Frage: Mehrere "Erziehungsproblemchen"

Hallo, To, 3 Jahre, sprachlich weit entwickelt, weiß viel, erinnert sich an viel, spielt Spiele für Ältere, usw,... beginnt in letzter Zeit viele "Geschichten" zu erzählen. D.h. sie denkt sich Situationen aus, die ihr gefallen und erzählt uns diese dann detailgetreu, als wären sie auch so gewesen. Sie wurde forumsgerecht erzogen, geht seit 4 MO in den Kiga, geht gerne, ist allerdings meist noch Alleinspieler. Außerdem beginnt sie richtig "frech" zu werden, nur weiß ich nicht, ob ihr auch klar ist, was sie da sagt. "Mama schau nicht so blöd und hör jetzt auf mich zu belehren", oder "Es muss nicht immer alles nach deinen Kopf gehen" sind nur einige Bespiele. Ist hier "Bestrafung" mit konsequenten Verbot von z.B. Eis für eine Woche sinnvoll? Das hat sie aber bestimmt nicht von uns zu Hause! Normale Phase versuchen zu deeskalieren oder wie verhalten wir uns richtig.

von Mavita am 06.05.2013, 09:34



Antwort auf: Mehrere "Erziehungsproblemchen"

Hallo, diese "aggressiv" getönten, interaktiven Sprachmuster, die Ihre Tochter jetzt anwendet, hat sie zum großen Teil aus dem Ki-ga. Die benutzten Worte kommen von den anderen Kindern, die diese wiederum aus ihren Elternhäusern mitbringen. Im Alter von 3 bis 4 Jahren erfahren die Kinder etwas, was sie bisher noch nicht wussten, nämlich dass man durch gezielt eingesetzte Wörter Macht über den Andern ausüben kann. Und sei es nur die Macht, dass dieser sich aufregt und ärgert. Bisher haben sie Kinder nur die anders herum gelagerte Version erlebt, dass sie selbst ärgerlich ("sauer") durch die an sie gerichteten Worte der Eltern reagiert haben. Wir Erwachsene bezeichnen das neue Verhalten der Kinder dann als "frech" und bringen damit zum Ausdruck, dass Kinder kein Recht haben, sich einerseits angreifend und andererseits abfällig über ihre Eltern zu äußern. Konsequente Verbote solcher Äußerungen zu Hause führen meist zu nicht viel, denn die Kinder benutzen sie weiterhin hartnäckig und führen ihre Eltern damit bewusst an die Grenze ihrer Toleranz. Außerdem benutzen sie dann diese Ausdrücke außerhalb von zu Hause gegenüber Anverwandten, Bekannten oder fremden Menschen, was man ja nun gar nicht will. Auch Strafen, die zumeist nichts mit dem Vergehen zu tun haben bringen nichts. Eine deutliche Erklärung, was diese Wortwahl für den anderen bedeutet und was sie bei dem anderen auslöst, tut Not verbunden mit der klaren Ansage, dass sie zu Hause nichts zu suchen hat. Das bedeutet natürlich, dass sich auch die Eltern eine herabwürdigende Wortwahl ihren Kindern gegenüber verbieten. Mit der Zeit wirkt hier das gute Vorbild. ansosnten hilft nur eine strenge abweisende Mimik, ein Nichtreagieren oder auch schon mal ein Verlassen des Zimmers, wenn das Kind nicht aufhören will. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 10.05.2013