Frage: "Weichei"

Guten Morgen, Herr Dr. Posth! Unser ältester Sohn (3,5 Jahre, 2 kleine Geschwister von 2 Jahren und 2 Monaten) entwickelt eine Tendenz zu dem, was mein Mann gestern mit "Was ist das für ein Weichei" bezeichnet hat. (Der Kleine hat es NICHT gehört.) Scheint an einem wolkigen Tag endlich mal die Sonne, soll sie wieder weg, weil sie ihn blendet. Treppen sind zu steil, Spazierwege zu lang, sein kleiner Bruder drangsaliert ihn "Mama, nimm ihn weg!", er hat "So einen schlimmen Husten" (dreimal gehustet am ganzen Tag) etc. pp. Er kann nicht alleine zur Toilette gehen, er hat Angst, alleine einzuschlafen (es geht immer einer von uns mit und liest eine Geschichte vor, nur wenn er dabei noch nicht einschläft, möchten wir auch gerne mal wieder aus dem Kinderzimmer raus dürfen) usw. Andererseits ist er teilweise fast poetisch in seinen Äußerungen, macht wunderbare Rollenspiele und ist ein sehr intelligentes Kind. Im Kindergarten ist er außerdem teilweise sehr wild, hat leider noch keinen festen Anschluß an die Gruppe gefunden (er geht seit fast 5 Monaten und ist natürlich einer der jüngsten, es sind sehr viele 5- und 6-jährige da), bastelt aber auch begeistert. Ist es a) ganz normal, b) auf das neue Geschwisterchen, das er übrigens sehr liebhat, zurückzuführen oder c) etwas, dem wir irgendwie (wie?) begegnen müssen? Vielen Dank, Steffanie

Mitglied inaktiv - 26.01.2004, 10:20



Antwort auf: "Weichei"

Liebe Steffanie, das, was Sie hier ansprechen, hat mit dem Begriff des Selbstbewußtseins zu tun. Offenbar besitzt Ihr Sohn noch recht wenig davon und hat neben Ängsten zu Hause auch soziale Kontaktängste. Mit "Weichei" hat das überhaupt nichts zu tun. Man muß sich als Eltern davor hüten, seine eigenen Ansprüche an ein erwünschtes Verhalten beim eigenen Kind, mit seinem persönlichen Weltbild zu vermischen. Jedes Kind entwickelt eine eigene, respektable Persönlichkeit, die zu unterstützen die Aufgabe aller Eltern ist. Um Selbstbewußtsein bei einem Kind zu stärken, muß man zuallererst mit allen herabwürdigenden und demütigenden Äußerungen aufhören. Die positiven Eigenschaften des Kindes sind viel wichtiger und müssen von den Eltern erkannt und gefördert werden. Das Kind muß spüren, daß es von seinen Eltern geliebt und anerkannt wird. Erst wenn ein Kind genügend Selbstbewußtsein entwickelt hat, kann es auch mit Lob umgehen und sich weiter aufwerten lassen! Im andern Fall wird es sich minderwertig und schlecht fühlen und mit der Zeit ängstlich, scheu und depressiv erscheinen. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 26.01.2004



Antwort auf: "Weichei"

Ja, deshalb habe ich auch dazugeschrieben, daß unser Sohn diese Äußerung nicht gehört hat. Gruß, Steffanie

Mitglied inaktiv - 27.01.2004, 11:08