Lieber Herr Posth,
vielen, lieben Dank für Ihre Antwort. Der Gesamtzusammenhang ist auch etwas schwierig, da müsste ich zu weit ausholen. Ich weiß nicht, ob Franca im KiGa wirklich so lange braucht, um sich mir "zum Gefallen mit dem Unabwendbaren abzufinden". Sobald ich außer Sichtweite bin, ist es schon so, dass sie mit "ihrer" Christina (ihre KiGa-Freundin)spielt. Oder sie beobachtet aus exponierter Stelle die anderen Kinder, lacht und flachst auch mit ihnen. Aber, sobald sie zu irgendetwas aufgefordert wird, z. B. mitzuspielen, verweigert sie sich. Das ist aber auch so, wenn ich dabei bin bzw. wenn wir jemanden besuchen. Sie reagiert geradezu allergisch auf "Manipulationsversuche" ihres Verhaltens und hat offenbar panische Angst, eine Entscheidung für oder gegen etwas "aus der Hand" zu geben. Mir ist bloß nicht so ganz klar, wieso diese Panik so ausgeprägt bei ihr ist? Sie darf ja vieles entscheiden, aber leider geht das in diesem Alter eben nicht immer. Wie also damit umgehen?
Eine zeitlang hatte sie übrigens gar nicht mehr geweint im KiGa.
Vielleicht sollte ich jeden Tag in den KiGa fahren und es ihr überlassen, ob sie bleibt oder nicht? Oder vorerst gar nicht mehr hinfahren? Oder wieder, wie anfangs bei ihr bleiben?
Und wie schaffe ich es, dass sie nachts nicht mehr meine permanente Nähe braucht? Sobald sie mittags aus dem KiGa kommt, bin ich ja fast auuschließlich mit ihr beschäftigt. Die Zeit nehme ich mir auch. Ihre kleine Schwester ist recht "anspruchslos" und liegt oft bloß da und beobachtet uns, sodass ihr verhältnismäßig wenig Aufmerksamkeit zukommt.
Nochmals vielen Dank!
Liebe Grüße
Judith
Mitglied inaktiv - 08.03.2004, 20:16
Antwort auf:
nochmal wg. nächtlicher Unruhe und Mutter-Fixierung
Liebe Judith, die nächtlichen Ängste, die als Vorboten zu einer späteren Trennungsangst zu werten sind, hängen bestimmt mit der Unsicherheit von F. im Kiga zusammen. Was im Kiga wie Bewältigung wirkt, ist in Wahrheit aber nur das -z.T. sicherlich auch eigene- Bedürfnis nach Anpassung. Die traumatische Trennungssituation aber bleibt innerlich bestehen und wirkt bis in die Träume fort.
Ich würde auch sagen, entweder bleiben Sie wieder bei ihr im Kiga, bis sie selbst Sie fortschickt (besprechen Sie das vorher mit ihr) oder Sie setzen mit dem Kiga doch noch ein Weilchen aus. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 10.03.2004
Antwort auf:
nochmal wg. nächtlicher Unruhe und Mutter-Fixierung
Hallo, Judith!
Ich weiss ja gar nicht, ob Dich die Meinung einer Mit-Mutter interessiert, ich schreibs einfach mal.
Ich hab jetzt ein bisschen zurückgelesen, was Du so über Franca geschrieben hast. Mir ist aufgefallen, dass sie recht kurz NACH der Geburt der Schwester in den KiGa kam - das kann ein Teil des Problems sein.
Was Du über Eure Nächte schreibst - das haben wir mit unserer Tochter (im Januar drei geworden) ähnlich - da hat Papa nachts auch nix zu melden bzw. macht sie eher aggressiv. Ich hatte mir da auch so meine Gedanken gemacht, ihre Entwicklung der letzten Monate hat mich aber wieder beruhigt.
Sie geht seit November in eine Spielgruppe (zweimal wöchentlich für 2-3 Stunden). Die Kinder sind dort ohne Mütter. Ich habe die Eingwöhnung ganz, ganz langsam gemacht und wurde auch schon komisch angeguckt. Das war mir egal - unsere Tochter war diejenige, die sich am Besten von allen Neuen lösen konnte, ohne Panikattacken und ohne über längere Zeit apathisch in irgendeiner Ecke zu sitzen. Lange Zeit hat sie sich überhaupt nicht mit den anderen Kindern beschäftigt sondern ausschliesslich mit den Erzieherinnen. Das war aber okay so und sie selbst fühlte sich wohl und ging gerne hin. Dann, vor etwa vier Wochen machte es richtih "klick" und sie fing an, mit den anderen Kindern zu spielen. Das ist ganz schön zu beobachten.
