Frage: Schießen..............

Hallo, im Kiga meines Sohnes (4J.) wird seit einiger Zeit fast nur noch alles mögliche mit Krieg-Kampf-Gewehr-Pistole usw. gespielt! Dies will mein Sohn nun zu Hause auch ständig tun; so nutzt er jeden Stock/Schirm als Gewehr oder so :-( Ich erkläre ihm dann immer,dass das nicht schön ist und ich nicht möchte,dass er so spielt...........aber dadurch,dass er im Kiga das immer sieht, versteht er das nicht so ganz! Im Kiga wird da zwar auch drüber geredet,aber die Kinder spielen es trotzdem weiter (die Erzieherin setzt sich nicht wirklich durch). Wie geh ich nun am Besten damit um, wie reagiere ich in solchen Situtionen?? Vielen Dank und LG

Mitglied inaktiv - 27.11.2006, 09:20



Antwort auf: Schießen..............

Stichwort: Aggression Hallo, zunächst einmal sollte man sich klar machen, daß für Kleinkinder das Spielen mit zu Waffen umfunktionierten Gegenständen nicht die Dimension besitzt, wie der Umgang mit Waffen im Jugend- und Erwachsenenalter. Das Schießgeräusch und die vorgetragenen Angriffshaltung läßt allerdings erkennen, daß irgendwoher Vorbilder eingewirkt haben müssen. Zwar ist das Rollenspiel keine simple Imitation der Realität, aber es ist eine Form des Kindes, sich mit den realen Geschehnissen in der Gesellschaft auseinanderzusetzen. Also Einfluß muß da sein. In der Regel wird dieser Einfluß von älteren Kindern ausgeübt, die es selbst wiederum von den älteren Kindern übernommen haben, als sie noch jünger gewesen sind. So ist der Kreis der Nachahmung geschlossen. Die Frage ist eigentlich nur die, warum wird dieser Kreis nicht unterbrochen, warum hält sich dieses Spiel so hartnäckig und das fast auschließlich unter Jungen. Die Antwort wird man wohl in der Veranlagung des Menschen zu Aggression suchen müssen (s.a. gezielter Suchlauf). Jungen sind stärker aggressiv veranlagt als Mädchen, was ganz offensichtlich mit den männlichen Hormonen zu tun hat. Nun ist Aggression zunächst einmal ein willkommenes Instrument für jeden Menschen, sich und sein Selbst zu verteidigen. Je nach Veranlagung und Lebensumfeld sowie nach gemachten Erfahrungen mit dem eigenen Selbst weitet sich das aggressive Potential aber leicht in Richtung Angriff aus. Ein solcher Angriff macht nur Sinn, wenn es auch einen Gegner gibt. Gegner werden zunächst einmal auch gespielt. Aber vor allen Dingen bei älteren Kindern wird der Gegner dann auch regelrecht gesucht im Sinne einer Projektion. Durch gezielte Provokation werden andere Kinder zu Gegnern aufgestachelt. Irgendein außenseiterisches oder auffälliges Kind dient als ein solche Projektionsfläche. Das müssen Erzieher(innen) früh erkennen und durch Deeskalation unbedingt abbauen. Also spätestens da beginnt die pädagogische Aufgabe. Solange alles noch ein Rollenspiel mit einfachen Imitaten ist und sich weit entfernt von realen Geschenissen bewegt, wird man dem Treiben wohl eher selten einmal Einhalt gebieten müssen. ein gemeinsames Gespräch mit pädagogischen Anspruch darf allerdings nicht fehlen. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 28.11.2006