Sehr geehrter Herr Dr. Posth, ich mache mir große Sorgen um unser mittleres Kind (Junge, fünf Jahre) und schlage mich mit Selbstvorwürfen herum. Ich versuche es mal kurz und knapp zu schildern. Schon kurz nach der (übrigens sehr einfachen und superschnellen) Geburt merkete ich, dass er anscheinend ganz genau das Gegenteil von seinem 18 Monate älterem Bruder war. Er schrie viel, war immer unzufrieden und einfach sehr anstrengend Man konnte ihn nicht ablegen, nur auf dem Arm war er zufrieden. Damals jedoch wusste ich noch nichts von sogenannten High Need Babys und folgte Ratschlägen aus falschen oder unpassenden Büchern und hatte aufgrund dem, "was man halt so hört und gesagt bekommt" Angst, ihn zu sehr zu verwöhnen, wenn ich nachgebe und ihn viel trage. Ich stillte ihn, der ständig an der Brust sein wollte, schnell ab, weil ich dachte, ihn dadurch zu mehr Kontinuität im Alltag zu bringen und hoffte auf ein zufriedeneres Baby. Das stellte sich natürlich als Irrtum heraus. Kurzum, es war keine schöne Baby und Kleinkindzeit, ich saß mal heulend beim Kinderarzt, mal rannte ich verzweifelt zur Erziehungsberatung mit ihm. Hilfe hab ich jedoch nicht bekommen. Nun, fünf Jahre später, habe ich wieder so ein "HighNeed Baby". Diesmal mache ich alles anders, stillen (obwohl es schwierig mit ihr ist) , Tragetuch, Familienbett... halt alldas Gute, das eigentlich so normal sein sollte. In mir steigen die Erinnerungen an der letzte Babyzeit hoch und ich sehe meinen Jungen wieder als hilfloses Baby vor mir, dessen Bedürfnisse ich aus Unkenntnis und Unsicherheit so missachtet hatte. Er ist auch heute noch unser Sorgenkind, schreit immer noch so viel, kann sich schwer von mir trennen, rebelliert gegen Regeln und Grundsätze. Er benimmt sich oftmals sehr schlecht, auch die Großeltern haben so manchmal ihre liebe Not mit ihm. Andererseits kann er unheimlich lieb und zugänglich sein. Auch wir Eltern schwanken bei ihm zwischen Liebe, Wut und Resignation... Ich würde so gerne mit ihm nochmal von vorn beginnen können, ich bin mir sicher, er hätte sich anders entwickelt, wenn ich damals schon nach meinen Intuitionen gehandelt hätte. Kann ich irgendwie das Vergangenewenigstens zum Teil "wiedergutmachen"? Ich habe nämlich ziemlich große Befürchtungen, wie es mit ihm weitergehen soll. Danke im Voraus
Mitglied inaktiv - 27.09.2004, 10:46