Frage: Stuhlverweigerung

Hallo! Meine Tochter hält seit über einem halben Jahr ihren Stuhl zurück. Sie wird im Oktober 3. Mit "Sauberkeitserziehung" hatten wir noch nicht angefangen. Töpfchen oder Klo akzeptiert sie dafür auch nicht. Vom KiA heißt nur Einlauf (unter größten Tränen) und Lactulose. Auch damit hält sie 5-6 Tage an. Und ihr Stuhlgang ist nie richtig hart, wenn mal was kommt. Die ständige schlechte laune, das auf dem Boden rum liegen und Knie zusammendrücken, das Ächzen und Stöhnen rauben mir den letzten Nerv. Das einzige was manchmal hilft ist, sie zum Stehen zu zwingen. Aber damit ist ihr ja auch nicht geholfen. Kann ein Kinderpsycholge einer Dreijährigen bei soetwas helfen? ICH muß sonst bald auf die Couch, denn ihr Verhalten macht mich richtig agressiv. Ich kann ja auch nichts mit ihr und ihren Geschwistern unternehmen, weil sie immer rum"nervt" und ihre schlechte Bauchwehlaune an uns austobt. HILFE! Claudia

Mitglied inaktiv - 11.09.2006, 14:50



Antwort auf: Stuhlverweigerung

Stichwort: Sauberkeitserziehung Hallo, zunächst ist immer zu klären, ob die Obstipation tatsächlich im Sauberkeitsalter aufgetreten ist, oder eigentlich schon von Geburt an bestanden hat. In letzterem Fall wären nämlich auch organische Störungen auszuschließen. Das Problem, in das sich die Kinder hinein manövriert haben, liegt darin, daß sie die Bauchpresse einsetzen und gleichzeitig den Po zusammenkneifen. Dadurch kann der Mastdarm nicht entleert werden. Das Pressmanöver endet frustran. Die eigentliche Ursache liegt aber in der Trotzhaltung. Es wird nicht nur gegen die Elternmacht getrotz, sondern auch gegen die natürlich Macht im eigenen Körper (Zwei- und Dreimächtekonflikt, s. Langstext, Teil 3). Stuhl entleeren bedeutet mehr noch als "Wasserlassen" zur gegebenen Zeit entspannen und "rauslassen". Das aber will das trotzende Kind verhindern, um es dann selbst zu steuern. Die Natur macht mit der Verhärtung des Stuhls ihm einen Strich durch die Rechnung. Das ganze Geschehen schaukelt sich auf. Meist reagieren die Eltern auch noch streng und gezielt auffordernd und verschlimmern das Ganze noch. Dem KiA/KiÄ bleibt dann erst einmal gar nichts anderes übrig, als Mikroklist und Lactulose aufzuschreiben. Wenn man sehr beherzt ist, kann man sich vor sein Kind setzen, das mit angewinkelten Beinen auf dem Rücken liegt und mit ihm "Po auf- und zumachen" üben. Dazu reizt man den Anus mit einem Wattestäbchen und gibt die entsprechenden "Befehle". Im Sinne der Verhaltenstherapie kann man erfolgreiches Mitmachen mit einer Kleinigkeit belohnen. ansonsten sollte man sich fragen, wie man das allgemeine Trotzproblem mit den drei Methoden Akzeptanz, Deeskalation und Intervention (s. Langtext, Teil 3) in den Griff bekommen kann. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 15.09.2006