Frage: Zärtlichkeiten und mehr vor Kind????

Hallo, heikle Frage!! Schlafen in Familienbett mit Tochter (8 1/2 Monate). Haben eigentlich nur im Bett, liegend Sex und nur am Morgen was natürlich eine starke Einschränkung bedeutet(anders geht es bei meinem Mann aus gesundheitlichen Gründen nicht) und auch nur sehr selten. Aber unser Kind ist ja jetzt immer dabei! Wird meistens wach, spielt als wäre alles wie immer, schaut mal rüber mal weg, findets scheinbar lustig, normal. Bisher hatte ich Eindruck es machts nichts, auchweil sie nichts versteht, aber sie will jetzt auch bei uns sein wie immer und überall und krabbelt zu uns. Habe große Bedenken! Sie nimmmt jetzt in allem so viel mehr wahr! Andererseits sind alle Versuche mal anderswo oder abends wenn Sie schläft oder wenn sie bei der Oma ist, Sex zu machen gescheitert (nur Schmusen geht schon) und belastet die Beziehung sehr-sehr. Sexualberatung will mein Mann nicht. Sind sanft und leise beim Sex.Sehr selten. Tochter forumsgerecht behandelt,unkompliziert, alles super. WAS TUN?????

von sami123 am 07.05.2012, 07:56



Antwort auf: Zärtlichkeiten und mehr vor Kind????

Hallo, als Säugling und vermutlich auch noch 2. Lebensjahr hat das Kind keine Vorstellungen von dem, was seine Eltern da miteinander tun, und fühlt sich nicht betroffen. Vorausgesetzt ist immer, dass es sich um normalen Sex handelt und die Affektäußerungen dabei nicht so geartet sind, dass ein Kind Angst bekommt. Wenn man also im Beisein seines Kindes mehr oder weniger unauffällig unter der Decke Sex hat, hat das Kind sicher kein Problem damit. Aber dann wird es schwierig, weil die Ahnung des Kindes, dass da etwas ganz Besonderes geschieht zunimmt, und es sich selbst als "Zuschauer" in keiner guten Lage wähnt. Entweder versucht es sich dazwischen zu schieben, was viele Kinder schon tun, wenn sich die Eltern nur innig umarmen oder küssen, oder es wendet sich ab und verdrängt das Erlebte. Es ist dem Kind nicht peinlich so etwas zu sehen, wie wir Erwachsenen uns Peinlichkeit vorstellen, aber es kann mit dem Phänomen der körperlichen Liebe nur schwer umgehen, weil es noch ganz egozentrisch seine eigene Form der Liebe zu den Eltern als einzig mögliche Form sieht. Die alte psychoanalytische Auffassung eines Ödipus- oder Elektrakomplexes muss man wohl aufgeben, aber das heißt nicht, dass man vor seinen Kinder freien Sex haben kann. Diese Auffassung hat es auch schon einmal gegeben (antiautoritäre Erziehung in den 19hundertsiebzigern). Man muss sich als Eltern schon bewusst sein, welche Verantwortung man seinem Kind gegenüber hat, was körperliche Zurschaustellung angeht, ob jetzt unbeabsichtigt beim Sex oder nur, weil man sich so frei fühlt. Es gibt meines Erachtens genügend andere Möglichkeiten für junge Eltern, ihren Sexualtrieb auszuleben, als zu Hause im Beisein der Kinder. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 09.05.2012