Frage: WeinenTagespflege

Guten Tag! Jakob (16 Monate)seit Mitte April vormittags von 9°° bis 11.30 in einer Tagespflege.Konnten ihn dort eingewöhnen - erste Woche täglich mit ihm dort - erst 30 min, später bis zu 1 Std. Ab der zweiten Woche war er für kurze Zeit allein da, nach ca. 3 Wochen den ganzen Vormittag. Die Situation z. Zt. ist so: er weint jeden Morgen beim Abgeben, teilweise schon, wenn wir in´s Haus kommen, hört aber nach Aussage der Erzieherin nach spätestens 5 min wieder auf und spielt dann die ganze Zeit sehr fröhlich, weint die restliche Zeit nicht einmal. Beim Abholen freut er sich, mich zu sehen, schäkert auch noch mir Erzieherin, weint nicht!Ist auch schon ein paarmal nochmal zurücj in den Gruppenraum gelaufen und wollte weiterspielen. Dennoch habe ich jeden Morgen ein ungutes Gefühl, weil er weint - er möchte eindeutig nicht bleiben!??? Wie würden Sie die Situation interpretieren? Ist er nicht ausreiched eingewöhnt worden oder ist das kurze Weinen in Ordnung? Ich bin hin und hergerissen!

Mitglied inaktiv - 04.06.2007, 10:08



Antwort auf: WeinenTagespflege

Stochwort: Fremdbetreuung Hallo, von der Seite der Erzieherinnen oder Tagesmütter wird dieses Argument notorisch vorgebracht, daß die Kinder zu weinen aufhören, sobald die Mutter fort ist. Die Pädagogik hält das für einen sinnvollen? Anpassungsschritt durch den damit verbundenen Lernprozeß. Psychologisch betrachtet sieht die Sache aber anders aus. Der Anpassungsschritt ist streng genommen nur das Ergebnis einer Enttäuschung. Das Kind empfindet so, daß es von der Mutter verlassen wird, weil es mit seinem Anliegen nach Bindungserhalt offenbar gegen das mütterliche Interesse verstößt. Natürlich denkt ein Kleinkind nicht theoretisch, aber es empfindet so. Und dieses Empfinden drückt sich im Selbstwertgefühl aus. Die eigentliche Empfindung lautet demnach: ich bin es nicht wert, daß die Mama mich erhört und wieder mitnimmt. Nicht alle Kinder schaffen es sich anzupassen und bleiben nach dem Fortgang der Mutter zurückweisend, ablehnend und in sich abgekapselt. Das geben die Erzieherinnen ungern zu, denn es könnte auf eine schlechte "Arbeitsleistung" ihrerseits rückschließen lassen. Kehrt die Mutter zurück, wird sie zunächst mit Mißachtung "bestraft" oder das Kind erlebt seine Angst von vorne und stürzt schluchzend in ihren Arm. Am nächsten Tag will es natürlich diese Situation vermeiden. Begrüßt das Kind die Mutter aber freudig, ist das immerhin ein gutes Zeichen. Richtig wäre es, solange das Kind zu begleiten, bis es in der Erziehrin eine Ersatzbezugsperson gefunden hat und die Mutter ohne Sorgen um sich selbst ziehen läßt. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 06.06.2007