Frage: Kind malt "verkehrtherum"

Lieber Herr Dr. Posth, es ist zwar nicht wirklich ein Problem, aber ich wundere mich schon. Vielleicht kennen Sie es ja und können es einordnen. Mein eines Kind malt so, daß alles auf dem Kopf steht (vielleicht kennen Sie ja den Maler Baselitz, so ist das). Dreht man das Bild nachher um, ist alles am richtigen Platz und fehlt auch nichts: Gesichter mit Augen, Ohren, Nase, Mund, Haaren, Pupillen oder Menschen mit Hals, Bauch, Beinen, Füßen oder Schuhen, Krawatten, Armen, Händen, Fingern. Bei Tauben, Fliegen oder Gorillas (seine große Liebe), ist es noch präziser. Wie kann das sein? Ist seine Wahrnehmung gestört? Bücher hat er übrigens auch lange auf dem Kopf herum betrachtet, aber es hat sich normalisiert. Oder ist es eine Frage des Alters (er ist jetzt genau dreieinhalb)? Vielen Dank, falls Ihnen was einfällt und Grüße, Eka2

Mitglied inaktiv - 09.10.2006, 12:32



Antwort auf: Kind malt "verkehrtherum"

Hallo, es gibt nachweislich im menschlichen Gehirn ein zentrum, welches für die richtige "Lage" der Gegenstände, der Bilder oder der Schrift zuständig ist. Da es im irdischen Raum vier Richtungen gibt, oben, unten, rechts und links, werden alle gesehenen Gegenstände, incl. der gezeichneten in diesem Fadenkreuz verortet. Dabei gibt es bei einigen Kindern offensichtlich Schwierigkeiten. Sie schreiben die Buchstaben verkehrt herum oder malen, wie Ihr Sohn auf dem KOpf. Dieses angesprochene Zentrum im Gehirn, genau genommen im Scheitelhirn, entwickelt sich aber erst in diesem Alter, so daß bei Ihrem Sohn durchaus noch von einer leichten Reifungsverzögerung auszugehen ist. Sie dürfen ihn daher vorsichtig korrigieren, damit er sich an die richtigen Positionen gewöhnt. Baselitz soll übrigens früher richtig herum gemalt haben (und tut es wahrscheinlich immer noch). Weil er aber nicht genug Erfolg hatte, soll er seine Bilder eines Tages einfach verkehrt herum aufgehängt haben, damit sie eindrücklicher wirken. Das war wohl eine gute Eingebung. Aber vielleicht ist diese Geschichte auch nur eine -zugegeben komische- journalistische Erfindung. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 11.10.2006