nicht anschauen, Vielen Dank für Ihre geschätzte Antwort!

Dr. med. Rüdiger Posth Frage an Dr. med. Rüdiger Posth Facharzt für Kinderheilkunde, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut

Frage: nicht anschauen, Vielen Dank für Ihre geschätzte Antwort!

Hallo Hr Dr Posth, meine Tochter ist jetzt 22 Monate alt und gerade ziemlich erkältet. Ich würde sagen, wir haben eine gute Bindung, in Sachen Loslösung konkurrieren Oma, Tante und Papa, da Papa leider viel arbeiten muss und oft erst nach Hause kommt, wenn sie schon schläft. Gestern mittag als sie übermüdet war und sich auch nicht besonders fühlte konnte nicht einmal ich sie mehr trösten. Ich durfte sie nicht anfassen und ich sollte zwar nicht weggehen aber ich sollte sie nicht anschauen (sie spricht schon sehr viel). Warum? Was bedeutet das im Bezug auf die Loslösung? Neulich hatten wir Besuch von einem Bekannten (X), den die Kleine noch nie gesehen hatte. Als er im Wohnzimmer war hat sie unstillbar geschrien und hat immer gesagt "X nicht kommen", "Papa nicht mit X weg". Das hatte sie die letzten Tage auch gelegentlich mit anderen nicht so gut bekannten Leuten aber sie ist ja auch recht schlapp. Nur bei dem Besuch gings ihr sonst noch gut. Wie reagiert man da am Besten? VG

Mitglied inaktiv - 29.09.2008, 09:06



Antwort auf: nicht anschauen, Vielen Dank für Ihre geschätzte Antwort!

Hallo, solche auf den Einzelfall zugeschnittenen Fragen sind aus der Ferne und ohne Kenntnis der beteiligten Personen schwer zu beantworten. Das Nicht-angeschaut-werden-wollen ließe sich am besten über den im Gang befindlichen Erkenntnisprozess der persönlichen Eigenständigkeit erklären. Im Erkannt- oder Gesehenwerden vollzieht sich die Gewissheit, getrennt zu sein. Gerade diese Tatsache fällt einem kränkelnden Kind schwer, wenn es wieder mit der Mutter ganz verschmolzen sein möchte. Dazu passt, dass Ihre Tochter auch von Ihnen nicht getröstet werden konnte, denn die Erkenntnis allein zu sein muss noch aggressiv abgewehrt werden. Auch was die Angst vor dem Bekannten zu bedeuten hatte, kann ich von hier aus nur schwer sagen. Irgendwie war er Ihrer Tochter wohl unheimlich und furchterregend. Außerdem hat er ihr offenbar den Vater "entführt". Das konnte ihr nicht gefallen. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 01.10.2008