Sehr geehrter Herr Dr. Post, den Suchlauf zur „Löslösung“ habe ich gelesen. Die Familiensituation:1/2 Jahr sporadischer Kontakt zum Vater, seither keinen Kontakt mehr. Mein Sohn ist jetzt 23 Monate, geht seit 3/4 Jahr in die Krippe, 42h/Woche. Kontakt zu anderen männlichen Bezugspersonen besteht nicht. Auch so leben wir eher zurückgezogen, da wir am Wochenende die Hausarbeit erledigen müssen. Mein Sohn kuschelt sehr gern und viel. Ist aufgeweckt und fröhlich, ab und zu testet er seine Grenzen. Insgesamt ist er aber sehr ausgeglichen und beruhigt sich schnell wenn ich mit ihm rede. Eine Lösung von mir kann ich nicht feststellen. Verwandte sind nicht in der Nähe, eine Nachbarin betreut ihn ½ Tag in der Woche, es besteht jedoch kein enger Kontakt. Wie kann ich meinen Sohn bei der Lösung unterstützen. Er genießt die kurze Zeit am Abend, wenn wir zusammen sind, will gern auf dem Arm und kommt oft kuscheln. Soll ich dem nachgeben. Auf welche "Anzeichen achten, wie unterstützen?Danke!
Mitglied inaktiv - 17.04.2007, 00:00
Antwort auf:
Loslösung AE
Stichwort: Kinderkrippe und Tagesmutter
Hallo, Sie als primäre Bezugsperson können Ihren Sohn in seiner Loslösung gar nicht unterstützen. Denn das Naturgesetz erzwingt eine 3.Person. Das machte ja auch nicht viel Sinn, daß Bindungsperson und Loslösungvorbild ein- und dieselbe Person sind. Denn das hieße einmal hü und dann plötzlich hott zu sagen und das an einem x-beliegen Tage, frei aus der Luft gegriffen. So braucht es auch immer zwei Menschen, ein Kind zu zeugen, nämlich Mann und Frau und je 50% Gen von 2 verschiedenen Menschen. All das sind Naturgesetze, die nicht auszuhebeln sind (allenfalls trickreich zu überspielen).
Säuglinge und Kleinkinder, die früh fremdbetreut sind, haben natürlich 3.Personen als Vorbilder, aber das ist zunächst einmal kein Ausgleich für den fehlenden Vater. So einfach ist das mit der Entwicklungs- und Kinderpsychologie nicht. Was nottut ist eine konstante, einfühlsame und zuwendungsintensive fremdbetreuende Person, die das Kind an sich bindet (Loslösung ist auch Bindung!) und ihre Eigenschaften und Persöhlichkeitsnateile an das Kind weiter gibt. So etwas schaffen allenfalls Tagesmütter, die wenige Kinder mit großziehen. In anonymen Ki-tas kommt meist nur eine rudimentäre, d.h. unvollständige Loslösung zustande und das Kind wird an die Mutter zurückgebunden (was bei Ihrem Sohn ja offensichtlich auch so ist). Damit das Kind aber trotzdem zu sich selbst findet, amcht es eine erschwerte Loslösung durch (s. gezielter Suchlauf, entsprechend Stichworte). Sie können mich gerne wieder fragen. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 20.04.2007