Hallo Dr. Posth! Im Prinzip konnte ich mich auf meine Instinkte bisher verlassen und bin bisher ganz gut damit gefahren. Aber nun befinde ich mich in einer Zwickmühle und weiß plötzlich nicht mehr, was richtig ist. Leider sind die Eltern meines Mannes sehr besitzergreifende Großeltern, die offensichtlich damit gerechnet hatten, selbst unseren jetzt schon zweijährigen Sohn großzuziehen. Ich habe offen gesagt sehr unter diesen „Besitzansprüchen“ gelitten und es sind auch meiner Meinung nach verletzende Dinge passiert, zum Beispiel dass uns der Opa mal nachgefahren ist oder uns oft einfach „abgepasst“ hat, um sich uns anzuhängen. Oder dass die Oma wie eine Furie vor der Tür stand, weil ich es wagte, meinen Sohn für den Besuch beim Zahnarzt bei meiner Nachbarin abzugeben, statt bei ihrer Verwandten, wo sie ihn sich, selbst kurz weggewesen, wieder zu holen erhofft hatte. Die Hysterie um ihn hat sich etwas, aber nicht wesentlich gelegt, und obwohl wir in unmittelbarer Nachbarschaft wohnen und sie ihn ohnehin öfters die Woche sehen, versuchen sie seit je her alles, ihn an sich zu binden. Daß wir auch eine eigene Familie sein wollen, wird meiner Meinung nach nicht respektiert. Natürlich bin ich durch das Verhalten seiner Großeltern „sensibilisiert“ und neige jetzt vermutlich auch zum Überreagieren, zudem ich das Gefühl habe, dass durch das Einmischen und Verwöhnen der Großeltern mir die Vermittlung MEINER Werte nicht mehr gelingt. Denn maßregeln soll ich meinen Sohn zu Hause und nicht, wenn wir bei den Großeltern sind... Nun ist mein Sohn in einem Alter (etwas über 2), wo er natürlich weiß, wo er alles darf, und materielle Dinge schätzt. So haben die Großeltern mittlerweile so viel Spielzeug rausgekramt, daß dort mehr geboten ist als zuhause. Sie "locken" ihn immer mit mehr Spielzeug und möchten, dass er öfters (natürlich allein) kommt, dabei ist er zwei Mal die Woche bestimmt draußen und ansonsten sehen sie ihn bei uns oder sonstwo – eine „Gelegenheit“ finden sie ja immer. Neuerdings nervt unser Sohn aber tierisch, mit "Oma und Opa gehn", wenn’s z. B. langweilig wird, oder wenn wir an deren Haus vorbeilaufen, will er immer dableiben und wir sollen "allein" nach Hause gehen. Offen gesagt habe ich Angst, dass mir die Erziehung aus den Händen gleitet, wenn er jeden Tag bei Oma und Opa ist, weil wir „erziehungstechnisch“ genau gegensätzlich sind. Auf der anderen Seite habe ich Angst, dass ich „klammern“ könnte, weil ich ein Problem mit den Großeltern habe (die ich sonst ja eigentlich mag und die sich auch sehr um meinen Sohn kümmern). Was halten Sie für meinen Sohn in diesem Alter für richtig? Ich bin eigentlich sehr stolz darauf, wie mein Sohn sich von selbst „abnabelt“ – er lässt mir irgendwie auch genug Zeit, mich an die „neue“ Situation zu gewöhnen und auch ich lerne, loszulassen (und bin auch stolz auf mich selbst, weil ich mich für eine klammernde Mutter hielt...) Aber ich glaube nicht, dass er mit zwei Jahren alt genug ist, eigene Wege zu gehen... oder? Ich weiß, andere wären froh, wenn sie Großeltern in der Nähe hätten, ich weiß es auch zu schätzen, aber ich habe mich dafür entschieden zuhause zu bleiben, damit ICH mein Kind erziehen kann. Ich hoffe, die Frage passt ins Forum – es hat ja auch mit der weiteren Entwicklung meines Kindes zu tun. Zumindest schätze ich Ihre Ansichten sehr. Gruß und Danke Charlie
Mitglied inaktiv - 12.01.2004, 14:42