Frage: Wie beginnt man am besten die Loslösung bei Kind Nr.2?

Hallo Dr. Posth, unsere Große ist jetzt 3,5 Jahre alt. Sie geht gerne in die Kita, findet so langsam endlich Anschluss und hat auch eine kleine Freundin. Wir haben von Anfang an in Ihrem Sinne erzogen, allerdings war es nicht immer einfach, das sie sehr viel geschrieen hat. Auch jetzt ist sie oft noch quengelig ohne erkennbaren Grund. Aber gut, auch das wird sicher irgendwann. Allerdings braucht sie auch immer noch viel Aufmerksamkeit einer Bezugsperson. Dem versuchen wir auch nachzukommen. Tochter Nr. 2 ist 15 Monate alt und bräuchte nun ja den Vater für die Loslösung. Er gibt auch sein bestes, aber die Große nimmt ihn auch stark in Anspruch und mit beiden zusammen fällt ihm oft schwer, bzw.da geht die Kleine oft unter. Haben Sie einen Tipp, wie wir das am besten machen? Ist der Vater für die Große als LLvorbild noch sehr wichtig, oder ist es ok, wenn ich wieder verstärkt mit der Großen was mache und Vater sich mehr um die Kleine kümmert? Vielen Dank,viele Grüße und bis bald, Daniela

von veggie20 am 29.08.2011, 10:55



Antwort auf: Wie beginnt man am besten die Loslösung bei Kind Nr.2?

Stichwort: Loslösung Liebe Daniela, das ist ein sehr wichtige Frage, zu der noch etwas klar gestellt werden muss. Die Loslösung führt zur Autonomie des Selbst, also zur Grundsteinlegung der Persönlichkeit. Dieser Schritt findet mit "emotionalem Perspektivwechsel" (Empathie) und "kognitivem Perspektiwechsel" (Theory of Mind) statt. Beides bewirkt, dass das Kind aus seiner egozentrischen, also total ich-bezogenen Weltsicht heraustritt und sich Gedanken darüber macht, wie und was andere Menschen empfinden und denken. Das heißt konkret, dass die Eltern jetzt anfangen können, ihrem Kind einfach Sachzusammenhänge zu erklären. Das Kind kann jetzt langsam verstehen, warum das eine oder andere nicht stattfinden kann oder nötig ist, ohne gleich einen Trotzanfall zu bekommen. Bindung und Loslösung gehen prozessual selbstverständlich immer weiter, sind aber jetzt fest im Gehirn des Kindes verankert und fangen an, sie auf immer höhere Ebenen zu begeben. Im Gehirn kann man das heutzutage messen und sichtbar machen z.B. durch das fMRT. Die mentalen Verarbeitungsprozesse finden immer mehr im Frontalhirn (Stirnhirn) statt, das mit den Gefühlszentren Limbisches System und Nucleus accumbens dichter und dichter korrepondiert (im Falle der gesunden emotionalen und psychosozialen Entwicklung). Das ergibt sich für Sie: sie können jetzt mit Ihrer Tochter über die einschränkende Zusammenhänge in einfacher Form reden, und sie kann ihre Erklärungen jetzt auch annehmen. Das tun Kind dann besser, wenn sie die ersten 3-4 Labensjahre wenig gestresst worden sind und eine gute emotionale Integration zu verzeichnen haben. Dafür mit den Eltern zu arbeiten, bemühe ich mich in meine Forum, meiner Praxis und in meine Büchern. Die Väter müssen natürlich auch einigermaßen geschickt ihre Zuwendungsaktivität auf die zwei oder mehr Kinder verteilen. Vater sein ist ebenso wie Mutter sein, denn die trifft genau dasselbe Problem bei mehreren Kindern, kein ganz bequemer Job. Eltern sollten sich irgendwie immer berufen fühlen. Das stärkt sie von innen. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 03.09.2011



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