Frage: info an tochter

sehr geehrter herr dr. posth, wir haben eine tochter die in der 27.ssw zur welt kam. wir waren zwar die gesamte zeit - täglich von früh bis spät - bei ihr in der intensivstation. aber ihr aufenthalt dort war sehr lange. sie ist zwar ein bisschen entwicklngsverzögert, aber sonst total gesund. sie ist auch mittels künstlicher befruchtung (ivf) entstanden. was sollen wir unsere tochter hinsichtlich des klinikaufenthaltes mitteilten? bzw. sollen wir dies überhaupt mitteilen? und/oder: sollen wir ihr irgendwann mitteilen, dass sie durch künstl. befruchtung entstanden ist? wir beschäftigen uns schon lange mit diesen zwei fragen und kommen zu keinem schluss. liebe grüße, jürgen

von jürgen-und-lea am 15.04.2013, 09:40



Antwort auf: info an tochter

Lieber Jürgen, den positiven Aspekt um die Geburt herum, also dass Sie als Eltern immer bei Ihrer Tochter waren und sie im Inkubator gepflegt und später auch außerhalb herumgetragen haben usw., das alles können sie Ihrer Tochter unbesorgt erzählen. Sie wird darin Liebe, Mütterlichkeit und Zuwendung ihr gegenüber erleben und sich gut fühlen. Die vielleicht etwas dramatischen Umstände der Geburt selber lassen Sie lieber erst einmal außen vor. Wenn Ihre Tochter sehr viel älter ist, also schon in der Schule, können Sie auch davon ohne Dramatik erzählen. Denn dann wird sie sich dafür interessieren und versteht die Zusammenhänge. Die Tatsache, dass Ihre Tochter einer IVF entspringt, würde ich bis zum Abschluss der Pubertät nicht erwähnen. Es trägt nichts zur Sache Ihrer Elternschaft bei und könnte Irritationen in der Beziehung auslösen. Es ist auch selbst für einen Jugendlichen schwer zu verstehen, warum die Zeugung so stattfinden musste und was dabei passiert. Aber wenn die Adoleszenz eingesetzt hat, dann sind solche Informationen über das eigene Entstehen angebracht und haben auch ein Recht auf Wissen bei dem Betroffenen. Viele Grüße.

von Dr. med. Rüdiger Posth am 19.04.2013