Frage: Wieder Windeln

Mein Sohn ist 20M. alt und lässt sich nach dem großen Geschäft nicht sauber machen. Er weiß schon, dass in der Windel was passiert. Früher sagte er bescheid, wenn das große Geschäft erledigt war. Dann verstand er, dass die Windel dann sofort entfernt wird, und jetzt meldet er sich nicht mehr. Außerdem lügt er immer, wenn wir ihn fragen, ob er was in die Windel gemacht hat. Wenn ich sehe, dass er das gerade macht, schüttelt er den Kopf und sagt nee. Sein Geschäft macht er meistens in einem Versteck. Danach ist er bestens drauf. Wenn ich ihm sage, dass wir den Po sauber machen müssen, fängt er an zu schreien oder versteckt sich. Ich habe ihm alles erklärt. Ich zeige ihm auch, was da drin ist. Sinnlos. Ablenken bringt nichts, er schmeißt Spielsachen und Bücher mir ins Gesicht, tritt mich mit den Füßen. Geschweige von hauen, kratzen und beißen. Nasse Windeln lässt er problemlos wechseln und sagt bescheid, wenn das not tut. Bin am Ende. Ist das normal? Was kann man machen? Töpfchentraining?

Mitglied inaktiv - 18.04.2006, 23:34



Antwort auf: Wieder Windeln

Stichwort Sauberkeitsentwicklung Hallo, das Topftraining wäre genau das Falsche, was Sie tun könnten. Das Problem ist dadurch entstanden, daß Sie zu früh die ganze Sauberkeitserziehung eingeleitet haben. Unter 2 Jahren schaffen es die allerwenigsten Kinder, schon zuverlässig trocken oder sauber zu werden. Sauber- und Trockenwerden ist ein neurophysiologischer Reifungsvorgang, dem ein erzieherisches Konzept nur überstülpt wird. Das war vor vielen vielen Jahren einmal verständlich, als die Windeln noch gewaschen werden mußten. Aber heute mit den Wegwerfwindeln dürfte dieses Argument nicht mehr ziehen. Ihr Sohn spürt, daß Sie etwas von ihm erwarten, wenn er die Windel voll hat und widersetzt sich jetzt der nötigen Reinigung. Ursprünglich war ihm das nicht so bewußt und da hat es ohne Protest funktioniert. Jetzt aber ist sein Bewußtsein darauf geschärft, und er nutzt seine Macht, Sie mit seiner vollen Windel zu provozieren. Die Ausscheidung selbst nimmt er, wie alle Kinder, denen es so ergeht, in aller Heimlichkeit vor. Der entscheidende Schritt ist jetzt, dem ganzen die Spannung zu nehmen, d.h Ihren Sohn erst einmal wieder so zu lassen, wie es vor dem Einsetzen von Sauberkeitsbestrebungen gewesen ist. Sie müssen dann abwarten, bis er von selbst kommt und seine Ausscheidungen signalisiert. Normalerweise wollen die Kinder dann ziemlich schnell sauber gemacht werden, weil ihnen die Nässe in der Windel oder der klebrige Stuhl am Po unangenehm sind. Erst wenn das sicher funktioniert, hat es Zweck, seinem Kind das Töpfchen oder die Toilette anzubieten, wobei dafür zu sorgen ist, daß die entsprechenden Orte kindgerecht gestaltet sind. Die Sauberkeitsentwicklung muß unbedingt selbstbestimmt ablaufen. Sonst bekommt man später u.U. erhebliche Probleme damit. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 21.04.2006