Vielen Dank für Ihre Antwort! 2.Frage:Bedürfnisbefriedigung-bis zu welchem Grad?

Dr. med. Rüdiger Posth Frage an Dr. med. Rüdiger Posth Facharzt für Kinderheilkunde, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut

Frage: Vielen Dank für Ihre Antwort! 2.Frage:Bedürfnisbefriedigung-bis zu welchem Grad?

Ich habe seit Beginn versucht,den Bedürfnisse meiner Tochter(16 Mon) sofort nachzukommen(zudem Familienbett,Langzeitstillen),wobei mir dies sicher nicht immer geglückt ist.Seit jeher lässt sie sich ungerne hinlegen/setzten zum Spielen,(Ein)Schlafen,im Auto,Kiwa,braucht viel Körpernähe,Ansprache u Aufmerksamkeit u ich versuche,ihr all das zu geben.Sie war schon immer vehement in ihren Bedürfnisäußerungen u dies steigt nun nochmals an.Ich komme langs ans Ende meiner Kräfte u Möglichkeiten,insbes da sie viel getragen werden will,nur mit dem Gesicht n vorne u ohne Tragehilfe.Im Kiwa bäumt sie sich auf u weint sofort.Möchte ich sie für 1 Handgriff hinsetzen,lässt sie dies nur manchmal u kurz zu.Beim Reden mit Anderen reklamiert sie das Aufmerksamkeitsdefizit oft sofort.Natürlich beziehe ich sie mit ein,lenke sie ab etc.Wenn das nicht funktioniert,gehe ich ihrem Wunsch nach(spazierentragen etc).So hat sie dies natürl inzw gelernt.Alltag ist so nur schwer zu meistern.Was denken Sie?LG,Colette

Mitglied inaktiv - 26.05.2008, 00:09



Antwort auf: Vielen Dank für Ihre Antwort! 2.Frage:Bedürfnisbefriedigung-bis zu welchem Grad?

Stichwort: erste Erziehungsschritte Liebe Colette, man sollte wohl Bedürfnisbefriedigung im Säuglingsalter und Anspruchshaltung ab der Kleinkindzeit fein säuberlich auseinanderhalten. Der Säugling lebt noch ganz vom Gefühl und ohne Kalkulation, wie seine Bezugspersonen und seine Umgebung reagieren. Das heißt nicht, dass er nicht begreift, wenn er eine bestimmte Regung zeigt, auch eine bestimmter Effekt im Beziehungsangebot zustande kommt. Aber das ist die Grundvoraussetzung für die Entstehung des Urvertrauens und das Eingehen der Bindung. Nehmen die geistigen Fähigkeiten aber im zweiten Lebensjahr zu, und ist das Bedürfnis nach schneller Befriedigung der eigenen Ansprüche beim Kind von Natur aus hoch (was etwas mit veranlagtem Temperament und Impusivität zu tun hat), dann müssen Eltern sehen, was Sie davon zu leisten imstande sind und wann sie bei sich selbst! Grenzen sehen. Denn je bereitwilliger sie jedem Anspruch folgen, desto höher könnte sich mit der Zeit auch der Anspruch schrauben. Zwar ist ein befriedigtes und dadurch auch sicher gebundenes Kind eher in der Lage, kurzfristiges Entbehren zu ertragen, aber Lust darauf hat eigentlich überhaupt kein Kind. Kinder können prinzipiell schlecht warten, und solange sie noch klein sind auch keine Rücksicht auf Andere nehmen. Das ist eine klare Überforderung. Man muss also frühzeitig versuchen, eine Ausgleich zu schaffen zwischen dem eigenen Angebotssprektrum und der Anspruchshaltung des Kindes. Da wird auch das eine oder andere Mal eine Frustrationsreaktion des Kindes in Kauf zu nehmen sein. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 26.05.2008