Frage: Selbstentdeckung

Sehr geehrter Herr Dr. Posth, Sohn (22M.;forumsgerecht) antwortete gestern auf die Frage "wer er sei/bzw. wie er heißt" (wir standen gemeinsam vor dem Spiegel) "Mama". Er selber spricht seinen Namen nie selber aus. Wenn wir ihn dazu ermutigen, weigert er sich, obwohl er schon viele Vornamen von anderen Personen ausspricht. Mich beunruhigt das. Unser Sohn hat sich mit 14M. bereits im Spiegel erkannt (roter Punkt). Er erkennt sich auf Fotos und wenn wir fragen, "wer ist das", zeigt er auch auf sich. Er differenziert auch beim Betrachten der Bilder und ordnet die Personen richtig zu. Papa und Oma dürfen alles machen, außer ihn ins Bett bringen, weil ich noch zum Einschlafen stille. Hauptsächlich betreue ich aber noch unseren Sohn. Ist das ein Zeichen für eine stagnierende Loslöung und mangelhafter Selbstfindung? Herzlichen Dank und beste Grüße!

von Son18 am 20.01.2014, 08:27



Antwort auf: Selbstentdeckung

Hallo, auch Kleinkinder erleben sich noch in einer starken Einheit mit der Mutter als ihrer primären Bezugsperson. Ursprünglich war das das Empfinden in der Mutter-Kind-Dyade. Erst im Rahmen der Loslösung gelingt es den Kindern ein mit sich selbst identisches Selbst aufzubauen und ihm die sprachliche Bezeichnung "ich" zu geben. Spricht Ihr Sohn denn in der Ich-Form, wenn er seinen Namen nicht benutzt? Das ist eigentlich das Entscheidende. Wenn er sich im Spiegel als "Mama" bezeichnet, kann das daran liegen, dass er in der Loslösung noch nicht so weit vorangeschritten ist. Es kann aber auch einfach nur ein Missverständnis gewesen sein, denn Sie standen ja neben ihm und spiegelten sich vermutlich genau wie er. Versuchen Sie es doch noch einmal, wenn nur er im Spiegel erscheint. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 23.01.2014