Frage: Ihre Antwort vom 31.10. Lina 6103

Sehr geehrter Herr Dr. Posth, ich bin neu in diesem Forum und habe mitterweile auch erlesen, dass sie keine Schlaffragen mehr beantworten. Jedoch muss ich, nachdem ich Ihren Beitrag zu o.a. Frage mehrfach gelesen habe, doch einmal nachhaken, in der Hoffnung, eine Antwort zu erhalten. Mich hat nämlich beim Lesen eine grosse Unsicherheit erfasst, da ich meine Tochter Alina leider öfter in den Schlaf weinen lassen muss. Wir hatten von Anbeginn Einschlafprobleme, sie schlief, wenn, dann nur bei mir auf dem Bauch. Alina ist mitterweile 11 Monate alt und ich habe das Gefühl, dass, wenn ich versuche, ihr beim Einschlafen behilflich zu sein, sie sich nur noch mehr in Rage weint. Lasse ich sie jedoch für ein paar Minuten alleine vor sich hin quengeln, schläft sie meistens schneller ein. Ich habe auch zum Schlafen lernen in stark abgewandelter Form die Ferber Methode angewandt. Muss ich Ihren Ausführungen zufolge nun damit rechnen, dass Alina irgendwelche psychischen Folgeschäden zu erleiden hat, nur weil sie nur mit Weinen einschlafen kann. Diese Frage hat mich nun das ganze Wochenende beschäftigt und ich bin nun total verunsichert, wie ich mich weiterverhalten soll. Über eine kurze Antwort wäre ich sehr dankbar. Eine etwas übermüdete Mutti

Mitglied inaktiv - 03.11.2003, 12:44



Antwort auf: Ihre Antwort vom 31.10. Lina 6103

Liebe Alina, welche grundsätzlichen Probleme ich bei der sog. Ferber-Methode sehe, habe ich deutlich zum Ausdruck gebracht. Sähe ich darin nicht eine Gefährdung für das Kind, brauchte ich nicht so zu argumentieren. Wie stark diese Gefährdung nun im Einzelfall anzusehen ist, ist für mich unmöglich zu sagen. Viel zu viele andere Faktoren spielen hier mit hinein. Wahrscheinlich sagt man besser, die "Ferber-Methode" stellt nur einen weiteren Risikofaktor dar, der im Einzelfall auch sehr erheblich sein kann. Aber gottseidank kann man in diesem frühen Alter ja auch noch entscheidend viel wieder ausgleichen, nämlich durch Abweichen von solch rigiden Erziehungsprogrammen hin zu einer einfühlsamen und nachsichtigen Behandlung seines aufwachsenden Kindes. D.h. im Falles des Schlafes: Einschlafen mit kindgerechtem Einschlafritual und eigener Präsenz bis zum ersten Tiefschlaf (Abwechslung mit dem Vater). Zweitens schnelle Erreichbarkeit beim Wiedererwachen und erneute Einschlafbegleitung (meistens nur wenige Minuten). Drittens Erkennen größerer kindlicher Nöte in der Nacht und ihre Beseitigung. Viertens Beachtung der notwendigen Entwicklungsschritte am Tage mit verständnisvoller Zuwendung. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 03.11.2003