Frage: Nochmals wegen Krankenhausaufenthalt

Hallo Herr Dr. Posth, Danke für Ihre Antwort letzte Woche. Ich hätte noch etwas mehr zu meinem Sohn (3 Jahre 3 Monate) schreiben müssen, denn an sich kennt er das Krankenhaus (leider) schon zieml gut. Er hatte im 2. Lebensjahr 2 OPs an den Harnleitern u 2 Aufenthalte wg akuten Krankheiten (den letzten vergangenen November wg Lungenentzündung). Mir ging es vielleicht eher darum, ab wann ich erwähnen sollte, dass er nun ins Krankenhaus muss, um ihn nicht völlig zu überrumpeln, ihm aber auch nicht unnötig lange Angst zu machen. Eine andere Frage: wir mussten immer mal wieder wieder helfen, unseren Sohn bei diversen Untersuchungen (MCUs, Szintigrafien, Zugang/Katheter legen) festzuhalten. Inwieweit kann so etwas das Vertrauensverhältnis zu uns Eltern gestört haben? Zum jeweiligen Zeitpunkt hatten wir keine Wahl, denn die Untersuchungen mussten ja gemacht werden, aber im Nachhinein macht es mich doch sehr wütend, dass wir als Eltern dafür "herhalten" mussten :-(. Danke

von mia_sara am 16.01.2012, 07:29



Antwort auf: Nochmals wegen Krankenhausaufenthalt

Hallo, es gibt letztendlich keine Klarheit darüber, was in einem Kind vorgeht, wenn seine Eltern zu Helfern bei ärztlichen Eingriffen werden. Einerseits ist es wichtig für die Kinder, dass die Elterrn bei ihnen sind, andererseits können sie nicht verstehen, warum die Eltern sie nicht besser vor den Eingriffen beschützen. Interessanterweise verzeihen die Kinder ihren Eltern und auch den Ärzten, Schwestern und Arztheferinnen, wenn sie trotz aller Schmerzverursachung und Haltetechnik spüren, dass man es gut mit ihnen meint. Das aber muss man auch klar und deutlich zum Ausdruck bringen in Mimik, Gestik und beruhigender Sprache. Das Kind steht ohnehin unter Strress und befindet sich, wenn es schlimm zugeht schnell im Ausnahmezustand. Da werden die faktischen Ereignisse ausgeblendet und nur die Gefühle bleiben schließlich übrig, allerdings verbunden mit dem Ort, wo es passiert ist, weil der Ort das letzte dann ist, an das sich das Kleinkind klar erinnert. Manchmal wird auch noch die Person erinnert, die den Stress verursacht hat, vor allem, wenn es mehrmals am selben Ort passiert ist. Die schlechten Gefühle, die in Zusammenhang aber mit den Eltern entstanden sind, werden dann gelöscht oder "überspielt", wenn das Beziehungsverhältnis zu den Eltern stimmt und viele gute Gefühle (Urvertrauen und sichere Bindung) vorhanden sind. Einem kleinen Kind sagen, dass man mit ihm ins Krankenhaus muss, sollte man erst Stunden bevor es losgeht. Da es noch nicht weit voraus denken kann, bringt es nichts, schon Tage früher darüber zu reden. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 17.01.2012