Frage: Wissensbegierig und zurückhaltend

Guten Morgen,mein Sohn (3,4 Jahre) ist sehr anhänglich, sensibel und scheu,aber auch clever. Fremdelt. Im Kiga (seit 08/11) sagen sie, er braucht sein gewohntes Umfeld, singt nur im eigenen Gruppenraum, will immer auf dem gleichen Stuhl sitzen, kann sich neuen Erziehern und Kindern nur sehr schlecht annähern und braucht eine Gewöhnungsphase. Zusätzlich will er immer noch gestillt werden. Er hat schon sehr früh angefangen zu sprechen und zu laufen (vor 1. Jahr). Hat eine sehr schnelle Auffassungsgabe und lernt dementsprechend sehr schnell. Übersprang die Babysprache plauderte im zweiten Lebensjahr wie ein Großer. Entdeckte sein Hobby: Loks in allen Variationen. Nun zäht er bis 20, kann kleine Rechenaufgaben bis zehn, stellt Mengenvergleiche an, kann das komplette Alphabet, aber noch nicht lesen und vergleicht die Wörter. Darf er das denn alles lernen? Was wird dann in der ersten Klasse passieren??? Wie soll ich mich weiterhin verhalten?

von Jerry19992 am 18.02.2013, 07:15



Antwort auf: Wissensbegierig und zurückhaltend

Hallo, für solche Kinder wie Ihres, das frühzeitig schon ein hohes Interesse an geistig-kognitiven Leistungen zeigt, habe ich den Begriff Frühbegabung eingeführt. Denn ob aus frühbegabten Kindern eines Tages auch hochbegabte werden, bleibt immer abzuwarten. Auf jeden Fall ist ihr Entwicklungstempo höher als das der anderen Kinder. Aber solche Kinder sind beinahe regelmäßig auch sehr sensibel, und da sie spüren, dass sie ihren Altersgenossen überlegen sind, leiden sie unter deren Zurückweisung und Ablehnung. Dem begegnen sie mit Sonderansprüchen und dem Beharren auf bestimmten Ritualen. Das sichert sie im Sozialverhalten ab. Das Stillproblem hat aber nichts damit zu tun, das ist eine Sache von erhaltenem Bedürfnis und fortgesetztem Angebot. Auf jeden Fall sollte man diese Kinder nicht bremsen. Sie würde es als Zurückweisung und Ablehnung auffassen, wenn man ihnen ihren Wissenshunger nicht stillte. Trotzdem ist es wichtig, sie in der Kontaktaufnahme zu altersgleichen Kindern zu unterstützen. Wie das in der Schule wird, darüber lässt sich jetzt noch nichts sagen. Einen gewissen Vorsprung wird er behalten, aber möglicherweise hat sich bis dahin auch schon vieles davon nivelliert. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 18.02.2013