Frage: Klaps auf den Hintern etc.

Hallo Herr Dr. Posth, neulich wurde mir von einer Bekannten gesagt, dass ich -wenn meine Tochter (10 Monate) etwas tut, dass sie nicht soll-ich ihr einen Klaps auf den Hintern bzw. auf die Finger geben soll. Für mich sind das Schläge und ich finde solche Ratschläge unverantwortlich. Sie selbst praktiziert dies bei ihrem Kind, auch wenn es anschließend weint. Meine Frage nun: Wie können sich solche "kleinen" Schläge in diesem Kleinstkindalter auf die Kinder auswirken? Cordula

Mitglied inaktiv - 28.10.2002, 19:29



Antwort auf: Klaps auf den Hintern etc.

Liebe Cordula, Sie haben völlig recht mit Ihrer Ansicht. Schläge sind kein Erziehungsmittel, sondern die Bankrotterklärung des Erziehers. Das Hauptproblem für das Kind besteht neben dem Gefühl der Unterlegenheit und Demütigung (Selbsterniedrigung) in dem Lerneffekt (von ihm selbst unbemerkt), daß Schlagen ein Mittel ist, sich Vorteil und Geltung zu verschaffen. Das wird das Kind später, wenn es darum geht, sich in der Gruppenauseinandersetzung Geltung zu verschaffen, als erlerntes Mittel einsetzen. Wozu das führen kann, brauche ich nicht weiter auszuführen. Das schwache Selbstwertgefühl wird also kompensiert durch ein gewaltsames Sichdurchsetzen. Die nötigen Vorbilder dazu hatte das Kind ja in der frühen Kindheit. Darin liegt also eine gewisse Tragik. Leider werden diese Zusammenhänge von der Gesellschaft immer noch nicht richtig verstanden. Die schweizer Psychoanalytikerin Alice Miller hat einen Großteil Ihrer Arbeit diesem Thema gewidmet. Ihr neustes Buch "Eva´s Erwachen" lohnt sich zu lesen. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 30.10.2002