sgH dr posth
meine frage bezieht sich auf meine 2,5 jährige tochter. sie geht 3 mal pro woche in die spielgruppe. sie ist sehr aktiv normal entwickelt.eigentlich auch sehr gerne. nur letztens machte mich eine gruppenleiterin darauf aufmerksam, dass sie immer wieder andere kinder haut, schupft, kratzt oder gar beißt. auch ich merke dieses verhalten bei ihr immer wieder. ständig reagiert sie aggressiv auf andere kinder. dann haut sie nicht lediglich mit der hand gegen die kinder, sondern zielt richtig gehend mit der faust gegen deren gesicht. öfters ist sie auch gegen mich oder meinen mann aggressiv, sobald es nicht nach ihren wünschen geht.
ich weiß langsam nicht mehr weiter. da sie mein einziges kind ist kann ich nicht einschätzen, ob das über die "normale trotzphase" hinaus geht, oder ob womöglich eine störung vorliegt (psychologe?). zuhause herrscht überhaupt keine gewalt. ich wäre ihnen für eine einschätzung dankbar!
von
maye
am 14.11.2011, 08:07
Antwort auf:
Wie soll ich mit dem aggressiven Verhalten umgehen?
Hallo, obwohl in der Fachwelt derzeit ein Streit darüber entbrannt ist, ob überhaupt und wie stark der Aggressionstrieb im Menschen veranlagt ist, stellen wir Im Kinderzimmer, in der Spielgruppe oder in der Kinderkrippe immer wieder dieses Phänomen bei Kindern fest. Das spricht meines Erachtens sehr dafür, dass ein solcher Trieb auch beim Menschen vorhanden ist. Denn es ist so wie Sie richtig schreiben, dass nicht alle diese Kinder aus Familien stammen, in denen Aggression und Gewalt an der Tagesordnung sind.
Aber eines ist doch festzustellen, je stärker sich ein Kind um seine Selbstwerdung kämpfend in der Gruppe oder gegen Erziehungspersonen durchsetzen muss, desto deutlicher nimmt es seinen Aggressionstrieb zuhilfe. Setzt man also in der Erziehung seinem Kleinkind schon -sagen wir- starre Grenzen oder steckt man sein Kleinkind frühzeitig in die Krippe oder Spielgruppe und zwingt es auf diese Weise, seine Person zu behaupten, dann wird es von seiner Veranlagung zur Aggression auch Gebrauch machen. Je stärker diese Veranlagung ist, desto deutlicher fällt diese Aggression auch aus. Da muss man sich nicht wundern.
Zwischen 2 und 3 Jahren geht man gegen diese zu stark aufkeimende Aggression mit induktiven Maßnahmen vor, um die ebenfalls veranlagte Fähigkeit zur Empathie (Mitleid) auszklösen und zu verstärken (s. Stichwortverzeichnis "Induktion"). Lässt sich die Indution nicht durchführen, weil es sich um eine anderes Kind dreht, das angegriffen wird, dann muss man eindringlich ermahen und einfach Schritte der Wiedergutmachung "induzieren". Also streicheln, trösten, auf die vermeintliche Wunde pusten usw. Das Kind lernt so das so dringend benötigte Mitleid. Ein theoretisches Entschuldigen kommt später! Vorher muss sich das Gewissen im Kind entwickelt haben.
Sich selbst darf man natürlich schützen, wenn einen das eigene Kind haut, notfalls ihm auch die Hand festhalten und grimmig dreinschauen, das genügt schon. Viele Grüße.
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 16.11.2011