Sehr geehrter Herr Dr. Posth,
meine Tochter (2 12/) hat beim Spazierengehen mit der Oma ein trauriges Mädchen getroffen, dessen Mutter wegen schwerer Krankheit gestorben ist. Auch beim Kinderturnen ist ein Mädchen dessen Vater bei einem Motorradunfall gestorben ist. Meine Tochter ist zur Zeit sehr anhänglich und möchte immer bei mir sein. Sie macht nun auch wieder Theater wenn ich zur Arbeit gehe und die Omas abwechsend bei ihr sind. Kann es sein, dass ihr das alles zu schaffen macht? Oder gibt es immer wieder so Phasen, in denen die Kinder wieder anhänglicher werden?
Mein Vater ist auch schon gestorben und wir sprechen manchmal über ihn. Sollen wir das Thema lieber meiden oder wie geht man richtig damit um, ohne dem Kind Angst zu machen?
Vielen Dank für Ihre Antwort!
Mitglied inaktiv - 10.05.2005, 14:40
Antwort auf:
Verlustangst
Hallo, eigentlich braucht man das Thema Tod vor Kleinkindern nicht zu meiden, es sei denn man dramatisierte das Geschehen und schaffte es nicht, einen ruhigen, sachlichen und gefaßten Ton in das Gespräch zu bringen. Denn nicht der Tod macht das Kleinkind ängstlich, sondern die Gefühle, die vom Erwachsenen dazu geäußert werden. Für das Kleinkind ist der Tod abstrakt und nicht wirklich bedrohlich. Es kann noch nicht auf sich selbst projizieren und dann Angst vor dem eigenen Tod entwickeln.
Wahrscheinlich wurde aber in Gegenwart Ihrer Tochter das Thema Verlust durch Tod aufgeworfen und dann im Raum stehen gelassen, so daß Ihre Tochter das für immer Fortsein und den Verlust im Kopf behalten hat. Vielleicht fragen Sie sie, was sie mitbekommen hat, und ob sie meint, daß ihre Mama auch verloren gehen könnte. Dann müssen Sie ihr versichern, daß das nie passieren kann und ihr dazu ein paar ganz einfache Erklärungen bieten. Es kommt nicht darauf an, daß das alles stimmt, was Sie sagen, sondern nur darauf an, daß ihre Tochter sich in Sicherheit wiegt. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 13.05.2005