Wacht morgens immer schreiend auf,22 Monate alt was kann ich noch tun?

Dr. med. Rüdiger Posth Frage an Dr. med. Rüdiger Posth Facharzt für Kinderheilkunde, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut

Frage: Wacht morgens immer schreiend auf,22 Monate alt was kann ich noch tun?

Unser Kleiner hat mit 4 M eine schlimme Schlafstörung bekommen, er war teilw. 16x pro Nacht wach.Kinderarzt überwies uns an Psychologin,die auch nur die Ferber Methode vorschlug.Diese lehne ich ab, aber sie meinte, von allein geht keine Schlafstörung weg.Es war furchtbar,er schrie und schrie,ich bekam körperl. Schmerzen durch die Schreie.Aber es wurde besser,er schlief ein paar Nächte gut dann es wieder los. Psychl. meinte, einmal Schlafstör, immer Schlafprobleme.Mußte es ca. 5x machen,leide immer mit.Seit 3 Mo ist es besser ,er schläft fast durch, wacht noch 3x schreiend auf,und das ist das Problem.Seit 18 Mo werde ich mit einem Schrei morgens wach.Er wacht auf u schreit.Er bekommt seine Fl.Milch, dann ist Alles gut. Aber oft weint er 20 Min lang,will keine Milch,ist nicht zu trösten.Habe bei Ihnen den Satz gefunden, wenn ein Kind unter Stress einschläft,wacht es morgens weinend auf. Jetzt begleite ich ihn abends in den Schlaf(gegen Rat d.Psychl), aber es ist nicht besser geworden.

Mitglied inaktiv - 07.03.2011, 07:28



Antwort auf: Wacht morgens immer schreiend auf,22 Monate alt was kann ich noch tun?

Stichwort: Säuglingsschreien / Schreibaby Hallo, Sie können nicht erwarten, dass ein Kind 18 Monate Erfahrung in wenigen Tages und Nächten korrigiert. Um ganz ehrlich zu sein, eigentlich müsste jetzt eine Therapie der Therapie erfolgen. Denn, was Ihr Sohn in der vergangenen Zeit erlitten hat, ist Bestandteil seiner Erfahrungswelt im Gehirn geworden. Wie man inzwischen weiß, gibt es im menschlichen Gerhirn nicht nur ein Schmerzgedächtnis, sondern auch ein Stressgedächtnis, das wohl in den dorsolateralen Anteilen des Mandelkernes (Corpora amygdala) zu suchen ist. Ist die Schwelle der Stressreaktion erst einmal stark nach unter verstellt, lösen kleinste Irritationen immer wieder solche Reaktionen aus. Das Kind hat dann nur noch die Chance, durch einen massiven Verdrängungsvorgang sich Angst und Panik vom Leibe zu halten. Das nennt man "Vermeidung" (im allerschlimmsten Fall sogar Dissoziation). Jegliche Form der Schreikonditionierung basiert auf diesem mentalen Vorgang im Gehirn. Aber hier geht es ja nicht um Beseitigung von unnötigen Objektängsten wie Spinnen- oder Hundephobie, bei denen dieses Vorgehen Sinn macht, sondern hier geht es um Verlassenheitsängste, Trennungsäangste und damit um Urängste in der menschlichen emotionalen Grundausstattung. Wenn Sie jetzt also ein ganz anderes Progeamm mit Ihrem Sohn durchziehen wollen, und dazu würde ich Ihenen dringend raten, denn er ist ja noch sehr jung, dann sollten Sie sich passende psychologische Hilfe suchen und viel, viel längere Zeiträume kalkulieren. So schnell arbeitet und koriigiert das Gehirn nicht. Aber es bestehen durchaus Chancen, diesen maximalen Stress wieder aus dem Köpfchen heraus zu bekommen. Viele Grüße PS. Sie sollten erst einmal Ihren Sohn nicht nur in den Schlaf begleiten, sondern ihn auch die ganze Nacht bei sich im Zimmer schlafen lassen. Er muss wieder erfahren und lernen, das Sie zuverlässig sind und immer bei ihm, wenn er wach wird.

von Dr. med. Rüdiger Posth am 08.03.2011