Frage: Trauma

Sehr geehrter Herr Dr. Posth, meine Tochter ist fast 3 Jahre, lt. Kinderarzt ihren Altersgenossen weit voraus (mental und sprachlich) und eine ausgeglichene Persönlichkeit. Seit sie 2 Jahre alt ist, hat sie Probleme, alleine einzuschlafen, man muß bei ihr bleiben, bis sie eingeschlafen ist. Nachts kommt sie zu uns, entweder wir bringen sie zurück (in ihr Bett) oder (wenn sie weint) sie bleibt bei uns,weil wir das Gefühl haben, daß sie unsere Nähe braucht. Sie ist in der glücklichen Lage, 2,5 Jahre gestillt worden zu sein und IMMER bei uns sein zu können, also nie irgendwelche Ängste aufzubauen. Sie denkt über viele gesagte Sachen nach, auch nach Monaten fragt sie Sachverhalte nach und möchte soviel wissen, daß uns manchmal die Erklärungen ausgehen ;-) Soweit zum Verständnis und zur Kurzvorstellung. Letzten Sommer hat sich ein Kätzchen verlaufen und ist durch die offene Haustür in unser Haus gekommen. Ich habe mit lautem RAUS das Tier verscheucht - meine Tochter war dabei. Der Vorfall ist für uns schon lange vergessen. Seit einigen Tagen allerdings hat unser Kind ein Problem bzw. Angst, daß die Katze in unser Haus kommen könnte bzw. in ihr Zimmer. Dieses Thema greift sie nur auf, wenn sie in ihrem Bett liegt und schlafen soll. Wir haben alles mögliche versucht, um sie abzulenken, zu erklären, zu beschützen,... leider ohne Erfolg - die Katze kommt jeden Mittag und jeden Abend in ihr Köpfchen und belastet sie. Können Sie uns helfen, wie wir ihr das Trauma (was sie offensichtlich erheblich belastet) abnehmen können? Tagsüber streichelt sie die Nachbars-Katzen und Hunde und liebt alle Tiere. Was können wir tun? Entschuldigen Sie den langen Text, aber es belastet uns sehr, daß unser Schatz Angst in unserem Zuhause hat! Warum kommt etwas erst nach 1 Jahr in dem Kind hoch?

Mitglied inaktiv - 27.04.2003, 21:51



Antwort auf: Trauma

Hallo, offenbar hat der Rausschmiß der kleinen Katze in Ihrer Tochter zweierlei bewirkt, nämlich einmal Erschrecken vor einer potenziellen Gefahr und zum anderen Mitleid für das hilflose Wesen. Das spüren Kinder sehr gut, was Hilflosigkeit bedeutet. Kinder dieses Alters befinden sich in der sog. magischen Phase, d.h. sie lernen symbolhaft zu denken. Also nicht das konkrete Geschehen hat die Bedeutung, sondern das selbst erlebte, hintergründige Gespür von etwas Empfindungsmäßigen. Das bleibt haften und taucht wieder auf, wenn vergleichbare Gefühle im Kind auftauchen, z.B. in der trotz aller bisherigen guten Gefühle immer wieder noch schwierigen Einschlafphase (Trennungsgefühle, potenzielles Alleinsein, Verlassenheit = Erschrecken vor einer Gefahr). Versuchen Sie vielleicht folgendes: Schenken sie Ihrer Tochter eine kleine und kuschelige Stoffkatze, die jetzt ihr Schlafbegleiter wird. Die kann dann sie selbst schützen und umgekehrt wieder auch sie das kleine Tier. Viele Grüße und viel Erfolg

von Dr. med. Rüdiger Posth am 29.04.2003



Antwort auf: Trauma

Hallo! Ich kann mich an ein ähnliches "Trauma" aus meiner frühen Kindheit erinnern: Mir hat mal jemand aus Spaß gesagt "Wenn du mir nochmal die Zugne rausstreckst, schneid ich sie dir ab!" - Ich war noch zu klein, um den Witz und den Spaß zu erkennen und hab da ganz lange dran geknabbert und Angst gehabt. Irgendwann - auch nach Monaten erst - hab ich`s meiner Mama erzählt. Zu eurem Problem, dass deine Tochter Angst hat, dass die Katze ins Haus kommt. Mein Bruder hatte im Kleinkindalter eine totale Angst, dass Wölfe in unser Haus kommen (obwohl es die ja noch nichtmal in freier Widlbahn gibt bei uns). Meine Mama hatte ne super Idee: Einfach einen kleinen Zettel geschrieben ("Wölfe dürfen hier nicht rein") und innen gegen das Glas neben der Haustür geklebt - auf Wolfs-Augenhöhe, versteht sich *g*. Seitdem war das Problem vorbei, kaum zu glauben, aber wahr!!! Vielleicht ein Versuch wert? LG Janet

Mitglied inaktiv - 28.04.2003, 20:09