Frage: Wiederanäherungskrise

Lieber Dr. Post, meine Tochter (15M.) wird exakt nach Ihren Empfehlungen erzogen. Sie ist ein sonniges Kind, hat ihren Willen, aber lässt sich lenken. Sie „hört“ auf mich, ich erlaube ihr fast alles.Schläft allein, ohne Körperkontakt, aber Papa oder ich sind bei ihr bis sie tief schläft. Starkes Fremdeln mit 3,5 M. Sie ist erkundungsfreudig, kontaktfreudig, lächelt alle Menschen an (bis heute ist es so).Von heute auf morgen hat sie sich selbst abgestillt.Mit 11 M. wurde sie anhänglich und Interesse an Papa. Dann ließ das schnell nach.Mit 14,5 M hat sie sich im Spiegel erkannt. 2 Wochen vorher fing eine Anhänglichkeit, die immer stärker wird. Ich verstehe das nicht. Es hat sich wirklich nichts bei uns geändert.Sie klebt an mir. Hat kein Problem wenn sie mit Papa oder Tante allein bleibt. wenn ich da bin, bin nur ich wichtig. Mache mir Gedanken. Kann das die berühmte Wiederannäherungskrise sein?warum dauert sie so lange? Was könnte ich evt. falsch gemacht haben?LG Natalie

von Natmel am 14.10.2013, 07:23



Antwort auf: Wiederanäherungskrise

Hallo, die Entwicklung des Selbst eines Menschen ist nach allen Erkenntnissen dazu kein glatter und immer freudevoller Akt. Sie geht gleichzeitig mit Verlustgefühlen einher, so dass man sagen kann, es geht immer zwei Schritte vor und einen zurück. Die beiden ersten Klippen sind die räumliche Entfernung von der Mutter als primärer Bezugsperson um den 1. Geburtstag herum und die Erfahrung einer eigenständigen Person, völlig losgelöst von der Mutter mit etwa 1 1/2 Jahre. Das ist begleitet von der Wiederannährungskrise. Diese kann auch schon etwas früher einsetzen, mit 14 Monaten habe ich solche Erfahrungen bei Kindern schon festsellen können. Krabbeln und Laufen sieht man ja auch schon bei 8 bis 9 Monate alten Säuglingen. Typisch für d Verhalten in der Wiederannäherungskrise scheint zu sein, dass Loslösung und Bindung nebeneinander her laufen. Das heißt das Kind kommt schon gut mit dem Vater klar, ist aber die Mutter in der Nähe und erreichbar, wird sie wieder bevorzugt. Es gibt keine Grund sich Sorgen zu machen, dass die Entwicklung wieder rückkäufig wäre. In ein paar Wochen ist diese neuerliche Anhänglichkeit wieder vorüber. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 15.10.2013