Frage: Ihre Ausführungen zu Kinderkrippen

Hallo Dr. Posth! Ihre Beobachtungen mögen richtig sein, ihre Schlussfolgerungen auch, nur helfen sie momentan im konkreten Fall nicht weiter. Leider!! Denn ich kann fast alles, was sie sagen, unterstützen. Von einer befriedigenden Lösung des Problems sind wir allerdings weit entfernt, vermutlich wird es auch keine geben, denn im Augenblick driftet das alles ja in eine Richtung ab, in der auf Kinder nicht mehr geachtet wird, sondern auf (meist materiellen) Gewinn für die Erwachsenen. Wie dem auch sei, was soll jetzt aber heute eine Mutter tun, die sich mit ihrem Mann zusammen eben ein Haus gekauft hat und mit deren Einkommen gerechnet werden muss? Im Moment sind wir nicht soweit, um das von Ihnen vorgeschlagene Modell anwenden zhu können. Was ist zu tun? Sollen die Eltern bereuen, Wert auf Materielles gelegt zu haben zu Ungunsten ihrer Kinder, die deswegen in den Hort müssen? Es geht bei uns schon lange vor allem um die Befriedigung des Egos, dieses Rad wird sich so schnell auch nicht mehr zurückdrehen lassen. Dass die Kinder früh "untergebracht" werden, gehört da folgerichtig dazu. Das ist schlecht!! Aber was schlagen Sie konkret vor? Viele Grüße von manuela

Mitglied inaktiv - 10.09.2003, 10:24



Antwort auf: Ihre Ausführungen zu Kinderkrippen

Liebe Manuela, ich bin weit davon entfernt, als Moralapostel durch die Lande ziehen zu wollen. Dazu bin ich viel zu realistisch eingestellt. Ich finde es sehr ehrlich und offen von Ihnen, den Konflikt, in dem sich heutzutage zahlreiche Eltern befinden, zuzugeben. Aber vom Zugeben allein ändert sich noch nichts. Das ist Ihnen ja offensichtlich auch klar. Ich glaube nicht, daß die Lösung im Einzelfall auch solche für alle wäre, und letztlich muß eine gesellschaftspolitische Lösung für das Problem Berufswunsch beider Eltern und Kinder gefunden werden. Der Zwang zum Geldverdienen müßte unbedingt durch deutliche finanzielle Entlastungen für Eltern, und zwar mit jedem Kind sich steigernd, reduziert werden. Niemand mit mehreren Kindern dürfte sich z.B. in Deutschland mehr so verschulden müssen, um ein ordentliches Heim zu besitzen, wie es derzeit immer noch der Fall ist. Schließlich sind unsere Kinder die arbeitende Bevölkerung von morgen. Trotzdem kann man auch selbst versuchen, die Problematik, die sich für die Kinder aus dieser Zeitströmung ergibt, einigermaßen zu entschärfen. D.h. vielleicht eine Zeitlang auf das eine oder andere verzichten. Es kann auch nicht immer so perfekt zu Hause gehen. Es muß improvisiert werden. Die Fremd- oder Krippenbetreuung muß unter entwicklungspsychologischen Gesichtspunkten erfolgen, dafür müssen sich die Eltern stark machen. Die Väter müssen die Gelegenheit bekommen und diese auch wahrnehmen!, zu Hause in den ersten drei Lebensjahren mehr präsent zu sein, viel arbeitende Mütter natürlich auch. Usw.,usw. Einstweilen muß sich da jeder seinen eigenen Weg suchen. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 10.09.2003