Guten Morgen Dr. Posth,
mein Sohn ist 1,5 Jahre alt.
Wir treffen uns 2x im Monat mit unserer Krabbelgruppe.
Außerdem gehen wir immer dienstags zum Sport.
Weiteren regelmäßigen Kontakt zu Gleichaltrigen hat er nicht. Andere Kinder trifft er sonst nur auf Familienfeiern oder mal auf dem Spielplatz.
In den Kindergarten wird er nächstes Jahr ab August gehen.
Ist das so okay oder müssen wir ihm mehr Kontakt zu Gleichaltrigen ermöglichen? Er wirkt nicht unglücklich. Aber eine Bekannte meinte, das sei viel zu wenig und wenn er erst nächstes Jahr in den Kindergarten ginge, wäre das schon viiiiel zu spät und er würde ganz sicher Probleme bekommen, mit anderen Kindern zu spielen, wenn er jetzt "immer nur" mit mir oder anderen Erwachsenen zusammenwäre..
Für eine kurze Einschätzung im Voraus vielen Dank!
Mitglied inaktiv - 26.08.2013, 07:12
Antwort auf:
Wieviel Kontakt zu Gleichaltrigen?
Hallo, es ist die verbreitete Auffassung in der öffentlichen Meinung geworden, junge Kleinkinder müssten gleich sehr viele Kontakte zu Gleichaltrigen haben. Das klingt zwar vordergründig plausibel, ist faktisch aber nicht der Fall. Vor allem die offizielle Politik springt damit auf einen Zug auf, den die Wissenschaft in Gang gesetzt hat. Aber diese Politik dient nicht dem Interesse des Kindes, sondern der Wirtschaft, die frühzeitig beide Eltern im Erwerbsleben haben möchte. Wissenschaftlich ist aber nur festgestellt worden, dass es zwei entscheidende Phase im Leben des Kleinkindes gibt, die der Individuation und die der Sozialisation. Also das Kind braucht beides, nämlich intensive Bindungen zu Mutter und Vater (Bindung und Loslösung) und im Zuge der Selbstentstehung zumehmend Kontakte zur etwa altersgleichen Gruppe. Dieses Schema passt zur hunderttausendjährigen Entwicklungsgeschichte des Menschen. Denn so viel früher existierten wegen der geringen Menschendichte überhaupt keine Möglichkeiten zur einer solchen Vielzahl von Kontakten. Die Großfamilie und Wohngruppe hatte das zu leisten, was das Kind als Sozialisation brauchte. Und in dieser Beschränkung auf bestimmte Personen liegt die optimale Möglichkeit zur
Entwicklung für die Gemeinschaft.
Die von Ihnen beschriebene Kontaktsituation für Ihren Sohn ist also völlig ausreichend und auch der Ki-ga im nächsten jahr ist völlig ausreichend. In diesem Alter benötigt er auf jeden Fall noch eine sanfte Ablösung. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 27.08.2013
