Frage: Vater-Akzeptanz

Guten Tag Dr. Posth, unser Sohn ist 27 Mo. alt. Er ist sehr aufgeschlossen, geht auf Menschen angst- und scheufrei zu, hat kaum gefremdelt. Zu Hause ist er aber ganz das Mamakind, er lässt mich nicht aus den Augen, sucht stets meine Nähe... Er bevorzugt die Mama immer vor dem Papa. Eine Papa-Phase hat es bei uns nie gegeben. Der Papa verbringt berufsbedingt weniger Zeit mit seinem Sohn. Er gibt sich aber viel Mühe und geht mit dem Kleinen sehr liebevoll, aber bestimmt um. Trotzdem höre ich von unserem Sohn jeden Tag „Papa nein! Mama!“. Er mag es auch nicht, wenn mein Mann mich umarmt u.ä. („meine Mama“). Es tut mir leid für meinen Mann. Ich frage mich, ob wir etwas falsch gemacht haben? Kann es u.a. daran liegen, dass ich ihm mehr durchgehen lasse? Oder daran, dass der Kleine zu viel Nähe von mir bekommt? Was tun, damit er den Vater akzeptiert. Oder ist sein Verhalten natürlich und es legt sich mit der Zeit? Vielen Dank.

von khaki am 06.02.2012, 07:06



Antwort auf: Vater-Akzeptanz

Hallo, was seine Selbstentwicklung anbelangt, befindet sich Ihr Sohn in der Loslösungphase. Das heißt, die enge Bindung zur Mutter muss relativiert werden durch eine zweite Bindungsperson, die gewöhnlich dann der Vater ist. Aber der Vater muss seine Rolle auch annehmen und sich beim Kind dafür stark machen. Nicht jedes Kind kommt einfach so zu seinem Vater gelaufen. Wenn es nämlich merkt, dass der Vater nicht richtig will oder wenn er weit weniger einfühlsam ist als die Mutter, dann sperrt es sich. Dafür sucht es aber zum Selbstschutz wieder verstärkt die Mutter, die diesen neuerlichen Bindungsimpuls meist auch bedient. Sie möchte ihrem Kind genau den von ihm geforderten Schutz erfüllen. Damit läuft sie aber Gefahr, das Kind rückzubinden, was dann zu Verhaltensproblemen führt. So scheint es auch bei Ihnen zu funktionieren. Es hängt also im Moment alles am Vater oder einer ihn ersetzenden Bezugsperson. Das kann im Einzelfall auch eine eine sehr gut eingestimmte Betreuerin sein, also eine liebevoll Tagesmutter oder Erzieherin. Steht da etwas in Aussicht? Sie können mir gerne einmal wieder schreiben. Viele Grüße.

von Dr. med. Rüdiger Posth am 06.02.2012