starke Anhänglichkeit meiner Tochter ...sorry, sehr lang

Dr. med. Rüdiger Posth Frage an Dr. med. Rüdiger Posth Facharzt für Kinderheilkunde, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut

Frage: starke Anhänglichkeit meiner Tochter ...sorry, sehr lang

Hallo Dr. Posth! Meine Tochter ist 2 1/2 Jahre jung und extrem auf mich fixiert. Schon seit ihrer Geburt. Ihren Vater(meinen Mann) lehnt sie mehr oder weniger ab. Er darf ihr nicht gute Nacht sagen, sie bleibt auch nicht mit ihm alleine. Nun habe ich einige Seiten vorher gelesen, daß das daran liegen könnte, daß der Vater nicht so häufig anwesend ist. Bei uns ist es so, mein Mann arbeitet die ganze Woche, ist aber so gegen 18.00 meist zu Hause. Dann hockt er vorm PC, meist, bis sie ins Bett geht. Am WE schläft er lange, und spielt auch nicht viel mit ihr. Wenn, dann für 10 Minuten und dann muß er mal eben an den PC. Naja, spazieren oder so zu dritt ist sehr selten. Bin eigentlich mehr alleinerziehend. Nun treffe ich mich ab und zu mit alten(von früher) männlichen Freunden. Bei denen ist sie ganz anders. Ich kann dann sogar im Laden woanders gucken gehen, es ist ihr egal. Ich bin sozusagen abgemeldet. Ich finde das sehr schön, daß ich dann mal etwas Zeit für mich habe. Auch, wenn meine Tochter mal wach wird und mein Mann hingeht, wird sie richtig hysterisch und kriegt sich wirklich nicht mehr ein. Muß auch noch dazu sagen, daß wir uns zur Zeit öfter mal zoffen, und sie es dann leider mitbekommt. Ich würde gerne abends mit meinem Mann darüber reden, aber er kann nicht so lange warten. Meine Tochter hält sich dann immer die Ohren zu oder läuft aus dem Zimmer. Auch ist er teilweise etwas "impulsiv", wenn was im Weg steht, und er drüber stolpert, "tritt" er es weg. Meine Tochter hat ein Papphaus im Flur stehen, und da hat er einmal, aus lauter Wut, reingetreten. Leider hat sie genau dahinter gestanden, und fürchterlich bitterlich geweint. Er will und kann sich in dem Moment nicht beherrschen, sagt er. Liegt es daran, daß meine Tochter so an mir klebt(an der ganzen Situation)??? Allerdings, wenn mein Mann von der Arbeit kommt, läuft sie im in die Arme, es wird kurz gekuschelt aber dann war es das auch wieder. Der heutige Abend sah so aus, mein Mann hat vor dem PC gesessen und als ich die kurze ins Bett gebracht habe, hat er sich aufs Sofa gesetzt. Sorry für den langen Text, aber es macht mir schwer zu schaffen. Mir tut meine Tochter leid. Wenn sie ihn fragt, kommst du spielen, dann kommt meist ein Ja, gleich oder ich kann jetzt nicht. Gruß Britta

Mitglied inaktiv - 01.03.2004, 21:42



Antwort auf: starke Anhänglichkeit meiner Tochter ...sorry, sehr lang

Liebe Britta, es tut mir natürlich leid für Ihre Tochter und Sie, wie die familiäre Situation im Moment ist. Daß der Vater zur Loslösung gerade jetzt besonders wichtig ist, wissen Sie wahrscheinlich längst aus meinen Antworten. Vielleicht können Sie das Ihrem Mann doch noch klar machen. Es ist die Aufgabe eines jeden Vaters, seinen Beruf und seine Familie irgendwie "unter einen Hut" zu bekommen. Damit steht Ihr Mann mitnichten allein da. Die Zeiten aber, die ihm dann zum Spiel und zur Gemeinsamkeit mit seiner Tochter zur Verfügung steht, muß er liebevoll und voller Verständnis mit ihr verbringen. Davon hängt für seine Tochter viel ab. Vielleicht muß ja nur Einiges in seinem Beruf anders organisiert werden, damit wieder mehr Freizeit für die Familie zustande kommt. Er muß wissen, daß sich seine Tochter im Grunde danach sehnt, einen liebevollen Vater zu haben. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 03.03.2004



