als aggressive Unterstützung dienen ihm seine Ausscheidungen, die er bisher einfach mißachtet, worüber Sie sich aufregen. Zwar näßt und kotet er nicht ein, aber das braucht er auch nicht, da Sie ihm immerhin die Windel belassen (was in diesem Fall gut ist). Aber er widersetzt sich so Ihren an ihn gerichteten Wünschen. Spielsachen und Gegenstände zerstört er, weil er weiß, daß er Sie damit provozieren kann. In diesem sozialen Feld spielt sich das Geschehen ab. Ihre Aufgabe und die Ihres Mannes besteht darin, Ihrem Sohn auf jene Weise zum Selbstwertgefühl zu verhelfen, die ihm bisher versagt ist. Dann müßten seine aggressiven Verhaltensweisen langsam abnehmen. Schaffen Sie es nicht allein, holen Sie sich am besten Hilfe in einer Beratungsstelle für Erziehungsfragen, wie es sie kostenlos in den meisten Städten und Kommunen gibt. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 27.03.2004