Frage: Woher kommen diese Tics und was kann ich dagegen tun?

Mein Sohn (6einhalb) hat seit längerem einige Tics (Fingernägelkauen, Kauen an Kleidungsstücken, Nasenbohren). Woher kommen diese Tics und was kann ich dagegen tun, besonders angesichts des baldigen Schulbeginns? Ich hatte bisher die Auffassung, dass es sich auswachsen würde und ging gelassen damit um, ermahnte ihn aber, dies nicht in der Öffentlichkeit zu tun. Mein Mann (Stiefvater meines Sohnes) meint aber, man müsse es ihm abgewöhnen und es ihm klar verbieten. Ich bin davon nicht überzeugt. Was sagen Sie? Kann es durch TV-Konsum verstärkt werden? Wir versuchen diesen stark zu beschränken. Kurz zum Hintergrund: Sohn ist ein anhängliches Kind, Angst vor Neuem, sehr unruhig als Säugling, lange schlechter Schläfer, ausgeprägtes orales Bedürfnis, wollte immer an die Brust, habe ihn lange gestillt. Hat kaum Beziehung zum leiblichen Vater, wir leben nun seit einem Jahr in einer harmonischen Patchwork-Familie. Bekam vor 5 Monaten ein Schwesterchen. Danke für eine Erklärung und Rat

von edina am 18.07.2011, 08:42



Antwort auf: Woher kommen diese Tics und was kann ich dagegen tun?

Hallo, so wie Sie das Verhalten Ihres Sohnes schildern, handelt es sich bei ihm nicht um Tics, sondern um Habituationen oder lästige Gewohnheiten. Letztere sind aber leider noch hartnäckiger als die Tics, die in der Regel nach einam halben Jahr wieder verschwinden. Dafür wirken Tics etwas "verrückter". Gegen Gewohnheiten gibt es nur erzieherische maßnahmen, die liebevoll und konsequent durchgeführt werden müssen. Anders gesagt, über ein ständiges Ermahnen, Ablenken und Erinnern an die Regeln geht nichts hinaus. S i e müssen hartnäckiger sein als Ihr Kind. Das ist die einzige Vorbedingung. Die Anfangsschwierigkeiten bei Ihrem Sohn dürften mit zu seinem Verhalten beigetragen haben, ebenso wie der Verlust des leiblichen Vaters. Auch die Akzeptanz einer Schwester vom neuen Vater ist für ihn nicht einfach. Verstärkter Fernsehkonsum hilft dabei nicht nur nicht weiter, sondern fördert diese Habitutionen noch. Wichtig sind immer interessante, motivierende Beschäftigungen. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 20.07.2011