Frage: Klaps auf den Po

Guten Tag Dr. Posth, kürzlich hatte ich eine Diskussion mit einer Freundin ob ein Klaps auf den Po schaden würde. Ich selbst bin Mutter einer 4,5 Monate alten Tochter. Ich bin absolut gegen diese "Art" der Erziehung, sie jedoch meinte dies würde nicht schaden und wie wolle man dem Kind denn sonst Grenzen setzen (wenn es zum Beispiel beisst, schlägt oder ähnliches). In dem Moment wußte ich auch nicht wie, jedoch war ich der Meinung dass dies durchaus auch anders möglich wäre. Wie ist Ihre Meinung hierzu und was sind bessere Möglichkeiten einem Kind Grenzen zu setzen? Ich danke Ihnen für Ihre Antwort im voraus. MfG Jasmin

Mitglied inaktiv - 10.04.2007, 07:09



Antwort auf: Klaps auf den Po

Stichwort Regelkonzept und Grenzsetzung Liebe Jasmin, Ihr Gefühl gibt Ihnen Recht. Auch der Klaps auf die Finger oder auf den Po ist als Schlagen zu werten. Es geht dabei nicht so sehr um den zugefügten Schmerz oder den verursachten Schreck, sondern um die "Botschaft", die damit auf das Kind übergeht. Die Botschaft lautet: wenn ich nicht weiter weiß, schlage ich den Kontrahenten. Oder wenn ich mich ärgere, habe ich das Recht, den Verursacher zu schlagen. Genau das tun dann die Kinder auch bei anderen Kindern oder bei ihren Eltern. Der Begriff Grenzen setzen ist sehr unglücklich gewählt und sollte aus der Pädagogik verschwinden. Im Grunde legitimiert er nur die alte Tradition der autoritären Erziehung. In der Erziehung soll es aber um partnerschaftliche Auseinandersetzung gehen und um das gemeinsame Einstudieren von Regeln. Auf diese Weise werden zwei Dinge gewahrt: Erstens der unbedingte Respekt vor dem Kind und das heißt auch der vor dem schwächeren Wesen. Zweitens das Ansprechen von Verstandes- und schließlich auch Vernunftleistung zur Beseitigung von Konflikten. Das Problem einer jeden heftigeren Eltern-Kind-Auseinandersetzung ist doch immer dasjenige, daß die Emotionen in der Konfliktsituation irgendwann die Oberhand gewinnen und die vernüftigen Schlußfolgerungen behindern. Der von Wut und Ärger bestimmte Impuls erzeugt dann eine aggressive Handlung gegen den vermeindlichen Gegener. Dieses Prinzip einmal in der Kindheit verinnerlicht setzt sich im ganzen späteren Leben fort. Der Begriff Grenzen setzen schafft hierfür die Legitimation. Und genau das ist der Anfang einer jeden Gewalt in der Gesellschaft. Schlagende Eltern sind das "schlagende" Vorbild für ihre später gewaltbereiten Kinder. Das Regelkonzept (s. gezielter Suchlauf) setzt hingegen auf Vernunft und führt von früh auf die verbale, aushandelnde Konfliktstrategie ein. Ziel ist es hierbei, die eigenen Emotionen unter Kontrolle zu bekommen und einer von Vernunft geleiteten Selbstbeherrschung zu unterwerfen. Zugegeben, das ist natürlich nur das Langziel und jedem Menschen platzt auch einmal der Kragen. Aber die Arbeit darauf hin ist entscheidend und das beginnt mit dem unbedingten Verzicht auf jede körperliche Züchtigung. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 11.04.2007