Hallo,
ich habe vor einiger Zeit Rat von Ihnen bekommen (6 Monate bettlägrig während der 2.Schwangerschaft, Mann 65% seiner Arbeitszeit unterwegs, nun 2 ¾ jähr.Tochter wurde vormittags in einer Krippe, nachmittags zu Hause von 2 Personen betreut; Krippe haben wir beibehalten, die 2 Betreuerinnen sieht sie nicht mehr -> ist das falsch??? 2.Kind ist nun da)
Die Loslösung unserer Tochter macht mir Kopfzerbrechen: sie hat da und in ihrem Selbstwertgefühl eindeutige Defizite, ich weiß aber gar nicht, von wem und über wen sie sich jetzt lösen muß. Seit ich wieder verfügbar bin, hängt sie stark an mir (also Loslösung von mir?), vorher kam sie super mit meinem Mann klar, der sich – im Rahmen seiner zeitl. Möglichkeiten – weiterhin liebevoll um sie kümmert und nett mit ihr spielt. Bei mir habe ich das Gefühl, sie braucht die Sicherheit, dass ich für sie da bin und sie liebe, die sie bei meinem Mann schon hat (also Loslösung von ihm?).
Fortsetzung / Frage folgt
Mitglied inaktiv - 26.02.2007, 10:24
Antwort auf:
Loslösung in besonderer Situation - Teil1
Stichwort: Loslösung
Hallo, die Loslösung ist immer das Herausgehen aus der engen primären Bindung (Mutter-Kind-Dyade oder selten auch Vater-Kind-Dyade) über das Loslösungsvorbild (Vater/Mutter) in die Selbständigkeit. Dei klassische Rollenaufteilung überall auf der Welt macht die Mütter zu Personen der primären Bindung und die Väter zum Loslösungsvorbild. Aber andere Versionen sind auch möglich, insbesondere Ersatzbezugspersonen. Solche Ersatzbezugspersonen sind aber für das Kind zunächst einmal immer nachrangig und müssen sich erst einen Bindungsstatus erarbeiten.
Wenn nun ein zweites oder drittes Kind zur Welt kommt, haben die älteren Kinder die starke Tendenz, sich wieder an die Mutter zu hängen, weil sie befürchten, Bindungsanteile an den nächst Geborenen zu verlieren. Ein Kind, das in seiner Loslösung schon ganz gut voran gekommen ist, und sein Selbst unabhängiger gemacht hat, ist von diesem Bestreben natürlich viel weniger betroffen. Damit solche Spannungen gar nicht erst auftreten, sollte sich der Vater bei der Geburt des nächsten Kindes noch stärker um das ältere Kind bemühen. Das sind in Kürze Gesagt die Grundlagen der Bindungstheorie bei der Geschwistergeburt. Viele Grüße
PS: eine direkte Anschlußfrage läßt mein Forum, glaube ich, nicht mehr zu. Sie müssen sich also bis zur nächsten Woche gedulden.
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 28.02.2007