Sehr geehrter Herr Dr. Posth,
unsere Tochter wird Ende Dezember 1 Jahr alt und meiner Meinung nach hat der Loslösungsprozess schon seit einiger Zeit begonnen (will oft unbedingt zu Papa, lässt sich von ihm –meistens-füttern, zu Bett bringen, baden, wickeln, etc.) Allerdings hat mein Mann sich auch von Geburt an stark in ihre Pflege mit einbezogen, so dass es lediglich phasenweise mal Dinge gab/gibt, die nur ich darf (z.B. Trösten, dafür bin ich ihr in der Regel lieber).
Sie schläft von Geburt an in einem Beistellbett an meiner Seite.
Wäre es für die Loslösung von Vorteil, ihr Beistellbettchen an Papa’s Seite zu stellen?
Soll ich sie denn dann nachts trotzdem trösten, wenn Papa das von ihr aus nicht darf?
Ab Januar werde ich zum Teil auch wieder Nachtdienst machen, da gibt es dann keine Wahl zwischen Mama und Papa, könnte das traumatisch für sie werden?
Weiter wird unsere Tochter nachts mindestens einmal wach, weil sie Hunger hat. Die Zeiten sind immer unterschiedlich, mal um 2 Uhr, mal um 5 Uhr. Wir geben ihr dann immer ein Fläschchen. Ist das noch in Ordnung?
Ab wann brauchen Kinder nachts gar nichts mehr?
Vielen Dank einmal mehr für Ihre geschätzte Antwort,
viele Grüße,
Daniela
Mitglied inaktiv - 15.12.2008, 09:29
Antwort auf:
Loslösung
Liebe Daniela, der Loslösungsprozes beginnt nicht pünktlich am 1. Geburtstag. solche Prozesse sind ja fließend und von daher nur ungefähr festzulegen. Säuglinge, die beide Eltern in der Betreuung intensiv haben erleben dürfen, verhalten sich ohnehin etwas anders im Bindungs- und Loslösungsverhalten. Was die Stellung des Bettes im Schlafzimmer der Eltern angeht, würde ich die Neutralstellung am Fußende vorschlagen. so findet keine ganz klare Zuweisung statt und das Kind hat immer die Wahl.
Loslösung kann und darf nie traumatisch sein. Der Vater oder im umgekehrten Fall einer ersten Bindungsphase die Mutter ist ja immer von Anfang an miteinbezogen in das familiäre Geschehen, so dass auch beide Eltern immer schon im Kopf des Kindes sind. Nur wenn ein Elternteil stark abgelehnt wird, weil er vielleicht lange Zeit außer Hause gewesen ist oder seinerseits das Kind ablehnt, und man das Kind dann zwingt, zu diesem Alternteil ein Beziehung aufzunehmen, kann ein Trauma resultieren.
Essen braucht Ihre Tochter nachts schon seit einiger Zeit nichts mehr. Das Fläschchen ist reine Gewohnheit. Wahrscheinlich ist es besser, demnächst nur zu trösten und geduldig beruhigen, bis das Fläschchen vergessen ist. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 17.12.2008