Und - was ich auch kenne, dass sie so genaue Pläne in ihrem kleinen Kopf entwickelt, dass sie es manchmal wirklich nur schwer ertragen kann, wenn das so nicht geht oder man sie nicht gleich versteht, Kommt dann noch Müdigkeit und/oder HUnger dazu - dann geht manchmal gar nichts mehr.
Strenge hilft da gar nicht, nur viel Geduld, die ich je nach eigener Tagesform mal mehr mal weniger habe.
Also - ich kann mir wie gesagt schon vorstellen, dass es etwas mit dem zur Geburt der Schwester zeitnahen Eintritt in den Kiga zu tun hat. Wenn dann noch die Eingewöhnung nicht langsam genug war, kann es doppelt schwer für sie sein.
Falls Du Lust hast, was dazu zu lesen, dann guck mal hier: http://www.liga-kind.de/pages/zeit4.htm und dann unter dem Heft Nr. 2/02: Tagesbetreuung für Kinder unter Drei - wenn Du das Heft anklickst, dann sind besonders die ersten beiden Artikel ganz, ganz toll.
Liebe Grüsse.
Chr.
Mitglied inaktiv - 08.03.2004, 22:42
Antwort auf:
nochmal wg. nächtlicher Unruhe und Mutter-Fixierung
Liebe Christiane,
Liebe Christiane,
vielen Dank für deinen Beitrag und den Literaturtipp. Ich kann mich auch erinnern, dass ich schon mehrere Beiträge von dir in einem anderen Forum (bei Biggi oder Frau Schuster, weiß nicht mehr) gelesen habe und damals auch gewisse Parallelen sehen konnte. Nun war das KiGa-Problem gerade für eine Woche vom Tisch, d. h. ohne Weinen und Widerstand, da ging es heute morgen schon wieder los. Ich hatte auch die Eingewöhnung sehr zaghaft begonnen, war die ersten 10 Tage komplett dabei geblieben und bin zum Stillen von Pia immer in den Personalraum gegangen. Das lief auch ganz gut. Für die Stilldauer hat Franca ja schon ein gewisses Zeitmaß. Die Eingewöhnung danach lief eigentlich auch viel besser, als ich erwartet hatte. Und dann, nach den Weihnachtsferien kam am 3. Tag der Einbruch. Ich hatte sie wieder mit nach Hause genommen, weil ich auch den Eindruck hatte, sie würde krank. Und seitdem war's problematisch, jedenfalls meistens. Dann hatten wir einen Rota-Virus und sie war 2 Wochen zu Hause. Danach bin ich wieder bei ihr geblieben, bis sie sich beruhigt und "eingefunden" hatte. Seitdem will sie morgens in den Kindergarten und nimmt immer etwas mit, das sie der Erzieherin zeigt und ihrer Freundin auch mal leiht. Als wir heute in den KiGa kamen klagte sie über Übelkeit. Ich war natürlich Hin-und Hergerissen, ob ich sie wieder mit nach Hause nehmen soll und das hat sie auch gemerkt. Andererseits setzt sie sowas dann auch immer ein, wenn sie irgendwo nicht hin möchte. Diesbezüglich habe ich schon die unmöglichsten Dinge mit ihr erlebt. Der Zeitpunkt des KiGa-Eintritts war mir auch nicht so ganz recht. Doch sie hat gerade in dieser Phase verstärkt den Kontakt zu anderen Kindern zu suchen begonnen. Und da wollte ich es dann doch probieren. Lief ja auch zunächst ganz gut. Aber wenn bei ihr etwas ein Mal negativ besetzt ist, wird’s schwierig, das Ganze nochmal zu positivieren. Das Problem für mich ist einfach, dass Franca einerseits sehr Mama-fixiert und anlehnungsbedürftig, andererseits aber auch sehr selbstbestimmt ist und und ein starkes Durchsetzungsvermögen hat Wenn sie das Gefühl bekommt, man will etwas mittels „Tricks“ an sie heranbringen, reagiert sie völlig trotzig. Und nachts habe ich den Eindruck, dass sie gar nicht entspannt schlafen kann, weil sie ständig meine Anwesenheit kontrolliert.( Das war aber schon immer so, steht also nicht im Zusammenhang mit dem Hinzukommen eines Geschwisters.) Insofern bin ich ständig hin-und hergerissen zwischen Verständnis für ihre Bedürfnissen einerseits und Konsequenz in der Erlernung von Regeln und Selbstständigkeit anderseits. Wenn wir bei Literaturtipps sind, fand ich übrigens hierzu auch das Buch „was geht da drinnen vor“ von Lise Eliot hochinteressant. Könnte dich auch interessieren, bist ja, glaub‘ ich „vom Fach“!!?
Liebe Grüße
Judith
Mitglied inaktiv - 11.03.2004, 12:44