Frage: Nachtrag letzte Woche

Lieber Herr Dr. Posth, ehrlich gesagt ist mir nicht so ganz klar, wie Sie zu der Diagnose Bindungsverwirrung kommen. Meine Tochter wird 21h am Tag von mir betreut, schläft mit mir in einem Bett etc. Sie akzeptiert ihren Papa gut und spielt gerne mit ihm. Aber sie läßt sich von ihm nicht abends schlafen legen, wenn überhaupt, dann mal tagsüber. Sie hat früh und stark gefremdelt, langsam wird es besser, aber sie geht nicht zu Fremden auf den Arm, fängt gleich an zu jammern und will zurück zu mir. Sobald sie wieder bei mir auf dem Arm ist, lacht sie. Bei einer Beschreibung vorletzte Woche (Bindung, 11.6., sissl), die wirklich auch von mir hätte sein können, haben sie eine sichere Bindung bescheinigt. Daher bin ich selbst nun etwas (bindungs-)verwirrt. Könnte es sein, daß meine Beschreibung mißverständlich war? Vielen Dank und beste Grüße

Mitglied inaktiv - 25.06.2007, 08:13



Antwort auf: Nachtrag letzte Woche

Hallo, mein Problem ist es tatsächlich, die Schlußfolgerungen über das Verhalten des Kindes immer nur aus den Beschreibungen, die Sie oder die anderen Mütter und Väter geben, herauslesen zu müssen. Da Sie nicht wissen können, was ich eigentlich noch alles für die Rückschlüsse brauchte, muß ich mir manches aus meiner Erfahrung ergänzen. Das geht gut, wenn man so viel Erfahrung besitzt, aber im Einzelfall liegen die dinge dann doch wieder ein bißchen anders. Allerdings hatte ich den Begriff "Bindungsverwirrung" nur aus methodischen Gründen darüber gesetzt, denn ich baue nebenher ein umfangreiches Verzeichnis über alle Themen auf, die hier zur Sprache kommen. An diesem Verzeichnis können Sie über den gezielten Suchlauf teilhaben. Also das war keine "Diagnose", sondern zunächst einmal nur eine thematische Zuordnung. Es geht hier um intensive "Gleichzeitigbetreuung" durch beide Elternteile und was der Säugling daraus in seinem Empfindungsleben macht. Da bleibe ich aber bei meiner Ansicht, was Ihre Tochter anbelangt. Der Status der sicheren Bindung ist dadurch auch gar nicht infrage gestellt! Wir wollten ja nur eine Erklärung für ihr momentanes Verhalten und was Sie am besten tun können, um ihrer Tochter die Orientierung im Beziehungsgefüge zwischen Muter, Vater und ihr selbst zu erleichtern. Viele Grüße und keine Sorge

von Dr. med. Rüdiger Posth am 26.06.2007