Antwort auf: starke Anhänglichkeit meiner Tochter ...sorry, sehr lang

Hallo Britta, mir tut deine Tochter auch sehr leid. Was hat denn deine Kleine nur verbrochen, dass dein Mann sich so gleichgültig und sogar gemein ihr gegenüber verhält? Ist er eifersüchtig, weil du so viel Zeit mit ihr verbringst oder hat er einfach überhaupt kein Interesse an der Kleinen? Hat er vielleicht ein gestörtes Verhältnis zu seinem Vater? Wie äußert er sich denn dazu? Ich kann ja nachvollziehen, dass manche Väter mit sehr jungen Säuglingen nicht viel anfangen können, aber mit eurer Kleinen kann man doch schon so viel unternehmen. Wieso setzt er sich lieber an seinen PC, anstatt mit ihr wenigstens mal eine halbe Stunde (oder so) zu spielen? Das ist doch wirklich nicht zu viel verlangt, auch wenn er spät nach Hause kommt. Vor allem das rücksichtslose Verhalten deines Mannes gegenüber eurer Tochter (Tritt in ihr Papphaus, Streit in ihrer Gegenwart) finde ich total ätzend. Weiß er denn nicht, was er damit alles anrichten kann? Da ist es nicht verwunderlich, dass sie hysterisch wird, wenn er an ihr Bettchen kommt. Wahrscheinlich regt er sich dann auch noch darüber auf. Was würde denn dein Mann sagen, wenn eure Tochter mal eben so aus Wut seinen PC demoliert? Ich fasse es nicht. Das was dein Mann jetzt versäumt, wird er später nicht mehr nachholen können. Schade! Mein Mann arbeitet auch viel und kommt wochentags erst sehr spät nach Hause. Er ist dann meistens total geschafft. Trotzdem geht er IMMER zuerst zu unserer kleinen Tochter. Er beschäftigt sich dann solange mit ihr, bis sie zum Schlafen fertig gemacht wird. Für seine kleine Prinzessin würde er einfach ALLES stehen und liegen lassen. Das zu wissen, macht mich richtig glücklich. Eure Familiensituation käme für mich nicht in Frage, auf so einen "Vater" könnte ich gerne verzichten. Das Wohl des Kindes muss meiner Meinung nach immer im Vordergrund stehen. Früher oder später wird deine Tochter sehr stark unter der ablehnenden Haltung ihres Vaters leiden. Auch wenn kleine Kinder scheinbar gelassen damit umgehen und irgendwann demjenigen gegenüber gleichgültig erscheinen (eine emotionale Schutzmauer errichten), hinterlässt es tiefe Wunden. Kleine Kinder beziehen das Verhalten Erwachsener meistens auf sich, d.h. werden sie abgelehnt oder ignoriert (nicht geliebt), denken sie, der Fehler/Grund liegt bei ihnen, weil sie böse etc. sind. Ich spreche leider aus Erfahrung. Der Vater meines "großen" Sohnes hat auch kein Interesse an seinem Kind gehabt, obwohl er es vorher gar nicht erwarten konnte, endlich Vater zu werden. Ich habe mir das Ganze zwei Jahre lang angeschaut, dann habe ich ihn vor die Tür gesetzt. Heute kann ich sagen, dass das für meinen Sohn (und mich) die einzig richtige Entscheidung war. Es heißt zwar: Besser einen schlechten Vater, als gar keinen! Dies kann ich jedoch nicht bestätigen. Bei euch sollte es aber bestenfalls gar nicht erst so weit kommen. Ich hoffe sehr, das dein Mann sich besinnt und endlich eine normale Beziehung zu eurer kleinen Tochter aufbaut. Ich würde sein Verhalten, an deiner Stelle, jedenfalls nicht akzeptieren, der Kleinen zuliebe. Für deinen Mann kann doch eure Situation auch nicht befriedigend sein, oder? Leider habe ich auch keine "Patentlösung" für euer Problem. Ich wollte eigentlich nur mal "meinen Senf dazu geben". Davon kannst du dir auch nichts kaufen, ich weiß. Ich wünsche euch aber auf jeden Fall, dass ihr das SCHNELL hinbekommt und ihr (alle) glücklich und zufrieden werdet. Das gilt besonders für dein kleines Töchterchen. Liebe Grüße Nette

Mitglied inaktiv - 02.03.2004, 15:02



Antwort auf: starke Anhänglichkeit meiner Tochter ...sorry, sehr lang

Hallo! Danke für Deine Antwort. Der Vater meines Mannes ist bei einem Autounfall ums Leben gekommen, da war er acht Jahre alt. Er spricht eigentlich gar nicht darüber. Verdrängt es bis heute. Es ist nicht so, daß er sich gaar nicht kümmert. Wenn er z. B. Mittags nach Hause kommt, dann nimmt er sie schon auf den Arm und kuschelt mit ihr. Aber das sind eben immer nur ein paar Minuten. Zur Zeit hat er sehr viel Streß auf der Arbeit, aber es macht mich auch sehr wütend, daß er kaum Zeit mit ihr/uns verbringt. Er sagt halt, er ist so ko, wenn er nach Hause kommt. Hatte gestern abend noch ne Disskussion(?) mit ihm, von wegen, was soll er seiner Tochter eine heile Welt vorspielen, die es nicht gibt. Hallo????? Die kurze wird 3 Jahre alt. Alles in allem passt mir die ganze Familiensituation nicht. Ich werde mir das auch nicht mehr lange angucken. Fahre Ende April zur Kur, dann werde ich mir in Ruhe über alles Gedanken machen. Gruß Britta

Mitglied inaktiv - 02.03.2004, 15:17



Antwort auf: starke Anhänglichkeit meiner Tochter ...sorry, sehr lang

Hm, ich hänge mich mal etwas rein. Also, so wie sich Dein Mann verhält brauchst Du Dich echt nicht zu wundern daß sie ihn so ablehnt.Kinder haben ganz feine Antennen und bekommen schon megafrüh mit, ob man sich bewußt und interessiert oder eher auf Druck mit ihnen auseinandersetzt.Und wenn Dein Mann eben keine Zeit hat - bzw. sich keine nimmt - dann ist das sehr traurig.Denn gerade am WE sollte man dann als Familie losgehen.Bei uns ist es so, daß wir gleichermaßen zuiständig sind, wir gehen beide voll arbeiten und er studiert noch,dennoch ist er zu Hause voll und ganz für sie da, genau wie ich.Wir haben auch oft genug keine Lust mehr zum Spielen weil der Tag so stressig war und wir völlig kaputt sind.Aber - wir haben das Kind gewollt und wir müssen jetzt damit klar kommen.Und das sollte Dein Mann sich echt mal überlegen. Er geht quasi nur arbeiten und ist schon gestresst - sorry, hat sicher einen stressigen Job, aber den haben zig 1000 de auch und die kümmern sich trotzdem liebevoll um ihren Nachwuchs. Es tut mir leid für Euch beide - aber ändern kannst nur Du alleine etwas an der Situation. LG, Jamu

Mitglied inaktiv - 02.03.2004, 21:55



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