Frage: Verzögerte Loslösung/Rückbindung?

Guten Tag, bei Tochter (3 J, 4 M) kommt LL nicht voran. Wenn ich da bin, ist sie stark auf mich fixiert (z. Zt. noch verstärkt durch Start im Kiga), Papa ist abgemeldet. Nur wenn wir darauf bestehen, darf Papa machen. Wir wechseln uns abends mit Einschlafen ab, aber lieber ist ihr immer Mama. Abends und nachts braucht sie noch Körperkontakt. Eigentlich ist sie ein zufriedenes, ausgeglichenes Kind, mit 18 Mon. TM, inzwischen 4 Tage Kiga bis mittags, fühlt sich dort wohl. Bleibt auch gerne mal ganzen Tag bei Oma + Opa. Papa arbeitet viel, bemüht sich ansonsten, ist liebevoll, aber sehr zurückhaltend. Bin ich weg, klappt es prima (Kuscheln, Vorlesen, Spielplatz etc.). Neuerdings sagt sie manchmal, dass sie Angst vor ihm hat oder Papa doof ist, wir finden aber keinen Auslöser. Kann es sein, dass sie damit kokettiert? Soll ich mich stärker „verweigern“, damit Papa mehr Chancen bekommt, oder ist es besser, dieser Anhänglichkeit nachzugeben? Danke!

von Reba am 25.02.2013, 07:08



Antwort auf: Verzögerte Loslösung/Rückbindung?

Hallo, darüber weiß man noch so gut wie nichts, und es gibt meines Wissens auch gar keine intensiven Beobachtungen dazu, wie sich die frühe Fremdbetreuung auf die Loslösung auswirkt. Da die Bindungstheorie ohnehin weit überwiegend nur auf die Mutterbindung ausgerichtet ist, und der Vater erst ganz langsam anfängt, eine vergleichbar emanzipierte Rolle im Bindungsgefüge zu spielen, wird es auch noch einige Zeit dauern, bis man dazu etwas sagen kann. Auf jeden Fall konkurrieren frühe Fremdbetreuung und Loslösung über die Väter rollenmäßig miteinander. Was in der -sagen wir- unverfälschten Natur der Vater für sein Kind bedeutet, wird durch die frühe Fremdbetreuung wenigstens zum Teil auf zunächst fremde Ersatzbezugspersonen verteilt. Für alleinerziehende Mütter oder Familien mit absenten Vätern kann das vorteilhaft sein, für intakte Familien mit engagierten Väter könnte das jedoch Probleme bereiten. Derart irritierte Kinder suchen folgerichtig wieder verstärkt die Bindung zur Mutter, und das wahrscheinlich sogar unabhängig von der Regression bei zu belastendem Start. Das könnte das Verhalten Ihrer Ihrer Tochter gut erklären, wobei zu sagen ist, dass so etwas zählreich auch in anderen Familien vorkommt, aber nicht weiter reflektiert wird. Zu empfehlen ist, dass man als Eltern zwar dem dringenden Wunsch der Kindes nach zeitlweiligem Wiederaufleben der primären Bindung nachkommt (ohne Rückbindung), das väterliche Interesse am Kind zugleich aber weiter gefördert werden sollte. Dabei scheint die vorübergehende Abwesenheit der Mutter bei sicher gebundenen Kindern hilfreich zu sein. Die verbale Ablehnung des Vaters drückt vermutlich nur die Angespanntheit des Kindes in seiner Irritation aus. Das Kind weiß sich (noch) nicht anders auszudrücken, meint es aber nicht so. Viele Grüße und danke für die hochinteressante und wichtige Frage.

von Dr. med. Rüdiger Posth am 25.02.2013



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