Frage: Zwei Fragen

Lieber Herr Posth, meine Tochter fast 3 Jahre alt, hat schon von Anfang an sehr lautstark auf Schmerz z.B. beim Kinderarzt und unangenehme Situationen reagiert. Das ist bis heute so geblieben. Wenn sie sich z.B. stößt oder hinfällt, schreit sie sehr laut. Wir trösten sie immer, nehmen sie auf den Arm oder ihr Lieblingskuscheltier tröstet sie etc. lenken sie ab. Nur dieses Weinen ist extrem auch wenn der Schmerz vermutlich nicht so groß ist. Ich möchte aber auch nicht sagen, "ist nicht so schlimm", dann würde ich sie ja nicht ernst nehmen. Können wir ihr helfen, dass sie lernt anders damit umzugehen? Sehe die Gefahr, dass sie sonst den Heulsusen Stempel von anderen Kindern abbekommt? Eine andere Frage wäre: Sie verteidigt ihre Spielsachen sehr gegenüber gleichaltrigen oder kleineren, bei größeren Kindern oder "Freundinnen" ist das wenig bis gar nicht ausgeprägt. Weist das auf ein gering entwickeltes Selbst hin? Braucht sie mehr Anerkennung? Danke für die Antwort VG Iris

Mitglied inaktiv - 17.05.2010, 09:49



Antwort auf: Zwei Fragen

Hallo, das Schmerzempfinden eines Menschen ist individuell sehr unterschiedlich. Das kann man schon z.B. beim Impfen bei kleinen Säuglingen feststellen. Und diese Schmerzempfindlichkeit bleibt. Sicherlich kann man als Eltern versuchen, bei kleinen Bagatellverletzungen sein Kind zu beruhigen und zu beschwichtigen, aber man sollte tatsächlich nie hingehen und sagen, das habe doch gar nicht weh getan. Auch Kuscheltiere sind hilfreich. Aber ganz abstellen kann man solche Reaktionen nicht. Ob sich ein Kind sofort wehrt, wenn ihm etwas weggenommen wird, ob es dann verletzt reagiert und weint oder ob es erst einmal gar nichts sagt, hängt zunächst einmal mit seinem Temperament und seinen Charakteranlagen zusammen. Von schlechtem Selbstwertgefühl würde ich da so ohne Weiteres noch nicht sprechen. Das müsste sich dann auch in vielen anderen Situationen zeigen. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 19.05.2010