Unser Sohn darf eigentlich alles - wieviel Verbot muss sein?

Dr. med. Rüdiger Posth Frage an Dr. med. Rüdiger Posth Facharzt für Kinderheilkunde, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut

Frage: Unser Sohn darf eigentlich alles - wieviel Verbot muss sein?

Guten Morgen, lieben Dank für die Antwort letzte Woche. Ich habe noch eine Frage, die mich sehr beschäftigt.Unser Sohn (14,5 Monate) wächst mit wenig Verboten auf und darf alles, außer sich selbst gefährden oder uns wichtige Dinge zerstören.(Wobei wir die Wohnung nun so gestaltet haben, dass alle wertvollen Dinge außer Reichweite sind.).Er pult mit den Fingern im Essen,rollt die Klorolle ab,räumt Schränke+Regale aus und ein usw.- alles Dinge, von denen ich mir jetzt schon(!)anhören muss, er sei schlecht erzogen. Meinen Mann und mich stört das nicht - ist ja alles reversibel :-) Allerdings frage ich mich schon des öfteren, wo die Grenze dazu ist, dass aus ihm nicht ein Narzisst wird...? Ein Bsp:Er beschäftigt sich mit etwas und wenn er aufhören soll (egal warum), dann quengelt er und will weitermachen. Meist geben wir dem dann wieder nach. Ist das auch schon falsch? Wie sieht es mit der vielzitierten Konsequenz aus? Wieviel Verbot muss sein? Oder ist es okay so? Lieben Dank! D.Huber

Mitglied inaktiv - 10.08.2009, 08:05



Antwort auf: Unser Sohn darf eigentlich alles - wieviel Verbot muss sein?

Stichwort: erste Erziehungsschritte Hallo, es gibt kein Gesetz darüber, wieviel Einschränkung oder Verbot in der Kindheit von den Eltern ausgesprochen werden muss. Alle Eltern handhaben das sehr unterschiedlich, vom viel erlauben (permissive Erziehung) bis hin zu viel verbieten, meist ohne Begründung (autoritärer Erziehungsstil). Dazwischen liegt die form der Erziehung die u.a. J.U. Rogge als autoritativ bezeichnet hat. Bei letzterer Form der Erziehung wird das Kind mit seinen Bedürfnissen und Wünschen so weit sinnvoll und nötig immer mit einbezogen. Wenn es auch nicht immer gefragt wird, so wird ihm immer erklärt, warum ein Verbot ausgesprochen wird. Das geht auch schon bei älteren Säuglingen und jungen Kleinkindern, die zwar den Inhalt der Botschaft nicht immer verstehen, aber den wohlwollenden Tonfall und die nützliche Absicht der Eltern. Auf diese Weise werden sie frühzeitig in den Steuerungsprozess mit einbezogen. Sie tun sich aber immer leichter, wenn Sie Ihre Wohnung "entschärfen" und schon allein dadurch viel seltener ein Verbot aussprechen müssen. Wenn Sie aber einmal ein Verbot ausgesprochen haben, dann sollten Sie auch (von wenigen Ausnahmen abgesehen) dabei bleiben und nicht immer dem Quengeln nachgeben. Das Kind lernt schnell eine Taktik zu entwickeln, wie es seine Wünsche und Bedürfnisse am besten durchsetzen kann. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 12.08.2009



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